Immisitzung – Karneval mal anders! (Daisy)

Am Samstag war ein ganz besonderer Tag für mich. Zum einen, da ich selbst noch nie auf der Immisitzung war, und zum anderen, weil ich das erste Mal für appsolutjeck unterwegs sein durfte. Ich war mir nicht sicher, was mich erwarten würde. Wie es sich aber als echtes kölsches Mädchen gehört, bin ich immer zum Pferde stehlen bereit.

Seit 2010 ist die Immisitzung im Bürgerhaus Stollwerck ein fester Bestandteil des Kölner Karnevals. Das Programm ist im Stil einer Kabarettshow gehalten. Satirisch und mit einer großen Portion Ironie wird das gesellschaftliche Treiben aus der Sicht der Immis dargestellt. Humor gegen Hass. Ziel ist die Integration von Migranten im Kölner Karneval. Die klassischen Sitzungen samt Elferrat, Büttenrednern und Auftritten von bekannten Künstlern sucht man auf der „Immi“ vergeblich. Dafür wird eine andere Art des Karneval geboten.

Als Einhorn auf der Immisitzung

Für mich sehr interessant, da meine Familie zum Teil auch Migranten sind. „Jede Jeck is von wo anders“ lautet das Motto der Sitzung. Und das spürt man schon zu Beginn. Nicht nur das Ensemble aus Schauspielern, Sängern, Musikern, Puppenspielern und Tänzern kommt aus aller Welt, auch die Zuschauer, wenn vielleicht nicht unbedingt aus aller Welt, aber immerhin auch aus Düsseldorf.

Kurz vor Beginn ist das Foyer picke packe voll. Die Sitzung ist restlos ausverkauft. „Noch en Kölsch?“ hört man aus allen Ecken des Raumes. Natürlich war da auch das ein oder andere für mich dabei, „man könnte ja innerhalb der nächsten drei Stunden verdursten“, so mein Gedanke. Tatsächlich griff ich zu ein paar der begehrten Stangen aus folgendem Grund: Bei den meisten Sitzungen, jedenfalls die, die ich so kenne, herrscht Weinzwang. Also ist das Foyer die einzige Möglichkeit überhaupt noch ein Kölsch zu sich zu nehmen. Bei der Immisitzung ist dies nicht der Fall. Die Kränze gehen die gesamte Sitzung durch die Räume. Immer schnell und frisch gezapft, das ist schließlich das, worauf es ankommt. Pünktlich um 19:30 Uhr ging es dann auf die Plätze und das Programm ging mit dem eigens komponierte Song „Jeder Jeck is von wo anders“ los.

Thema der Immisitzung ist wie der Name verrät: Integration von Immigranten. Hierbei sind aber nicht nur die Zuwanderer aus anderen Ländern gemeint. Für den Kölner ist ja jeder Immi, der zugezogen ist, sprich kein gebürtiger Kölner ist. „Gemeinsam etwas schaffen, Zeit und Offenheit von den Menschen“, das möchte die Immisitzung von den Zuschauern. Gerade in der heutigen Zeit ist es mehr als wichtig, die Thematik aufzugreifen und anzugehen. Das machen die Immis, die nebenbei erwähnt auch tatsächlich allesamt Immigranten sind, schon seit 17 Jahren erfolgreich.

Die Themen: groß & klein, immer aktuell

Etwa drei Stunden lang wurden wir mit Themen, die uns alle betreffen, ob Kölner oder nicht, unterhalten. Die immer verspätete Deutsche Bahn (auf diesem Weg herzliche Grüße an diese, ich persönlich kann ein Liedchen zu trällern, die RE5 nach Düsseldorf hat IMMER Verspätung), das Verkehrsmanagement samt Baustellen (die gefühlt seit 10 Jahren an jeder Ecke auf uns warten und unseren Verkehr lahm legen), typische familiäre Feiertagesprobleme (wenn die neue Freundin an Weihnachten etwas seltsam auf Kartoffelsalat und Würstchen reagiert) und die Angst vor Überfällen und Gewalt (Stichwort Silvester 2016).

Aber auch Themen, die unsere Immis betreffen, wurden auf die Schippe genommen: Der Konflikt zwischen Erdogan und den Türken („Das ist nicht mein Präsident!“), ein Friseurbesuch einer Muslima (Gestaltet sich tatsächlich äußerst schwierig, wenn die Burka nicht ausgezogen werden darf), der ewig andauernde USA-Kanada Konflikt. Natürlich musste auch auf die Jugend geschimpft werden. „Hosen mit Löchern und nur am Smartphone“, zu gebrauchen sind sie für nichts. „Und erst diese Jugendsprache…“, frei nach der Stimmung. Alle Themen wurden auf eine sarkastische Weise zugespitzt, was viele Lacher brachte. Vielleicht bekommt der ein oder andere noch eine der begehrten Karten, deshalb wird an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

Alles in allem bedient sich die Immisitzung unterschiedlicher Themen und doch haben sie alle etwas gemeinsam: Sie sind mit einem Augenzwinkern zu verstehen und vor allem natürlich nicht zu ernst zu nehmen. Und genau das ist für mich der Kölner Karneval: Das Leben nicht zu ernst zu nehmen. Einfach bunt, schrill und verrückt sein. Einfach anders. Alles Dinge, die wir zu oft in unserem Alltag vergessen. Zu steif, zu streng, zu pessimistisch. Wir sollten uns eine Scheibe von den Immis abschneiden und öfter mal lachen, nicht nur an Karneval.

Liebe Immis, Danke für den tollen Abend!

Restkarten findet ihr hier.