Prinzen-Garde: 111 Jahre Liebe und Leidenschaft (Nicci)

Die Prinzen-Garde feiert diese Session ihr 111 jähriges Jubiläum. Eine Zahl, die jecker kaum sein könnte und natürlich auch gebührend zelebriert werden sollte. Das Thema hat mein Interesse geweckt. Um mehr darüber zu erfahren, habe ich mir einen Gesprächspartner gesucht, der sich mitten im Geschehen der Prinzen-Garde tummelt. Und nicht nur da. Marcus Gottschalk tanzte 2012 selber schon als Prinz Karneval durch die Sitzungssäle und ist heute im Festkomitee Kölner Karneval dafür zuständig, die Termine und Auftritte des Dreigestirns zu koordinieren.

Und obwohl er ganz vorne in den ersten Reihen des Traditionskorps mitspielt (Schriftführer im Vorstand der Prinzen-Garde Köln), unterhielt ich mich mit einem sehr gelassenen und freundlichen Mann, dem sein Verein und der Karneval an sich sehr am Herzen liegen. Immerhin wurde der gebürtige Kölner bereits 1995 als Junggardist im Korps aufgenommen und leitet heute die größten Sitzungen und Veranstaltungen der Prinzen-Garde.

Eine Eskorte für den Prinzen

Also habe ich mich am Anfang nach der Geschichte und dem Entstehen der Prinzen-Garde vor 111 Jahren erkundet. Marcus erklärte mir, dass die Prinzen-Garde von ein paar Roten Funken gegründet wurde, um dem Prinz Karneval eine Eskorte zu stellen. Zunächst marschierten sie nur beim Rosenmontagszug mit. Aber ein paar Jahrzehnte später tanzten sie dann auch so durch die Säle und veranstalten Sitzungen.
„Diese Position, das Begleitkorps des Prinzen zu sein, hat sich die Prinzen-Garde bewahrt.“

Alles klar. Und wie wird jetzt gefeiert?
„Die Sitzungen laufen relativ normal. Es gibt ein paar optische Veränderungen, die auf das Jubiläum hinweisen, z.B. in der Dekoration, den Ordensbändchen oder dem Elferratsgestühl.“
Wie ich finde eine dezente, aber dennoch nicht zurückhaltende Lösung.

Natürlich gibt es für den Anlass ein paar Besonderheiten.
„Das Highlight wird unsere Manöverfahrt nach Mainz.“
Da musste ich glatt an den relativ traurigen Artikel meines Kollegen Alex denken, der versucht hat am 11.11. in Mainz Karnevalsfreunde zu finden. 😉
Da sieht das Programm der Prinzen-Garde in Mainz schon besser aus. Das gesamte Korps wird inklusive des Kölner Dreigestirns auf der Festsitzung der Mainzer Prinzengarde aufziehen, zu der die Kölner seit Jahren eine enge freundschaftliche Verbindung pflegen. Und so ganz nebenbei wird die Truppe auch noch von der Ministerpräsidentin von Rheinland Pfalz, Malu Dreyer, empfangen. Das klingt tatsächlich nach einem Highlight!
„Solche Aktionen wollten wir schon immer mal machen, da ist das Jubiläumsjahr ein super Anlass.“

Wobei ich es gleichfalls beachtenswert finde, das für das Pontifikalamt der Prinzen-Garde im Kölner Dom der Erzbischof Dr. Heiner Koch eigens aus Berlin nach Köln anreiste, um die Messe zu halten. Auch hier besteht eine enge Verbindung zur Gesellschaft. Der Herr ist nämlich Regimentsbischof und betreut trotz der Entfernung weiterhin die kirchlichen Anlässe der Garde.
Natürlich gibt es auch eine offizielle Jubiläumsfeier. Aber die findet nur innerhalb des Vereins und ausschließlich mit geladenen Gästen statt. Ähnlich wie bei einem runden Geburtstag wird eine Zeitreise durch die einzelnen Epochen der Vereinsgeschichte unternommen und wichtige Personen wie die Oberbürgermeisterin oder der Präsident des Schwesterkorps, der EhrenGarde, Hans-Georg Haumann werden die Veranstaltung mit ihren Reden bereichern.

„Klar feiern wir uns selbst.“ – Richtig so!
Dafür ist man ja ein Team, ein Verein. Und wenn man selbst nach 111 Jahren stets wächst, an Traditionen festhält und zugleich Blicke über den Tellerrand riskiert, hat man auch einen Grund auf sich selber anzustoßen.

