Einmal Tänzerin sein – Tanztraining mit den „Heinzelmänncher zo Kölle“ (Daisy)

Einmal Tänzerin sein – Für viele Kölner und Kölnerinnen ist das ein Traum aus Kindheitstagen. Auf den großen Bühnen unserer Stadt zu stehen, mit musikalischer Untermalung der geliebten kölschen Lieder zu tanzen und Hunderte Jecke stehen vor der Bühne, jubeln einem zu und schunkeln einfach mit. Manche von ihnen träumen davon schon, wenn sie gerade erst Laufen gelernt haben, andere wiederum entdecken ihre Leidenschaft erst im Erwachsenenalter. Eines haben sie gemeinsam: Die Liebe zum Tanz.

Auch ich habe insgeheim als kleines Mädchen davon geträumt, einmal Mariechen sein zu dürfen. Hand auf Herz, welches kölsche Mädchen hat das nicht? In der vierten Klasse durfte ich dann wenigstens als Funkenmariechen kostümiert sein. Denn was meine Eltern bereits damals schon wussten und ich erst Jahre später schmerzhaft erkennen musste, war, wer eher wie ein Körperclown in punkto Tanz aussieht, dessen zwei linke Füße sollten lieber vor der Bühne stehen und den Profis zujubeln und mit schunkeln.

Heinzelmänncher Tänzerin im Dienstags Karnevalszug vor dem goldenen Kappes, werfen ihre Tanzmarie in die Luft

Stefanie Klusendick, Trainerin der Heinzelmänncher, im Flug über Nippes

Letzte Session war es leider nicht zustande gekommen, aber diesmal konnte ich es mir nicht nehmen lassen an einem Tanztraining teilzunehmen. Der Kölner an sich verlässt sein geliebtes Veedel ja ungern, weswegen es für mich nicht so weit aus Nippes rausging, nämlich nur nach Bilderstöckchen in die Aula der Hauptschule Reutlinger Straße. Dort trainieren zwei Mal wöchentlich das ganze Jahr über „De Heinzelmänncher zo Kölle„.
Im Jahr 1999 gegründet tanzen sie in Kostümen, die an die Sage der Kölner Heinzelmännchen angepasst sind, über die Bühnen in und um Köln und präsentieren zu Potpourris aus Ostermannliedern und anderen kölschen Evergreens tänzerische und akrobatische Elemente. Seit 2016 ist die Tanzgruppe ein Teil der KKG „Mir han uns jefunge.“

Das Training

Daisy bei den Heinzelmänncher noch vor dem Training

Anfang Dezember war es dann soweit. Zugegeben, ich war sehr aufgeregt, denn natürlich wusste ich bereits im Vorfeld, dass alle Augen auf mich gerichtet sein werden. Den ein oder anderen Lacher gab es natürlich, wenn auch auf meine Kosten, doch das hatte ich bereits im Vorfeld angekündigt „Ich kann nicht tanzen, nur damit ihr es wisst!“

Kein Training der Welt wird mit kalten Muskeln begonnen. Also hieß es erstmal „So jetzt laufen wir ein paar Runden.“ Dafür reicht meine Sportlichkeit gerade noch aus, trotz zwei linker Füße konnte ich beim Warm-up noch gut mithalten. Selbst die Sit-ups und Liegestütze konnte ich voller Stolz durchziehen. Der Erste Lacher gab es dann im Anschluss. Der Spagat. Nun ja, was soll ich da noch hinzufügen. „Was nicht geht, geht halt nicht“, rief mir eine der Tänzerinnen zu, wenigstens lachten alle aus ganzem Herzen, ein kleiner Trost.

Heinzelmänncher Tänzerin macht Spagat und schaut in die Kamera Die Trainingsjacke der Tänzerin von den Heinzelmänncher in Blau-Schwarz

Das eigentliche Training beginnt auch erst jetzt. Selbst wenn viele krankheitsbedingt ausfielen, die neue Choreografie muss bis Januar sitzen, also wird geprobt, geprobt, geprobt. Meine Wenigkeit durfte dann einen Ausfall ersetzen. Und das auch noch in der ersten Reihe. Zum Glück, denn von hinten erkennt man die viele falschen Schritte meinerseits nicht so gut wie von vorne.

Immer wieder wurde gestoppt, umgestellt, einzelne Schritte wiederholt. Und umso länger wir trainieren, desto mehr begann ich Freude an der Sache zu finden, denn von Durchgang zu Durchgang klappten die Schritte zunehmend besser. Zwei Stunden später war es dann vorbei und ich wusste schon, was mir am nächsten Tag blühen wird, trotz heißer Dusche im Anschluss. Der Muskelkater meldete sich pünktlich am nächsten Tag. Aber es hat sich gelohnt.

Heinzelmänncher Tänzerin und Daisy versuchen einen Rhythmus zu finden Heinzelmänncher Tänzerin oben auf

Es ist der absolute Wahnsinn, was die Tanzgruppen das ganze Jahr über leisten. Die Großen wie auch die Kleinen. Und das neben dem stressigen Alltag, dem Beruf, Schule oder Studium. Unter hohen körperlichen Belastungen muss jedes Jahr etwas Neues aufs Parkett gelegt werden. Und dabei darf der Spaß schließlich nicht zu kurz kommen. Zurecht wurde in der vergangen Session der Fokus auf die Tanzgruppen gelegt, um auf die Tradition und dem Brauchtum aufmerksam zu machen und diese zu würdigen. Ich hoffe, dies wird nicht in Vergessenheit geraten, denn auch in dieser Session leisten unsere Kölner Tanzgruppen Enormes – eine von ihnen sind „De Heinzelmänncher zo Kölle“. Ich danke euch für das anstrengende aber spaßige Training.

 

Bildnachweis: Foto Nippeser Dienstagszug: Joachim Rieger, Restliche Fotos BKB Verlag.