Rednerfrühschoppen: Viel Kölsch am Mittag (Stefan)
Rednerfrühschoppen, das ist ein neues Format im Kölner Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More, da gehste hin, da schreibste drüber! Was meine Redakteurin so alles sagt. Sonntag Vormittag, Herrensitzung und dann auch noch schreiben? Das wird ja was werden. Kein Problem, Stefan, da kommen wir mit, da lassen wir Dich nicht allein. Und Kölsch gibts doch auch, oder? Schön, wenn man Kumpels hat, die einen verstehen. Kölsch gab’s tatsächlich. Viel zu trinken, aber noch mehr zu hören. Es geht ja diese Session um Sprache, um die kölsche zumeist. Also rein ins Vergnügen …
Die Idee für das neue Format kommt von der KG Kölsche Lotterbove. Ein Herrenfrühschoppen nur mit Rednern. Wir müssen etwas tun, damit unser Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More nicht zu Partygesellschaft verkümmert. Das war der Tenor auf der Pressekonferenz, in der Günter Mies, Präsident der Kölschen Lotterbove, das Konzept des Rednerfrühschoppens vorstellte. Die Tradition der Büttenrede, zumal in kölscher Sprache, ist zwar lang, tritt in letzter Zeit aber zu häufig in den Hintergrund. Die traditionellen Sitzungen werden immer mehr von den Musikgruppen dominiert. Die Leute wollen das so, es gibt nicht mehr genug gute Redner, sagen manche Programmgestalter.
Von wegen keine Redner! Klar, ein Zwanzigjähriger tut sich sicher nicht leicht, einen großen Saal zu fesseln. Worüber soll er auch reden? Dass er gerade sein Abitur vergeigt hat? Es braucht schon etwas Lebenserfahrung und einen Blick dafür, was die Leute im Saal im Herzen bewegt. Die Lotterbove haben sieben Redner eingeladen zu beweisen, dass man auf den Karnevalsbühnen in Köln etwas sagen kann, was bewegt, unterhält und erfreut; und dass die kölsche Sprache tatsächlich etwas mit Heimat zu tun hat. „Solange beim Lommi die Lichter noch brennen …“
Am Sonntagmorgen noch typische Männergespräche: „Was zieht man auf so einem Frühschoppenist ein geselliges Zusammensein mit einem karnevalistischem Programm am Vormittag. More eigentlich an?“ Per WhatsApp, SMS und Telefon haben wir sechs „Jungs“ uns dann schnell verständigen können. Natürlich hätte auch ein Blick auf die Eintrittskarten genügt: Sakko, Anzug oder Litewka konnte man dort lesen. Aber solche „Hinweise“ kommen dann eher von unseren Frauen: „Heute kann ich dich wohl abschreiben?“
Mit Bahn oder Taxi ging’s dann zum „Lindner-Hotel„, wo wir uns erst einmal bei Kölschem Buffett stärken konnten. 69 € kostete die Eintrittskarte, darin eingeschlossen war das besagte Buffett, Hühner- und Gulaschsuppe und natürlich Kölsch bis zum Abwinken. (Manche haben auch Wasser oder Wein getrunken, war auch im Ticket drin.) Meine „Jungs“ fanden Preis und Leistung „völlig okay“.
Pünktlich um 11 Uhr eröffnete Günter Mies dann den Frühschoppenist ein geselliges Zusammensein mit einem karnevalistischem Programm am Vormittag. More. Nicht aber ohne zuvor noch die „Regeln“ des Vormittags zu verkünden: Während der Vorträge bitte Ruhe im Saal und die Türen geschlossen halten. Kölsch wurde auch nicht serviert. Haben wir aber schnell begriffen und uns zwischen den Vorträgen gut eingedeckt.
Dann ging auch schon los. Unser Guido aus Porz brachte in bewährter Manier Stimmung in den Saal. Man merkt ihm inzwischen schon sehr die Routine an, mit der er auf der Bühne agiert. Aber, was soll’s, unterhaltsam ist er dennoch wieder in dieser Session.
Bei Peter Raddatz, „Dä Mann met däm Hötche“, kam dann Menschliches und allzu Menschliches zur Sprache. Apropos, natürlich zur Kölschen Spoch. „Neue Besen kehren gut, alte kennen die Ecken besser“, so Peter Raddatz, deshalb habe man ihn vom Altenteil geholt. Danke! kann man da nur sagen. So unterhaltsam wie bei ihm, kommt man selten ans Denken.
