Dumm gelaufen – Ein Kölner am 11.11. in Mainz (Alex)

Es ist der 11. im 11. – Karneval! Während sich die Kölner in ihre Kostüme schmeißen, die ersten Fässer angestochen werden und das erste Kölsch im Büdchen gekauft wird, liege ich im Bett und warte darauf, dass die Zeit vergeht. Mit dem Kölner Karneval habe ich heute nichts zu tun! Ich mache mich nämlich auf den Weg nach Mainz. Meine Freundin hat dort eine Vernissage, was natürlich die Frage aufwirft, welcher Mensch in einer Karnevalsstadt eine solche Veranstaltung auf den 11. im 11. legt. Aber sei´s drum, so kann ich mir halt mal das Karnevalstreiben in einer anderen „Hochburg“ anschauen.
Ich bin also nicht in meiner Stadt unterwegs, nicht kostümiert, habe nicht mal einen Schluck Kölsch getrunken und sitze im Auto nach Mainz. Meine Stimmung ist – wie man sich bestimmt denken kann – nicht unbedingt auf dem Höhepunkt. In Mainz angekommen mache ich mich auf den Weg zu der Ausstellungseröffnung, auf der meine Freundin ihre erste Designarbeit präsentiert – eine Leuchte, an der sie in den letzten Wochen viel und schwer gearbeitet hat. Nach einer knappen Stunde in Mainz habe ich noch keinen Jecken, kein Kostüm, noch nicht mal ´ne rude Pappnas gesehen. So langsam beginnen meine Zweifel und das, wie sich später herausstellen sollte, nicht zu unrecht. Plötzlich höre ich Musik aus einem der umliegenden Fenster, sie scheint aus einer Wohnung in einem der oberen Stockwerke zu kommen. Ich kenne das Lied, es ist „VIVA COLONIA“. Wird hier also doch Karneval gefeiert?

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Aber erst geht’s zur Vernissage. Klar, dass sich die Mädels verabredet haben, nach der Veranstaltung feiern zu gehen. Bei mir mussten sie dafür keine Überzeugungsarbeit leisten. Schon während der Veranstaltung trinken wir das ein oder andere Glas Wein, um die Stimmung ein bisschen zu anzuheizen und in die finale Feierlaune zu kommen. So gegen zehn machen wir uns dann endlich auf den Weg. Ich, der bis dahin immer noch keine Sekunde Karneval gefeiert hat und schon seit früh am Morgen darauf wartet, endlich die altbekannten Lieder mitsingen zu können, kann es kaum erwarten. Meine Freundin und ich gehen also noch mal schnell nach Hause und ziehen uns um. Dann geht es los.

Wir gehen in einer kleinen Gruppe zum Red Cat Club (leider nicht die Red Cat Lounge in Köln), dort werde ich ganz schnell wieder auf der Boden der Tatsachen zurück geholt. Es läuft weder Karnevalsmusik noch etwas auch nur ansatzweise Vergleichbares. Was jetzt? Wir ziehen also weiter und suchen nach einem Club, in dem man Karneval feiern kann. Nach einer Weile sehen wir zum ersten Mal gleich Gesonnene, die auch verkleidet sind. Bevor wir aber mit ihnen sprechen können, verschwinden die beiden in einem Hauseingang, wahrscheinlich war der Abend für sie vorbei. Also setzen wir unsere Suche fort, aber auch in zwei weiteren Clubs finden wir nichts, was mit Karneval zu tun hat.

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So gegen zwölf stehen wir dann vor dem letzten Club und sind ratlos. Der Karnevalstraum wird endgültig zerschlagen, als wir ein paar Jungs treffen, die gerade von einer anderen Party kommen und uns erzählen, dass in Mainz am 11.11 eigentlich nur am Vormittag Karneval gefeiert wird. Dumm gelaufen.

So endete für mich ein Abend in Mainz, in dem ich auf alles gefasst war, außer auf das was passiert, bzw. nicht passiert ist. Den wahren 11. im 11. gibt es wohl doch nur in Köln.