Angst vor buntem Holz – leider kein Karnevalsscherz (Der Wilfried)
Die Knabüs oder hochdeutsch die Knallbüchse wird momentan in den Medien hochgehandelt. Diese Gewehrimitation der Wachsoldaten der Traditionsgesellschaften sollte von Anfang an den Militarismus persiflieren.
Nun leben wir momentan in einer schrecklichen vom Terrorismus geplagten Welt, in der das Tragen von so genannten Anscheinswaffen rechtlich verboten ist, da man sie aus der Entfernung von richtigen Waffen kaum zu unterscheiden mag.
Wenn nun in Aachen, wie geschehen, ein Polizist diese Knäbüs konfisziert, sind das zwei Seiten derselben Medaille. Aus weiter Entfernung hat die Knabüs für den Nichtkarnevalisten durchaus den Anschein einer scharfen Waffe, wenn es auch ersichtlich sein sollte, dass aus dem Lauf ein kleines buntes Strüssjer hervorlugt.
Weiß das der normale Tourist aus nichtkarnevalistischen Ländern? Nein. Weiß das ein nichtkarnevalistischer Ordnungshüter von anderswo? Nein, aber der sollte es wissen. Zweifellos hat der Polizist das Recht auf seiner Seite. Aber in was für einer perversen Welt leben wir denn eigentlich, in der das Tragen von Holzgewehren rechtlich verboten ist.
Bei den Degen der Offiziere der Traditionskorpsist eine Ehrenbezeichnung. Zum Traditionskorps wird eine Gesellschaft vom Festkomitee-Praesidenten ernannt, weil sie sich mit ihrer Brauchtumsförderung in den historischen Uniformen um den Karneval verdient gemacht hat. Derzeit gibt es im Kölner Karneval neun Traditionskorps: die Roten und die Blauen Funken, die Ehrengarde, die Nippeser Bürgerwehr, die Bürgergarde blau-gold, die Prinzengarde, die Altstädter, der Treue Husar und das Reiterkorps Jan von Werth. More hat man eine kölsche Lösung gefunden. Waren diese Degen einstmals spitz und geschliffen, hat man sich heute darauf geeinigt, diese zu entmilitarisieren. Das heißt, dem Degen oder dem Zabel die Spitze zu nehmen und rund zu schleifen. Ab diesem Zeitpunkt geht er als Theaterrequisit durch und so ist es rechtmäßig erlaubt, diesen zu tragen.
Bei der Knabüs ist dies etwas ganz anderes. Sie sieht aus wie ein altes Gewehr und ist demnach als eine Anscheinswaffe zu behandeln. Wir Kölner lachen darüber, da wir ja in puncto Fastelovend das Maß aller Dinge sind.
Doch was ist mit den Bürokraten, der Staatsanwaltschaft und der Polizei oder denjenigen, die immer aufs Recht pochen? Man stelle sich vor, ein Kölner Wachesoldat befindet sich in einer nichtkarnevalistischen Stadt auf Geschäftsreise, hat sein komplettes Wacheequipment im Kleidersack o.ä. dabei und latscht mit der Knabüs an der Hand durch die City. Halleluja. Ich mag mir nicht vorstellen, was dann da los wäre.
Aber wir sind hier im Rheinland und hier gibt es die karnevalistischen Hochburgen. Da gehört es zum Grundwissen, dass die Knabüs ein Persiflagegewehr ist.Es sieht aus wie eine uralte Knarre, ist aber keine. Klingt blöd, ist jedoch so.
Was bedeutet dann auf der anderen Seite der rechtliche Begriff der Anscheinswaffe? Nämlich genau dies, was das Wort aussagt: „Anschein“!
Futteral drüber, Ende fertig. Bei Brauchtumsveranstaltung ist das Tragen der Knabüs gestattet. Wir kommen jetzt vom Hölzchen zum Stöckchen. Was ist denn mit dem Tragen dieser Anscheinswaffe vom Bus über die Straße zum Auftrittsort oder zum Saal, zumal dies ja meistens nicht in geschlossener Gruppe absolviert wird?
Fragen, Fragen und nochmals Fragen!
Fingerspitzengefühl ist hier angesagt, für Touristen, für Nichtwisser und für Ignoranten. Einfach mal darüber nachdenken, wo man ist, oder nachfragen beim Träger der „Anscheinswaffe“ bevor man hysterisch die GSG 9 oder Amnesty International anruft. Ein heikles Thema, der Kölner lacht darüber, aber in diesen traurigen Zeiten des Terrorismus absolut diskussionswürdig. Auch unser Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More ist in diesen schrecklichen Zeiten nicht unantastbar. Auch nicht hier in Köln.
Mal ein ganz ernster Blog
Der Wilfried
Fotos: BKB, Joachim Badura