Covid-19 – apokalyptisch aber mit Hoffnung (Alex)

Das Corona Virus ist in Deutschland und vor allem in unserem Leben angekommen. Doch was heißt das eigentlich? Was bringt der Kampf gegen einen unsichtbaren Feind eigentlich mit sich?

Ängste

Immer wenn ich Angst habe, versuche ich mir ein paar Fragen zu stellen und diese gleich zu beantworten. Wovor habe ich Angst, warum habe ich Angst und was kann ich tun, damit ich diese Angst nicht mehr habe?

Ich habe Angst davor, meine Familie und meine Freunde zu sehen, die vielleicht ihre Jobs verlieren und nichts dafür können. Es ist beängstigend nicht zu wissen, ob mein Mitbewohner und ich nächsten Monat noch die Miete und unseren Lebensunterhalt finanzieren können, wenn wir, wie einige andere auch, unsere Jobs verlieren würden. Es macht mir Angst zu wissen, dass ich meine Freunde in den nächsten Tagen, vielleicht Wochen oder Monaten, nicht zu Gesicht bekommen werde. Vielleicht klingt es banal, aber meinen besten Freund mehr als ein paar Tage nicht zu sehen, macht mich viel trauriger als ich jemals gedacht hätte. Nicht zuletzt habe ich auch Angst davor, Menschen, die ich liebe, zu verlieren.

Vermutlich habe ich noch nie so viele Nachrichten gelesen, gesehen und gehört, wie in den vergangenen Tagen. Unzählige Push-Benachrichtigungen sind auf meinem Handy aufgeploppt. Sie informieren mich jeden Tag darüber, wie viele Menschen schon infiziert und gestorben sind, wieviele Menschen ihren Job verlieren könnten und wie häufig ich mir die Hände waschen soll, um das Infektionsrisiko zu verringern. Glücklich machen mich diese Nachrichten nicht, aber das tun Nachrichten selten. Letztich bin ich jeden Tag beschämter, wenn ich Berichte über Ärztinnen und Ärzte und Schwestern und Pfleger lese, die sich in Krankenhäusern für das Überleben anderer einsetzen. Die sich täglich einem Risiko aussetzten, das ich panisch zu verringern versuche, um Menschen zu helfen, die auf diese Hilfe angewiesen sind. Ich bin beschämt, wenn ich von Eltern lese, die bei ihrer Familie sind, Kindergeschrei, Wutanfälle und Geldsorgen durchstehen müssen und trotzdem jeden Tag aufstehen, um von Zuhause aus zu arbeiten. Ich bin beschämt, wenn ich Menschen wie Christian Drosten zuhöre und gezwungen bin, dieser unangenehmen Wahrheit, die uns allen bevorsteht, ins Auge blicken zu müssen und nicht zu wissen, wie es weiter geht. Letztlich bin ich beschämt über meine Privilegien, die ich jeden Tag für selbstverständlich halte und noch nie so verspüren konnte wie in diesen Tagen.

Hoffnungen

Was mir Hoffnung gibt, sind die Menschen. Die, die mich umgeben und die, von denen ich in der Zeitung oder sonst wo lese. In einer Zeit, in der Follower und Likes wichtiger zu sein schienen als Freunde oder gute Beziehungen zu seinen Nachbarn, ist es schön zu sehen, wie wir die Nähe zueinander suchen. Damit meine ich nicht die körperliche Nähe, ich meine die persönliche Nähe. Es sind die vielen kleinen Gesten wie Nachbarschaftshilfen oder das tägliche Facetimen mit den Freunden und der Verwandtschaft, die mir Hoffnung geben. Es ist schön zu sehen, dass sich Fremde immer häufiger „Bleiben Sie gesund“ wünschen. Es ist schön, Wohnzimmerkonzerte von Musikern anzusehen oder mitzubekommen, wie sich Kölner jeden Abend an ihr Fenster stellen, um Hilfskräften, Sanitätern, Ärzten und Supermarktkassierern zu applaudieren. Es gibt mir Hoffnung, dass die Straßen leerer werden, weil die Leute einfach zuhause bleiben. Letztlich gibt es mir Hoffnung, dass wir alle unsere Bedürfnisse in den Hintergrund rücken, um zusammen einen Weg aus dieser Krise zu finden. Es fühlt sich an, als würden wir, obwohl wir uns räumlich voneinander distanzieren, näher zusammen rücken, zueinander finden und uns unterstützen. Das macht mir Hoffnung.

Bleiben Sie gesund!

 

Bildnachweis: Alle Fotos © Alexander Bieck