On the road mit Kuhl un de Gäng (Franz)

Durch eine Zusammenarbeit bei meinem Unternehmen Zohus, kenne ich die Jungs von Kuhl un de Gäng schon etwas länger. Am 27. Januar habe ich endlich die schon lange ausstehende Einladung angenommen, einen Tag mit ihnen mitzufahren. Und ich konnte mir keinen besseren Tag aussuchen. Direkt vier Gigs, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

 

Wer sind Kuhl un de Gäng

Die Band wurde 2012 von Schlagzeuger Manuel Pickartz und dem damaligen Sänger Michael Kuhl gegründet. Ursprünglich bestand die Band aus neun Mitgliedern. Die aktuelle Besetzung setzt sich aus Manuel Pickartz am Schlagzeug, Michael „Doc“ Dahmen am Keyboard und Hubert Pieper am Gesang und der Gitarre zusammen. Kuhl un de Gäng stehen mittlerweile für erstklassigen EDM. Kölsch Elektro Live – volle Energie, Strobo und Ekstase.

Um 17:00 Uhr treffe ich mich mit Band und Crew im Kölner Norden, und es geht sofort los. Wir fahren in Richtung Hürth zur Prunk- und Kostümsitzung der Großen Knapsacker KG. Die Crew hat bereits das Equipment und die Instrumente vorausgeschickt und ich bin mit der Band im Privatwagen unterwegs, da der „Band Transporter“ in der Werkstatt ist. Auch wenn die Heizung gelegentlich aussetzt, beeinträchtigt das nicht die gute Stimmung. Hubert warnt mich im Auto bereits: „Dort gibt es den heißesten Kaffee im Kölner Karneval.“ Bei der Ankunft unterhalten sich die Jungs kurz mit den Klüngelköpp, die bereits auf dem Weg zum nächsten Auftritt sind. Ich gehe direkt zur Kaffeemaschine. Und was soll ich sagen? Der Kaffee ist wirklich sehr heiß. Nachdem um 17:45 Uhr „Der Sitzungspräsident“ Volker Weininger die Bühne verlassen hat, baut die Crew in wenigen Minuten alles für Kuhl un de Gäng auf, und dann geht es direkt los.

Die Band startet mit ihrem größten Hit „Ich han dä Millowitsch jesinn“, was die feiernden Jecken sofort zum Aufstehen animiert. Auch auf der Bühne geht es richtig rund. Sogar der Präsident tanzt kräftig und singt mit. Spätestens bei „Loss mer springe“ sind dann alle im Saal auf Betriebstemperatur.

Ich beobachte das Konzert von der Seite als stiller Beobachter, da mich vor allem interessiert, was im Hintergrund passiert. Wie wirkt es sich auf die Show und Stimmung aus, dass Pyrotechnik und Nebel aufgrund von Feuerschutzbestimmungen hier nicht zum Einsatz kommen? Oder wird die Crew hektisch, weil es möglicherweise zu technischen Problemen kommt? Aber alles läuft wie am Schnürchen.

Nach der Zugabe geht es dann zügig ins Auto und ab zur nächsten Location. Es geht nach Düsseldorf zur Karnevalssitzung der Närrischen Frauen Himmelgeist. Während der Fahrt wird kurz besprochen, was beim Auftritt musikalisch und technisch nicht ganz wie gewünscht geklappt hat und worauf bei der nächsten Location zu achten ist. Die feiernden Jecken haben davon aber sowieso nichts mitbekommen. Da wir knapp 40 Minuten zu früh an der Location sind, gönnen wir uns im Auto ein Kölsch und können etwas plaudern. Der „Doc“ Michael hat leider Pech gehabt, da er wie immer den Fahrer gibt. Mich interessiert die Vorbereitung und Logistik hinter einem solchen Tag. Wer organisiert die Fahrt, woher kommt die Crew, und warum gibt es keinen aufwendigen Soundcheck?

Die Crew schickt im Vorfeld einen sogenannten „Technical Rider“ an den Veranstalter. Dadurch weiß dieser, worauf er zu achten hat und welche technischen Voraussetzungen die Band benötigt. Das klappt in der Regel gut, obwohl der Sound in jeder Halle anders ist und immer wieder spannend bleibt. Die Crew wird normalerweise über eine Agentur gebucht, die sich auf diesen Bereich spezialisiert hat. Auch untereinander kennen sich die meisten, und es gibt einen regen Austausch zwischen den Bands. Köln ist eben ein Dorf.

Und dann geht es los. Eine völlig andere Location als beim ersten Auftritt erwartet uns. Im Zelt herrscht bereits ausgelassene Stimmung. Die Crew kämpft sich mit dem Equipment durch die Menge und baut in Windeseile alles auf. Die Setlist unterscheidet sich kaum vom ersten Auftritt – bei so vielen Auftritten wäre das auch kaum anders machbar. Hier sind Nebel und Pyrotechnik erlaubt, und der Kessel kocht förmlich. Dann wird es richtig wild: Das Einhorn wird hereingebracht. Normalerweise springt Hubert in klassischer Stagediving-Manier auf das Einhorn, aber heute wird es ohne ihn von der Menge durchgetragen.

