Dem Herrjott zo Ihr‘ – De Minsche zor Freud! (Philipp)

Ein ganz normaler Sonntag. Eigentlich. Um 7:00 Uhr morgens klingelte der Wecker, der als Startzeichen einen karnevalistischen Tag einläuten sollte. Um 9:00 Uhr fanden sich die ersten uniformierten Kameraden zusammen, denn eine halbe Stunde später sollte unsere „Mess op Kölsch“ in der Nippeser Pfarrkirche St. Bonifatius beginnen.

Die Regimentsmesse hat viele Besonderheiten, da es sich um kein „normales“ lateinisches Hochamt handelt, sondern eher mit „Orjel, Tröt und Trumm“ zu charakterisieren ist. Doch warum zelebrieren wir diese Art von Messe, die so außergewöhnlich ist, und warum hat sie so einen großen Zulauf?


Kirche und Karneval haben eine große Verbundenheit, denn die Karnevalszeit wird von der Lage des christlichen Festes Ostern mit der vorangegangenen Fastenzeit bestimmt. Ich möchte einige Aussagen zusammenfassen, die mir zu diesem Thema am Sonntag zu Ohren gekommen sind. „Ding Sproch, die es hätzlich, aggressiv un och weich“, so besingen es die Bläck Fööss in einem ihrer Lieder – damit beschreiben sie die Art, wie die Sprache wahrgenommen wird.

Viele Besucher kommen gerade deshalb, da sie sich noch stärker angesprochen fühlen und das rheinische Herz berührt wird. Wenn man genauer hinhört, taucht Gott immer wieder in unseren Lieder auf: „Oh leeven Jott, jevv uns Wasser“ oder „Selvs der Herrjott muß ene Kölsche sin, der löt dich ohne dä Pass nit en dr Himmel erin“. Vieles ist also aus der katholisch-kölschen Historie abzuleiten, die immer dann, wenn man keinen Ausweg findet, nach Gott ruft. Der Kölner wird voller Freude und Lebensmut beschrieben, doch manchmal auch als ein wenig leichtlebig. Vielleicht sucht er gerade deshalb öfter den lieben Gott als andere.


Für andere war es die Möglichkeit, sich so früh in der Session positive Energie zu holen und auch den Wunsch zu äußern, dass wir Rosenmontag bei sonnigem Wetter durch Köln ziehen können.

Für mich persönlich ist es die Möglichkeit gewesen, noch einmal den Verstorbenen zu gedenken, die während des Jahres aus unserem orange/weißen Kreis gegangen sind. Menschen, die plötzlich nicht mehr beim wöchentlichen Wachetraining auf der Bank saßen, die man Jahre lang kannte, und immer mit ihrer fröhlichen und besonderen Art ein Teil von uns waren.
„Wer das Leben recht versteht, will heiter sein, so oft es geht.“ Mit diesem Spruch möchte ich meinen ersten Blogbeitrag beenden. Die Session ist gestartet, drum lasst sie uns bis zum „Äschekrütz“ in vollen Zügen genießen. Gott sei Dank – wem auch sonst?!

 

Fotos: Bernd Teitscheid