Die Roten Funken gehen kötten (Daisy)
„Kötten“ ist kölsch und heißt sammeln oder um etwas bitten. Und das tun seit gestern die Roten Funken. Sie haben dafür spezielle Kötterbüchsen und beleben damit eine alte Tradition wieder! Dieses Mal sammeln sie für obdachlose Frauen in Köln!
Aber der Reihe nach: Das sozialpolitische Engagement der Roten Funken hat schon im Ersten Weltkrieg begonnen, als Präsident Theodor Schaufuß seinen Funken an der Front Liebesgabenpakete mit Zigarren, Schokolade, Likör und vielem anderen mehr schickte. In den wirtschaftlich schwierigen 1920er Jahren zogen die Roten Funken dann mit der Kötterbüchs durch die Stadt und sammelten für bedürftige Kölner Familien und andere wohltätige Zwecke. Damals wurden wichtige Kölner Verkehrspunkte „besetzt“ und nur, wer die „Paßgebühr“ bezahlt hatte, durfte weitergehen. Zum Dank erhielt er einen Passierschein: „Hätt de Funkenwaach passeet un jet för de Äre gegovve!“ Diese Sammelaktionen wurden bis 1955 durchgeführt, als die Armut allmählich durch das Wirtschaftswunder, Wiederaufbau und die Vollbeschäftigung in den Hintergrund rückte.
„Usschwärme um ze kötte!“
2019 heißt es nun wieder „Usschwärme um ze kötte!“ Wieder wird für Notleidende Kölnerinnen und Kölner. Diesmal für den Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Ein Verein, der sich bereits seit 1900 um Mädchen und Frauen kümmert, die in Elend leben. Die Kölnerin Gründerin Marie Le Hanne Reichenssperger übernahm beispielsweise Vormundschaften von Waisen, sorgte für Prostituierte und gab jungen Frauen ein Dach über den Kopf. Das tut der Verein immer noch. In der heutigen Zeit, in der bezahlbare Wohnungen Seltenheit erlangen, haben sich die Roten Funken sofort für dieses Projekt entschieden.
„Die Wohnungslosigkeit und fehlende Wohnungen sind das wichtigste soziale und politische Thema in Köln“, so Heinz-Günther Hunold, Präsident der Roten Funken. „Deshalb wollen wir uns für die Belange von obdachlosen Frauen in Köln engagieren.“ Die Obdachlosigkeit in Köln entwickelt sich dramatisch. 2017 waren 6.037 Menschen obdachlos gemeldet, rund ein Viertel davon Frauen. Die Dunkelziffer wird vermutlich weitaus höher sein.
Nicht allen geht es gut…
Niemals hätte ich gedacht, dass so viele obdachlose Frauen in Köln leben. Denn man erkennt sie nicht auf der ersten Blick. Den Frauen gelingt es häufig, diese Armut zu verstecken. „Sie können in Frauenhäusern leben oder finden andere Unterkünfte und können sich somit weiterhin pflegen und ihre Wäsche waschen“, so Monika Kleine, die Geschäftsführerin des SkF e.V. Die Unterbringung in öffentlichen Einrichtungen ist problematisch, denn Frauen sind nicht nur schutzlos auf der Straße, sondern auch in Mehrbettzimmer, Tür an Tür mit wohnungslosen Männern. Angst bestimmt ihr Leben! Häufiger Grund für die Wohnungslosigkeit oder Obdachlosigkeit ist nicht der seelische oder körperliche Zustand, erklärt Monika Kleine, sondern das geringe Einkommen oder die kleine Rente. Weil es in Köln wenig bezahlbaren Wohnraum und noch weniger Sozialwohnungen gibt, finden die Frauen oftmals keine Wohnung.
Natürlich können die Roten Funken dieses Problem nicht alleine lösen und nicht für neue Wohnungen sorgen, aber sie wollen die Gesellschaft näher an das Thema heranbringen. Man könne nicht nur Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More feiern, so Hunold weiter, sondern müsse auch die Hand reichen und Verantwortung übernehmen. Sich Gedanken machen zu Brennpunktthemen in der Stadt. „Es kann nicht sein, dass in einer so reichen Stadt und in einem so reichen Land wie Deutschland die Zahl der Wohnungslosen ständig steigt!“
Leise oder Laute Spende
Und dafür gehen die Roten Funken nun auf die Straße! Kötten tun sie natürlich auf ihren eigenen Veranstaltungen. Spender bekommen auch etwas zurück: Wer eine leise Spende in die Kötterbüchs wirft, erhält einen Passierschein und kann zwei Karten für das Majoratszelt am Funkenbiwak gewinnen! Wenn es klimpert, gibt es auf jeden Fall einen Pin! Und wer seine Spende nicht bei sich hat, darf auch gerne überweisen: Kreissparkasse Köln, Stichwort „Kötte für Kölle“, IBAN: DE 35 3705 0299 0000 0468 28, BIC: COKSDE33XXX
Fotonachweis: © Alle Fotos BKB Verlag außer Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e. V. (Adenauer + Passierschein)