Währenddessen wärmt sich eine Damen-Tanzgarde bereits für ihren Auftritt auf, und die nächste Band bringt ihr Equipment ins Zelt, während die Gäng noch eine Zugabe spielt. Dann geht alles wieder ganz schnell: Zusammenpacken, beim Einhorn die Luft rauslassen, alles in den Transporter bringen und ab zur nächsten Location. Wieder zurück nach Köln: Karneval am Rhing auf die MS Rheinfantasie.

Während der Fahrt wird auch fleißig in den sozialen Medien gepostet, und die Jungs erzählen mir ein paar lustige Anekdoten vergangener Auftritte. Von, nennen wir es mal, „ungewöhnlichen“ Auftritten oder dass dieses Jahr nicht Autogramme und Fotos, sondern Pins bei den Fans der Renner sind. Oder dass Manuel und Hubert als Musiklehrer arbeiten und es schwierig wird mit Ausreden, wenn die Schüler am nächsten Morgen die Instagram Stories der Band gesehen haben.

Und dann wird es spannend. Ich persönlich habe noch nie versucht, mit dem Auto ans Rheinufer zu kommen. Trotz Navi hat sich das aufgrund diverser Sperrungen auch heute nicht so einfach gestaltet. Am Maritim vorbei, bereits am Fischmarkt, geht es aufgrund einer Baustelle nicht runter zum Rhein. Wieder zurück, an der Philharmonie vorbei und plötzlich am Gürzenich. Es wird direkt über ehemalige Auftritte im Gürzenich geplaudert. Trotz allem Zeitdruck ist die Stimmung super.

Mich interessiert, was eigentlich bei einer Autopanne passiert. Bei bisher knapp 3000 Gigs ist das aber maximal 5-mal vorgekommen. Man kennt sich ja in der Kölner Bandszene und tauscht sich über WhatsApp aus. Dann spielt die letzte Band einfach etwas länger. Obwohl das alles ein ziemlich großer logistischer Aufwand ist, bekommt man es doch irgendwie immer hin.

Dann beginnt das Spiel von vorne. Alles rauf auf das Schiff, die Crew baut in kürzester Zeit auf und ich gehe mit der Band durch die Katakomben in den Backstage Raum. Ich komme mir vor wie im Maschinenraum und da über mir die Party steigt, brettert es in den Katakomben, als würde der ganze Dampfer gleich einstürzen. Im Backstage wird sich kurz frisch gemacht und dann geht’s auf die Bühne.

Um mittlerweile 22:15 Uhr ist das Schiff voll bis zum Anschlag. Pyrotechnik und Nebel sind hier wieder nicht erlaubt – Feuermelder. Das tut der Stimmung keinen Abbruch und es geht richtig rund. Nachdem die Gäng bei gefühlten 40 Grad richtig ins Schwitzen gekommen ist, geht es nach der Zugabe direkt weiter zum nächsten Auftritt. Ab nach Glessen zur Karnevalsparty der KG Huddel un Brassel e.V.

Während der Fahrt wird kräftig in den Sozialen Medien gepostet, und um 23:00 Uhr treffen wir ein. Die Halle ist nicht wirklich voll, ich bin gespannt, wie das wird. Aber die Band und die Crew haben mich bereits vorgewarnt, dass hier die Post richtig abgeht. Und genauso kommt es dann auch. Nach knapp 20 Minuten wird der Prinz im Einhorn von der Menge getragen. Ich habe ziemliche Bedenken, dass wir heute noch den Notarzt rufen müssen. Aber hier sind schließlich alles erfahrene Crowdsurfer am Start. Unglaublich, wie bei einer doch überschaubaren Zuschauermenge der Kessel komplett kocht. Dazu trägt vermutlich auch bei, dass „Lokalpatriot“ Thorsten aus der Gäng-Crew vom Publikum lauter gefeiert wird als die Band. Er scheint kein Unbekannter in Glessen zu sein.

Nach dem Konzert werden noch ein paar Bilder mit Fans gemacht und „Spread Alove“ Pins verteilt, bis es danach wieder zurück zum Proberaum geht. Ich stoße gegen ca. 00:30 Uhr mit Band und Crew noch einmal mit einem Feierabendkölsch auf den Tag an, bevor es für mich dann nach Hause geht. Respekt vor allen Karnevalsbands, und heute waren es „nur“ 4 Konzerte. Logistisch ist das eine richtige Meisterleistung und ziemlich stressig. Es scheint aber allen Beteiligten enormen Spaß zu machen, sonst wären sie nicht am folgenden Tag um 13:00 Uhr schon wieder unterwegs.

Bildnachweis: Fotos© Franz Schumann-Halder und www.instagram.com/johannes.may.127 (Titel)