Schmunzel-Karneval: „Määääst Do och Stimme?“ (Der Wilfried)

Erlebnisse zum Schmunzeln, bei denen ich heute noch selbst lauthals lachen muss. In meiner ganzen Zeit im Karneval bleiben mir ein paar Dinge unauslöschlich in Erinnerung – An ein paar lass ich Euch mal teilhaben …

Josef Lutter, Prinzen-Garde

Josef Lutter, ehemaliger Literat der Prinzen-Garde, ein absolut liebenswerter, immer kurz vor der Explosion stehender Vulkan. In Insiderkreisen auch „Klütte Jupp“ genannt, weil er ehemals im Brennstoffhandel tätig war. Karnevalsession 2009. Ich lieg total groggy abends spät auf der Couch, klingelt mein Handy. Klütte Jupp! Ich ans Handy, weil wenn der Jupp anruft brennt es irgendwo.

Josef Lutter Schmunzel-Erlebnisse im Karneval Wilfred Wiltschek Schmunzel-Erlebnisse im Karneval Josef Lutter Prinzen-Garde

Bevor ich meinen Namen sagen konnte, brüllt der mich durchs Telefon an: „Määääst Du och Stimme oder nur Maue un Knauche?“ Für Nichtkölner: „Machst Du auch Stimme oder nur Muskeln und Knochen?“ Ich: „Ich hab mit Stimme nix am Hot Jupp, wat is´n passet?“ Jupp: „Dä Hausmann hät ke Stimm mi, der kann nit mi schpreche, määäst Do jetz Stimme oder nit?“ Ich: „Jupp, ich mach nor Maue un Knauche, Stimm mach isch nit!“ Jupp brüllend ins Handy: „Do leck misch doch alle am Arsch“ – und legt auf.

Den Jupp vermiss ich unendlich. Ein schwieriger Typ, aber den man nehmen musste wie er war. War man in seiner Gnade, bekam man alles. Aber wehe wenn nicht.

Florian Silbereisen

Sartory, ich mit einer Tänzerin im Schlepptau ab in die Künstlergarderobe. Das Mädchen hatte eine Adduktorenzerrung im Innenbereich des Oberschenkels. Das musste behandelt werden und man will nicht unbedingt, dass da einer zuschaut. Höchstens Künstler, die dort auf ihren Auftritt warten. Gott sei Dank war der Bereich leer, bis auf ein Halfjehang (für Nicht-Kölner: eine schmächtige Person), welches mit Lederhosen und kariertem Hemd auf einer Couch rumlümmelte. Ich kenn jeden, aber auch jeden im Karneval, aber dieser Typ war mir gänzlich unbekannt. Nun schleicht sich aber in den Backstagebereich ab und zu ein Sitzungsgast ein, der dort Selfies und Autogramme abfischen will. Und den kannte ich gar nicht. Aus diesem Grunde hab ich ihn mit den Worten „Du hast hier nichts zu suchen, raus hier!“ aber ganz schnell dort rausgeschmissen. Und siehe da, ohne viel Federlesen und Gezeter wie sonst, stand der Tuppes auf und ging.

Fünf Minuten später kommt die Band Brings rein, Peter kommt auf mich zu und begrüßte mich mit seiner rauchigen Stimme „Hey Wilfried wie jeiht et? Häste den Florian irgendwo schon gesehen?“ Ich: „Was für ein Florian?“Peter: „Der Florian Silbereisen, der steht jetzt mit uns auf der Bühne. Hat Lederhosen und ein kariertes Hemd an. “Ich: „????? Äh, Peter, ich muss Dir was erklären.“

Gut, alle haben ihn gesucht und wir haben ihn später noch rechtzeitig gefunden. Aber er hätte was sagen können. Cool war er auf jeden Fall. Ohne Widerrede aufstehen und gehen. Cool.

Phillip Gogulla

Das Gleiche habe ich zwei Jahre später bei der KEC, der Haie-Sitzung mit Phillip Gogulla irrtümlich gemacht. Ich kannte ihn nur vom Eishockey mit Helm und Trikot. Aber karnevalistisch verkleidet erkennt den doch kein Schwein. Also hab ich ihn aus´m VIP-Bereich rausgeschmissen, fünf Minuten später war er grinsend und lachend mit einem KEC Betreuer zurück und stellte sich mir als Nationalspieler Gogulla vor. Ein KEC Trikot mit seinem Namen, ein KEC Orden und ein Haie-Schal wechselten grinsend die Besitzer. Ist mir aber heute noch peinlich.

