Karl Küpper kommt auf die Bühne (Redaktion)

Lange war Karl Küpper, der populäre Kölner Büttenredner, der sich im Dritten Reich als einer der wenigen offen gegen die Nationalsozialisten positionierte, in Vergessenheit geraten. Jetzt holt ihn die Volksbühne am Rudolfplatz als den „Unbeugsamen “ auf die Bühne! Am 6. Juli soll das Theaterstück des Kölner Autos Tilman Strasser unter der Regie von Stefan Herrmann Premiere feiern! 

Karl Küpper, der Unbeugsame

Wie kaum ein anderer im Kölner Karneval vertrat Küpper als „d’r Verdötschte“ offen seinen Standpunkt und zeigte damit ein besonderes Maß an Zivilcourage, obwohl die Nazis ihm Redeverbot erteilt hatten. Legendär ist sein Auftritt, bei dem er den Arm zum obligatorischen Hitlergruß hebt und dann nur sagt: „Eß et am rähne…“? Anschließend ballt er die Hand zur Faust, dem Gruß der Kommunisten: „Nä, mer han esu en Wedder“! Eine beispiellose Provokation gegen die Nazis, die nicht ohne Folgen blieb. Jeden Freitag musste er sich bei der Gestapo melden, nicht wissend. ob er zu seiner Frau zurückkehren würde.

Diese mutige Haltung hat ihm keiner gedankt. Ganz im Gegenteil, die Adenauer-Regierung, unter der in der Bundesrepublik die alten Nazis oftmals wieder die angestammten Positionen einnahmen, hat Karl Küpper bis an sein Lebensende die Anerkennung für seine Zivilcourage verwehrt. Adenauer selbst hat über die Kölner Bürgermeister Druck auf die Karnevalsgesellschaften aus, den Büttenredner nicht mehr zu buchen. So blieben diesem nur Auftritte im Umland, wie sein Sohn Gerhard A. Küpper erzählt. „Er kam als mutiger Mann aus dem Krieg und ist als geborener Mann gestorben“, fasst der Sohn das Leben seines Vaters zusammen. Was für ein Schicksal des Mannes, der mutig immer das getan hat, was der Karneval tun sollte: der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und damit auch Missstände aufzuzeigen!

Karl-Küpper-Preis

Das Festkomitee Kölner Karneval hat zum 50. Todestag von Karl Küpper den Karl-Küpper-Preis gestiftet und mit 10.000 Euro dotiert. Erste Preisträgerin war Carola Rackete.

Kölner Bürger und Bürgerinnen für das  Theaterstück gesucht

Schon seit einigen Jahren plant der Bonner Regisseur Stefan Herrmann, der am dortigen Stadttheater arbeitet und durch das Theaterkollektiv The Beautiful Minds e.V. (TBM)  auch in Köln bekannt ist („Drugland“ beim Sommerblut-Festival), das Theaterstück über Karl Küpper. Tilmann Strasser hat die Szenen nicht streng dokumentarisch angelegt, vielmehr möchte er die Idee im Wesen von Karl Küpper in Szenen gießen.

Weil Herrmann in seiner Arbeit einen Schwerpunkt auf die partizipatorische und biografische Theaterarbeit mit Experten und Expertinnen des Alltags legt, sucht er auch für den „Unbeugsamen“ Kölner Bürger und Bürgerinnen, die persönliche Geschichten zum Thema erzählen können. Diese Texte, professionell aufgeschrieben, sollen zwischen den Szenen vorgetragen werden. Darüber hinaus können diese Bürger und Bürgerinnen als Statisten mitwirken. Wer mitwirken möchte, meldet sich bitte bei Christina Siegert unter Kollektiv.beautifulminds@gmail.com an.

Gespielt wird Karl Küpper vom Sänger und Schauspieler Gerd Köster, der die Anfrage als große Ehre empfindet. Er ist zum ersten Mal im Zusammenhang mit einer Arsch huh-Veranstaltung zum Thema „Karneval in der Nazizeit“ in der Philharmonie dem Verdötschten begegnet und bewundert ihn für seinen Mut, sich nicht kleinkriegen zu lassen.

Wir sind alle gespannt. Premiere ist am 6. Juli und der Kartenvorverkauf hat schon begonnen!