Menschentürme vor dem Dom (Stefan)

Wer einen Turm bauen will, braucht ein festes Fundament. Bei Menschentürmen ist das auch so. Wer unten steht muss kräftig und zuverlässig sein. Wer oben steht, braucht vor allem Vertrauen. Vertrauen in die Menschen, die ihn halten. Und allzu kräftig gebaut sollte er auch nicht sein. Das ist die Idee bei den Menschentürmen: Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Mitmenschen.

Als die Altstädter vor zwei Jahren im Rahmen der Städtepartnerschaft Köln-Barcelona die Katalanische Metropole besuchten, trafen sie auch auf Mitglieder des Menschenturmvereins Castellers de la Vila de Gràcia. Schnell war man voneinander begeistert und es entstand die Idee, die besondere Magie der Menschentürme nach Köln vor dem Dom zu holen. Die Altstädter 1922 eV, der Verein Köln-Barcelona e.V und das Katalanische Kulturzentrum Köln eV. bereiteten gemeinsam den Besuch vor, der allerdings coronabedingt erst heute realisiert werden konnte.

Tja, was soll schon dabei sein, wenn ein paar Menschen sich auf die Schultern anderer stellen? Festhalten muss man sich aneinander, auch wenn’s mal schwankt. Schon als ich die Menge der Beteiligten Menschen gesehen habe schwante mir, dass meine Einschätzung wohl recht naiv war. Tatsächlich ist so ein Menschenturm eine enorme logistische Leistung.

50 bis 60 Menschen, ältere, jüngere, Kinder, mussten dazu gebracht werden zum gleichen Zeitpunkt das Richtige zu tun. Laute Kommandos, vor allem aber die Klänge eines kleinen Schalmeien-Ensembles sorgte dafür, das alles so ablief, wie es soll.

Da gehört Disziplin von allen Beteiligten dazu, aber auch Verständnis von Physik und Mathematik. Immerhin wird so ein Menschenturm fünf bis sechs Meter hoch und es stehen bis zu sieben Menschen übereinander. Jeder Beteiligte weiss, da könnte immer etwas passieren. Jeder weiss aber auch, alle achten aufeinander. Sollte wirklich mal einer fallen, er würde sicher aufgefangen werden.

So war heute vor dem Dom zu sehen, dass die Idee der Menschentürme tatsächlich viel mehr ist, als nur eine großartige turnerische Leistung.

 

Da, wo viele Hände sich vereinigen, um gemeinsam etwas Schönes zu schaffen berührt es die Menschen. Die tausenden von Zuschauern auf dem Roncalli-Platz werden das wohl auch gefühlt haben. Und die Hoffnung der drei Vereine, mit dieser Aktion ein Zeichen von Freundschaft und Zusammenhalt zu setzen, hat Stadtdechant Robert Kleine ganz passend ausgedrückt: „Wo Menschen sich treffen ist Frieden!“

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