Eine Veränderung gibt es allerdings tatsächlich. Die bisher unter dem Namen „Kostümball“ bekannte Party am Karnevalssamstag im Gürzenich bekommt einen neuen Namen. Die Sause heißt jetzt „Gardedanz“ und wurde konzeptionell komplett auf den Kopf gestellt ab diesem Jahr.
„Das bedeutet 16 Top Acts auf zwei Bühnen. Früher waren es fünf (!). Jetzt haben wir einen DJ mit allem Pi Pa Po und eine ziemlich krasse Show auf der Bühne mit Licht, Einspielern und Konfettikanonen.“
Der neue Name des Balls entstand übrigens durch einen internen Ideenwettbewerb der Prinzen-Garde. Ganze 55 Vorschläge wurden eingereicht, wie man das Ding nennen kann. Der Name steht, das Logo wurde kreiert und eine wunderbare Veranstaltung für jung und alt wurde erschaffen.

Prinzen-Garde: Stichwort jung.

Die Prinzen-Garde nutzt auf sehr vorbildliche Weise diverse Social-Media-Kanäle, um aktiv mit ihren Mitgliedern zu agieren und Fastelovendsfründe über das Geschehen im Verein auf dem laufenden zu halten.
„Vor einigen Jahren haben wir halt bemerkt, du kommst an Facebook ja gar nicht mehr vorbei. Ich bin als Schriftführer im Vorstand ja auch genau dafür verantwortlich. Alles was mit Internet zu tun hat, ist unter meiner Führung. Aber, und das finde ich ganz toll, ich habe eine super junge Truppe dabei, die total Bock haben da was zu machen. Das sind fünf oder sechs Leute bei der Prinzen-Garde, die unsere Facebook-Rechte haben. Die dürfen also posten. Klar gibt es da ein kleines Regelwerk, woran sie sich halten müssen. Aber sie dürfen halt, wenn sie unterwegs sind Sachen raus hauen.“

Dementsprechend ist man bei der Garde immer up-to date. Aus reiner Begeisterung werden die Auftritte mit Go-Pros gefilmt und kleine Filmchen gebastelt. Diese kann man auf dem eigenen YouTube Channel der PG betrachten. Marcus lässt den Jungs da komplett freie Hand. Klar – kontrolliert er die Inhalte, die im Namen der Prinzen-Garde gepostet werden, hat aber eigentlich nie etwas zu beanstanden.

Das aktuelle Motto „Wenn mer uns Pänz sinn, sin mer von de Söck“ wird wie bei fast allen Traditionskorps nicht sonderlich hervorgehoben. Natürlich unterstützt die Prinzen-Garde auch die ganz Kleinen des Vereins.
„Wir sind sehr stolz auf unsere Kindertanzgruppe. Dass die Gruppe ein richtiges Tanztraining bekommt, ist erst seit elf Jahren so. Als wir 100 Jahre alt wurden, wurde aus der Kindergruppe eine richtige Tanzgruppe mit Unterricht, Wochenenden, an denen sie wegfahren und zusammen trainieren können. Und bei jeder Sitzung, auf der sie auftreten, werden sie richtig gefeiert vom Publikum. Und das können wir natürlich super spielen mit diesem Motto.“

Für die Zukunft hat die Prinzen-Garde eigentlich nur eines auf der Agenda stehen.
„Weitermachen wie bisher!“
Bei der Wagenübergabe im Hause Mercedes wurde während einer Rede wohl ziemlich treffend formuliert: „Das macht diesen Verein zu einzigartig. Ihr wisst, dass es Traditionen zu wahren gilt, aber schaut nach vorne und wagt euch auch mal, neue Schritte zu gehen.“
„Wir hoffen weiterhin so einen tollen Zuspruch zu erhalten. Vor allem auch von den jungen Leuten.“

Lieber Marcus, ich sehe da kein Problem! Es war ein tolles und aufschlussreiches Gespräch, was mir viel über die Liebe und Leidenschaft, die innerhalb der Prinzen-Garde waltet, verraten hat. Ich wünsche der Prinzen-Garde alles Gute zum Jubiläum und bin sehr froh, dass du dir die Zeit genommen hast, mir alles ganz genau zu erklären. Hab eine tolle Session!

Marcus Gottschalk im Elferat

Fotos: BKB/Joachim Badura