Kölner Dreigestirn oder „Das Wunder der 5. Jahreszeit“ (Frank)

Was für ein Dreigestirn! „Zack!“, schon flech die Kapp en d’r Eck. Mit energischem Schwung setzt sich die Kölner Jungfrau, verkörpert durch Ex-Prinzentochter Marie Kirsch, stattdessen die goldene Krone aufs Haupt. Da hat wohl jemand an Wieverfastelovend, an dem im Rheinland traditionell die weiblichen Jecken im Mittelpunkt stehen, viel Selbstbewusstsein aufgetankt. Denn fast könnte man meinen, der Selbstkrönung von Napoleon beizuwohnen.

Doch was hier stattfindet, ist kein historisches Spektakel. Vielmehr hat die Mayersche Buchhandlung in Koeln-Nippes am Karnevalsfreitag zur Lesung mit Christina Kirsch geladen. Sie ist die Gattin von Ex-Prinz Holger I. (Holger Kirsch) und hat das Buch „Das Wunder der 5. Jahreszeit“ geschrieben. Erschienen 2016 im Marzellen Verlag, wird hier in Form eines Märchens erklärt, was Kinder über das Kölner Dreigestirn wissen sollten.

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Die Gattin des Jeckenoberhaupts der Session 2015 hat gleich ihr ganzes „Gefolge“ mitgebracht, welches sinnigerweise von Haus aus in der Göttersiedlung am Königsforst residiert: Gemahl Holger sowie ihre „Prinzessinnen“ Marie, Grete und Frida. Auch „Zofe“ Vivi, ist dabei – und zwar nicht nur als Staffage, sondern als eine der Hauptpersonen. Denn Viviane Lopez, die sich im Hause Kirsch als Au-pair-Maedchen verdingt, hat das „Wunder der 5. Jahreszeit“ mit ebenso originellen wie farbenprächtigen Illustrationen „untermalt“.

Lesung mit Theater

Damit sich die karnevalistische „Vorlesung“ von Frau „Professor“ Kirsch möglichst anschaulich gestaltet, wird das Ganze von jungen Narren als Jeckenspill aufgeführt. Der Kölner Bürgermeister, dargestellt von Arwed von Oertzen, verzaubert drei mutige Kinder zum Kölner Dreigestirn: Max Monecke wird zum Prinz Karneval gekürt. Denn schon sein Geburtsdatum am Elften im Elften empfiehlt ihn für höhere Weihen im Kölschen Fasteleer. Da er zudem als 9.999 Baby zur Welt kam, wurde er außerdem zum Ehrenleutnant der Nippeser Bürgerwehr ernannt.

Zum Bauer wird Max Hänsel auserkoren. Und als Kölner Jungfrau darf sich, wie eingangs bereits erwähnt, Marie Kirsch in Schale werfen. Moderiert wird die „Krönungszeremonie“ von Holger Kirsch. Aus seinem Mund erfährt die mit großen Augen zuschauende Kinderschar nebst (Groß-)Eltern, was es mit dem Kopfschmuck des Prinzen auf sich hat. Die rote und die weiße Fasanenfeder repräsentiert die Stadt Köln. Die gelbe Fasanenfeder steht für die Kirche und die grüne für die Menschen.

Das Dreigestirn wird komplett

Auch den Bauer ziert ein prächtiger Kopfschmuck. Die 125 Pfauenfedern auf seinem mächtigen Hut bezeugen seine Wehrhaftigkeit. Denn dem Pfau können selbst giftige Pflanzen nichts anhaben. Schließlich versinnbildlicht die Krone der Jungfrau die Zinnen der Kölner Stadtmauer, und ihr Gewand erinnert daran, wer die Domstadt aus der Taufe hob: Kaiserin Agrippina. „So uneinnehmbar und schön wie Mutter Colonia sollst Du sein!“, gibt Ex-Prinz Holger ihr mit auf dem Weg.

 

Doch beziehungsweise gerade auch während der 5. Jahreszeit ist das Regieren ein anstrengendes Geschäft. Denn es ist nicht immer einfach, das im Rheinland besonders ausgelassen feiernde Jeckenvolk im Zaun zu halten. Daher winkt dem Dreigestirn ein reicher Lohn: „Wenn Ihr Eure Sache gut macht“, stellt Moderator Holger Kirsch in Aussicht, „verleiht der Bürgermeister dem Prinzen ein fünfte Feder.“ Dann dürfen die Drei zu Rosenmontag in einem prächtigen Zug durch die Stadt ziehen und den Jecken am Wegesrand ein freudiges Alaaf zurufen.

Nun wissen die kleinen und die großen Jecken, warum es heute wieder soweit ist: Petrus gebietet dem Regen Einhalt. Den Sonnenschein tragen die Kölner ohnehin im Herzen. Und im Überschwang der fulminanten heutigen Jeckenparade werden Prinz, Bauer und Jungfrau für all die Mühen der vergangenen Wochen entlohnt. Kamelle! Strüssjer! Bützjer!

Kölsche Lieder

Abschließend fröhnt das Auditorium in der Mayerschen dem kölschen Liedgut und erfährt dabei, was die Jecken im Rheinland besonders verbindet: das gemeinsame Singen und Schunkeln. Dabei zeigen vor allem die Pänz, welch motorische Talente bereits in ihnen schlummern. Zu den schier endlosen Strophen von „Ohne Dom, ohne Rhing, ohne Sunnesching“ imitieren sie geschickt mit den Händen die dazu eigens kreierte Zeichensprache von Micky Nauber, dem Sänger der Domstürmer. Beim gefühlt 111 „Oh, Oh, Oh, Oh, Oh habe ich es dann endlich auch kapiert.

In diesem Sinn ein von Herzen kommendes Alaaf auf alle kleinen und großen Pappnasen sowie auf das Wunder der 5. Jahreszeit.

P.S. Alle Einnahmen aus dem Verkauf des Kinderbuches gehen an den Verein Laachende Hätze e.V., der benachteiligte Kinder in Köln unterstützt.