Luftflotte

Ich hatte in meiner aktiven Zeit einmal unseren Plaggen zu beaufsichtigen. Nachdem ich zwei verletzte Tänzer der Luftflotte behandelt hatte, dreh ich mich rum und – zack – ist der Plaggen weg. Nun ist die Fahne ein Heiligtum der Tanzgruppe. Wenn die weg ist, brennt der Baum. Puls 180, Blutdruck 200! Auf einmal kam ein Tänzer der Luftflotte auf mich zu und sagt mir grinsend, dass sie jetzt den Plaggen hätten und gegen ein 20 Liter-Fässchen könnten wir ihn wiederhaben.

So, ich an die Hotelrezeption, DIN A4 Blatt geordert und eine Rechnung geschrieben. 2 x externer Hausbesuch à 100 Euro = 200 Euro. Wochenendzuschlag 50 %. Verbandsmaterial 40 Euro. Macht summa summarum 340 Euro. Als ich ihm die Rechnung gab, mit der Bemerkung, er möchte das 20 Liter-Fässchen davon abziehen und den Rest auf mein Konto überweisen, fiel dem armen Kerl der Kitt aus der Brille. Nachdem ich anfing zu lachen, war der Plaggen in Sekundenschnelle wieder da. Ich hab die Rechnung vor seinen Augen zerissen und die Luftflotte und ich sind bis auf den heutigen Tag beste Freunde.

Stefan Friedrich

Heute Marie bei den UHU´s, davor Solotänzer bei den Helligen Knäächten un Mägden. Als der bei uns Helligen anfing, war er hypernervös, gerade beim allerersten Auftritt. Er stand beim Anfangsbild unmittelbar neben mir in der ersten Reihe und schwitzte sich schon einen ab. Die Hände waren am Zittern bis zum geht nicht mehr. Und der Sitzungsleiter redete und redete. Wie bekommt man so einen jungen Tänzer auf andere Gedanken gebracht?

 Schmunzel-Erlebnisse im Karneval Wilfred Wiltschek

Ich aus dem Mundwinkel: „Stefan?“ Stefan: „Was ist, was ist, irgendwas nicht in Ordnung?“ Ich: „Stefan, Du hast Deinen Hosenstall bis unten auf. Kommt nicht so gut in der ersten Reihe. Die Zitterei wich einem Erstarrtsein ohne Ende. Ich sah aus dem Augenwinkel wie eine Hand gaaanz laaangsam zu seinem Hosenreißverschluss herunterglitt und verzweifelt am unteren Ende das Häkchen suchte, um den Reißverschluss zu schließen. Nachdem er durch mehrmaligen Tastbefund endlich kapiert hatte, dass alles an Ort und Stelle war sagte er laut durch die zusammengebissenen Zähne zu mir, dass ich der größte Vollidiot sei, der ihm jemals begegnet sei. Wir beide bekamen mitten auf der Bühne einen Lachflash hoch drei und siehe da, keinerlei Nervosität mehr, kein Zittern, kein gar nichts. Manchmal muss man zu solchen Mitteln greifen um einen aufzulockern. Stefan entwickelte sich zu einem tollen Tänzer und noch heute erinnern wir uns lachend an seinen ersten Auftritt.

Der Wilfried

Im Congress-Saal hatten wir zu meiner aktiven Zeit einen Auftritt. In der Schlusspose mussten wir Männer einen riesigen Ausfallschritt nach vorn machen. Irgendeine Hempi Pempi Blaskapelle war vor uns auf der Bühne und die Bläser entleeren gerne ihre vollgesabberten Mundstücke auf den Bühnenboden. Mein vorderer Fuß rutschte auf diesem Sputumfleck mit einer ungeheuren Geschwindigkeit nach vorne und schwuppdiwupp befand sich der Wilfried in einem niemals vorher auch nur ansatzweise gekonnten Männerspagat. Mit dem Gefühl in der Mitte durchgerissen zu sein blieb ich so auf dem Boden sitzen, auch weit nach dem Schlussapplaus, neverever in der Lage, irgendwie aufstehen zu können. Meine Tanzgruppe lachte sich scheckig im Hintergrund. Bis zwei Tänzer Gnade zeigten, nach vorne kamen und mich rechts und links unter der Achsel packend wieder hoch hoben. Mit den kleinsten Tippelschrittchen der Welt gelang mir noch der Ausmarsch.

So gibt es viele viele Schmunzel-Erlebnisse dieser Art im Karneval. Es ist nicht alles Spaß hier, aber solche kleinen Erlebnisse bleiben ein Leben lang in der Erinnerung.

Der Wilfried

Bildnachweis: © Alle Fotos Joachim Badura, BKB