Sabi Offergeld – Behaupten in der Männerdomäne (Nicci)
Nach Vera Drewke habe ich mit Sabi Offergeld gesprochen, die sich ebenfalls durch die Männerdomäne Kölner Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More schlägt. Sabi ist die Frontfrau von „Pläsier“, der Band, die durch zwei weitere Mädels und drei Jungs ergänzt wird. Mit ihrem Sessionshit „Ihrefeld“ sind sie in diesem Jahr auf dem Weg, die Kölner Bühnen zu erobern.
Wir saßen bei Sabi in der Wohnung und haben uns über ihre Musik unterhalten. Besonders interessiert habe ich mich dabei für das Stück „Ihrefeld“. Nicht nur, weil es der Sessionshit ihrer Band ist, sondern auch, weil ich die Entstehung des Stückes ein wenig mitverfolgen konnte.
Sabi Offergeld – Songwriterin
Es war ein warmer Frühlingsabend, als ich Sabi mit ihrer Bandkollegin Eva im Stadtgarten auf der Wiese angetroffen habe. Die eine klimperte auf der Gitarre, die andere machte sich Notizen. Ich gesellte mich dazu und war quasi Zeuge, als die ersten Zeilen des Liedes entstanden. Zeilen, die man anscheinend wieder gestrichen hatte, denn in der fertigen Version von „Ihrefeld“ ist davon nichts zu hören. „Ja das passiert ständig in dem Entstehungsprozess, dass Dinge abgeändert oder gestrichen werden.“ Das hat mich interessiert und ich habe genauer nachgefragt, wie es bei Pläsier abläuft, bis der fertige Song im Kasten ist.
„Die Texte kommen von Eva und mir, früher auch noch von Julia, die leider nicht mehr in der Band ist. Und wenn der Text einigermaßen steht, dann bringen wir das Ergebnis in die Band. Da kann dann jeder seinen Input beisteuern. Dadurch wird oft noch viel an dem Text und Aufbau des Songs geschraubt. Und dann geht es in die Produktion.“
Sabi Offergeld – Geschäftsfrau
Und jetzt muss das Ding unter die Leute!
Sabis guter Geschäftssinn ergibt, gekoppelt mit ihrer Liebe für die Band, eine effektive Strategie, den Song zu promoten. Für „Ihrefeld“ wurde in dem Fall ein Musikvideo gedreht, in dem die komplette Band mit Kostümen und überspitzten Klischees die verschiedenen Fassetten von Ehrenfeld darstellen. Vom Hipster über den Checker bis zur Party in der Kneipe op dr Eck. Für die Kneipenszene hat die Band sogar ihre Social-Media-Kanäle aktiviert und die Community dazu aufgefordert mitzumachen. „Und es sind soooo viele gekommen!“, betont Sabi sichtlich gerührt.
Die Mühe hat sich gelohnt, denn „Ihrefeld“ machte schnell die Runde. Die Kreise zogen sich so weit, dass sogar der Bürgermeister von Ehrenfeld persönlich bei Sabi anrief, um sein Lob zu verkünden. „Da war ich ganz schon perplex!“ lacht die Sängerin stolz.
„Natürlich ist es damit nicht getan, man versucht den Track zu streuen und verschickt ihn an die relevanten Quellen wie Loss mer Singeist eine Mitsing-Initiative, die in Kölner Kneipen (und anderswo) den Hit der Session kürt. Mit weiteren beliebten Veranstaltungen wie der Sitzung im Tanzbrunnen und der Party an Karnevalsfreitag (www.lossmersinge.de). More, Labels, Radiosender und man hofft natürlich auch ein wenig auf die Sampler, die Jahr für Jahr erscheinen.“
Und an dieser Stelle hatte die Band trotz viralen Erfolges leider nicht so viel Glück. Dabei frage ich mich, ob es an daran liegt, dass bei Pläsier Frauen an der Front stehen. „Das Kölner Publikum ist primär schon auf Männerstimmen getrimmt. Das sind die Kölner einfach gewohnt. Und da man als neuere Band eh unter Beobachtung steht, muss man als Frauenband sehr stark kämpfen, um ernst genommen zu werden. Das ist ähnlich wie beim Frauenfußball. Egal wie gut die Mädels spielen, sie werden nicht so heftig gefeiert, wie die Jungs, die das Spielfeld betreten.“
Aber Sabi sieht das locker. Ihre Freunde an der Musik lässt sie sich dadurch nicht kaputt machen.
„Natürlich ist es ein Traum, irgendwann auch in den großen Sälen auf textsicheres Publikum zu treffen.“
„Solange ich die Leute erreiche, spiele ich lieber auch gerne für 50 Personen anstatt für Hunderte, bei denen es vielleicht nicht ankommt. Hauptsache, die Musik erreicht die Menschen.“
Und das kann ich bestätigen! Denn in meinem nächsten Bericht habe ich die Band Pläsier bei ihren Auftritten begleitet. Und da haben wir eine Tour durch das Bergische, die Eifel und Kölner Kneipen gemacht.
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