Figaros – Party pur im Tanzbrunnen (Frank)

Wenn ich das nächste Mal die Kostümsitzung der K.G. Kölsche Figaros e.V. besuche, verzichte ich auf das Tragen meiner Uniform. Denn dann verkleide ich mich lieber gleich als Fotoapparat. Warum? Nun, wenn ich normalerweise für AppSolut Jeck unterwegs bin und Bilder schieße, zieren sich die meisten, wenn ich um die Freigabe der Fotos für unseren Blog bitte. Nicht so bei dieser im wahrsten Sinn des Wortes „haarigen“ Veranstaltung. 

 Kölsche Figaros, Köln Karneval, Kölner Karneval 2017

Achtung: Aufnahme!

Denn als die Figaros es am Sonntag ab 16 Uhr im Tanzbrunnen karnevalistisch krachen lassen, brauche ich kaum auszusprechen: „Darf ich eine Aufnahme machen und diese auch veröffentlichen? Schwupps, schmeißen sich ausnahmslos alle umgehend begeistert und zustimmend in Pose. Dabei ist ein Blick durch die Linse gerade hier außerordentlich lohnenswert. Denn selten sieht man im kölschen Fasteleer derart zahlreiche phantasievolle, originelle und mit Sorgfalt gestylte Outfits. Einfach schön! Da vergisst man glatt das Schreiben.

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Nachhilfe für Süddeutschland

Aber keine Sorge, es gibt auch verbal einiges zu berichten: „Als was seid Ihr denn verkleidet?“ fragt eine in rheinischen Karnevalsdingen offensichtlich unkundige Kopfdompteurin, als sie mich und meinen Freund Günter in unserer orangenen Kluft sieht. Kumpel Lutz versucht zu helfen: „Na, an welche Frucht erinnert Dich die Farbe Orange denn?“

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Pause, ratlose Augen schauen uns an. Also ein zweiter Versuch von mir: „Mit Kiwis hat sie eher weniger zu tun!“ Nützt nichts, noch immer Schulterzucken. Also klären wir die Schöne aus dem Süddeutschen auf: Erstens sind wir nicht verkleidet, sondern wir tragen eine Uniform, und zwar die des Traditionskorps der Nippeser Bürgerwehr. Und außerdem nennt man uns in Anlehnung an unsere Grundtönung auch liebevoll „Appelsinefunke“.

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Tja, das kann einem als waschechter Kölner auf diesem Event öfters passieren. Denn wenn der Ruf der kölschen Figaros durch die Republik erschallt, strömt deren jecke Gefolgschaft aus allen Teilen Deutschlands herbei. Gefeiert wird im Friseurgewerbe eben überall gern, egal ob man mit den Gepflogenheiten des domstädtischen Brauchtums vertraut ist oder nicht.

„Promis“ bei den Figaros

Derweil gesellt sich ein als Elvis kostümierter Hühne aus Ulm zu uns. „Watt bis du denn für en Botteramstenz?“ begrüßt ihn „Rosi“, seines Zeichens urkölsches Original im domstädtischen Friseurgewerbe, augenzwinkernd (Botteram = Butterbrot; Stenz, gelinde übersetzt = Weiberheld). Die beiden kennen sich natürlich und wissen, wie es gemeint ist: Elvis heißt eigentlich Velly und ist Mitbegründer eines nicht ganz unbekannten Coiffeur-Franchiseunternehmens.

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Neben Elvis lassen weitere Promis grüßen: „Woodi Allen“ freut sich über 3 kühle Blonde, „Conchita Wurst“ ist als Trio erschienen und „George Clooney“ nuckelt demonstrativ gelassen an seinem Bier, obwohl drei hübsche Grazien unmittelbar neben ihm stehen.

 

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Trotz dieser zur Schau getragenen Gelassenheit geht es an diesem Nachmittag ausgesprochen wuselig im Theater des Tanzbrunnens zu. Es ist ein ständiges Rein und Raus, was kein Wunder ist. Denn die Musik spielt zum Beispiel mit Kasalla, Bernd Stelter und den Domstürmern nicht nur im großen Saal, sondern mit den mitreißenden DJs von SCHAEDELMUSIC eben auch im Foyer. Party pur.

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Appelsine-Funke feiern

Mit zunehmendem Kölschkonsum wird das Programm ohnehin irgendwann zur Nebensache. Sorry liebe Künstler, ich weiß, das habt ihr nicht verdient, denn ihr habt den etwa 1.000 Gästen mal wieder eine klasse Vorstellung geboten. Doch mein Freund Günter übt sich trotzdem lieber im Verteilen und Anstecken von eigens dafür in der Patronentasche mitgeführten Appelsinchen-Pins. Und seine Aufforderung „Kannst Du dich bitte mal freimachen!“ geht ihm als Arzt dabei natürlich ausgesprochen routiniert von den Lippen.

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Im weiteren Verlauf des Abends gewinnt das anarchische Element des rheinischen Karnevals zunehmend die Oberhand. Der Appelsinefunk Günter tauscht sein Krätzchen mit dem Trapperhut von „Lederstrumpf“, während Lutz seine „monogame“ Berufung entdeckt.

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Der Schreiber dieser Zeilen verfällt derweil in eine tiefgreifende Depression. Tja, dieses Mal haben Griesgram und Muckertum die Schlacht offensichtlich gewonnen. Aber man kann ja nicht immer gewinnen. Und der Nahkampf erfordert eben manchmal auch Opfer.

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Ach so, dass ich es nicht vergesse: Wer im Karneval also mal richtig „Trübsal“ blasen will, ist bei dieser Veranstaltung genau richtig. Denn hier wird einem der Kopf gewaschen, dass es sich im wahrsten Sinn des Wortes gewaschen hat …