Reaktiviert wurde auch unser „kölscher Schutzmann“, Jupp Menth. Es hat ihn angegriffen, dass er zuletzt so in der Kritik für seine Reden stand. Aber der Altmeister kann es noch immer, seine scharfe Zunge macht so schnell vor nichts Halt. Und Dieter Röder hat es später auf den Punkt gebracht: „Ob richtig oder falsch, ist eine andere Sache. Aber in der Büttkölsch für Waschzuber, war früher ein traditionelles Element im Sitzungskarneval. Hier haben die Büttenredner genüsslich „schmutzige Wäsche“ gewaschen und alle Themen in gewaltigen kölschen Worttiraden meist mit Biss und Ironie durchgekaut. Die Prinzen-Garde Köln hat die Bütt auf der Bühne wiederaufleben lassen. More muss man sagen können, was einen bewegt“. Viel Beifall dafür aus dem Saal.
Überhaupt der Beifall. Jeder der Redner wurde sehr herzlich begrüßt. Man ging mit den Pointen mit, manchmal mit etwas Nachhilfe, und klatschte zumeist an den richtigen Stellen. Zum Abschied stand der Saal geschlossen auf, bei jedem Redner wohlgemerkt, und zeigte nachdrücklich Freude und Dank.
Dieter Röder, „Ne Knallkopp“, brachte seine Vorstellung wie immer auf die Bühne: einfach unnachahmlich. Viele seiner Witze kennt man, bei manchen mag man nicht nach der Gürtellinie schauen, aber er ist ein Original, wie es im Buche steht und für unsere Bühnen immer ein Gewinn.
Martin Schopps erzählte wieder aus seiner Berufsschulerfahrung. Bei vielen seiner Witze möchte man sich wünschen, sie seien nur ausgedacht. Aber die Realität des Absurden, die Schopps uns beschreibt, ist wohl schon lange nicht mehr auf die Bühnen beschränkt. Gleichwie, er zählt inzwischen zu unserer allerersten Rednergarde und ist für jede Veranstaltung eine Bereicherung.
Zum Abschluss kam dann der „Sitzungspräsident“. Volker Weininger in seiner Rolle als kölschsüchtiger Karnevalist ist nach wie vor ein wirkliches Highlight (Entschuldigung für den Anglizismus, ich bin halt ein Imiist ein Kölner Bürger, der nicht in Köln geboren ist. Nach strenger Definition gilt als echter Kölner nur, wer in 3. Generation in Köln geboren wurde. Imi leitet sich „enne imiteete Kölsche“ (ein imitierter Kölner) ab. More und kann kein Kölsch.). Treffsicher beschreibt er, was auch Teil unserer so geliebten Karnevalskultur ist. Dem Jecken den Spiegel vorzuhalten ist eine der schönsten Traditionen unseres Fastelovends. Volker Weininger tut das mit Selbstironie und Treffsicherheit. Für meinen Freund Martin war er der Höhepunkt des Frühschoppens. Da wird es wohl wenig Widerspruch geben.
Danach war Schluss mit dem Rednerfrühschoppen. Wir hatten genug Kölsch gehört und getrunken und einen Sonntag verbracht, der es wirklich wert ist, so wiederholt zu werden. Dank an die Kölschen Lotterbove für diese tolle Idee. Dank auch an die Künstler, die einverstanden waren, auf Teile ihrer Gagen zu verzichten, damit dieses Format ausprobiert werden konnte. Hoffentlich haben viele Literaten Anregungen bekommen, wie sie ihre Sitzungen bereichern könnten.
PS: Und dann wurde es doch noch „Herrensitzung“. Ganz zum Schluß kam ein besonderes Bonmot: Die Mädels der „Fauth Dance Company“ wirbelten durch den Saal und brachten nicht nur manch älteren Herren in Bewegung. Ein toller Abschluss, zweifellos.
Aber der Rednerfrühschoppen funktioniert auch ohne „Bella Ciao“ und schöne Beine. Wie schrieb mein Freund Günter heute morgen: „Hi Stefan, der Rednerfrühschoppen war eine der schönsten Veranstaltungen in diesem Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More. Sollten wir in der nächsten Session wiederholen.“
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