Regimentsexerzieren auf Distanz (Brigitte)

Es gibt Termine in der Session, auf die man sich immer freut. Einer davon ist Anfang Januar das Regimentsexerzieren der Roten Funken. Eigentlich eine Veranstaltung für die Mitglieder einer Gesellschaft. Hier werden Jubilare geehrt, Beförderungen ausgesprochen, Rekruten vereidigt usw., was nicht für jeden Außenstehenden spannend ist. Doch das Besondere dieser Veranstaltung für Nicht-Rote-Funken sind jedes Jahr die Aufführungen der einzelnen Knubbel und der Rekruten. Unvergessen der Schwanensee vor ein paar Jahren.  Und jetzt diese Veranstaltung digital. Zuhause auf dem Sofa, zweieinhalb Stunden mit oder ohne der traditionellen Erbsensuppe, auf jeden Fall mit Abstand. Geht das überhaupt?

Premiere: Erstmals in der Geschichte der Roten Funken ist das Regimentsexerzieren eine öffentliche Veranstaltung. Alle Jecken sind eingeladen, via Facebook oder YouTube diese Veranstaltung zu erleben. Und die Kommentare im Chat zeigen, dass diese Chance viele wahrnehmen und dass es sich lohnt. Ist der Film für die Kameraden sicherlich Balsam für die jecke Seele, so erfahren die anderen Jecken viel darüber, was die Roten Funken und das Regimentsexerzieren ausmacht.

Wie gewohnt führt Heinz-Günter Hunold souverän durch die digitale Veranstaltung, ihm zur Seite steht Korpskommandant Dirk Wissmann. Und es kommt alles vor, was man sonst live im Maritim erleben würde. Nur nicht als aufeinanderfolgende Programmpunkte, sondern als ein gut abgestimmter Film mit abwechslungsreichen Schnitten.

Wie jedes Jahr werden Ehrungen für viele Jahre Mitgliedschaft bei den Roten Funken ausgesprochen – 25, 33, 40 44, 50, 60 und sogar 70 Jahre.

 

 

Eine besondere Ehrung wird Oskar Hamacher zuteil: Dem Urgestein der Roten Funken (Mitglied seit 70 Jahren!!) und des kölschen Karnevals und immer noch aktiven Karnevalisten wurde von Christoph Kuckelkorn, dem Präsidenten des Festkomitees Kölner Karneval, in Anerkennung seiner langjährigen Verdienste im leeren Gürzenich der Verdienstorden in Gold verliehen. Ludwig Sebus und Et Klimpermännche gratulieren musikalisch zum 70-Jährigen!

 

 

Beförderungen gehören zu jedem Regimentsexerzieren. Und so wird Oberbürgermeisterin Henriette Reker, mit Leib und Seele Roter Funk und dem schönen Spitznamen Agrippina Courage, in ihrem Büro im Rathaus besucht und zum aktiven General der Roten Funken gefördert. Jetzt haben die Roten Funken den ersten weiblichen aktiven General! Anmerkung: Nicht gendergerecht Generalin, Dienstgrade beim Militär gibt es nur in der männlichen Form …

 

 

Der neue Rekrutenjahrgang wird vorgestellt und witzig die Schwierigkeiten bei der Tanzausbildung in Coronazeiten im Film verarbeitet. Außenstehende verstehen durch die verschiedenen Einspieler, wie die ungewöhnlichen Spitznamen der Roten Funken zustandekommen. Ob Puddelrüh, Schnüssjardinche oder Schürreskarr, die Zuschauer lernen jeden Rekruten näher kennen. Eine schöne Idee!

 

 

Auch die Vorstellungen der einzelnen Knubbel sind in den Film integriert. Als klar wird, dass Fastelovend „wegen dem Corönche“ ausfallen wird, sucht der zweite Knubbel ein altes Rezept für den Zaubertrank, der das Virus besiegen soll. Nachdem die Injektion von Schreckenskammerkölsch und der Schluck Weihwasser nicht helfen konnte, war die Lösung (natürlich): der Öllig  – das Zeichen des zweiten Knubbels!

Herrlich die Erzählung des Dilledopps, das Abzeichen des 3. Knubbels, der derzeit nicht auf irgendeiner Bühne stehen oder im Bus mitfahren darf.

Wie ein Roter Funk die Krise verarbeitet und die karnevalsfreie Session bewältigt, zeigt wunderbar der 4. Knubbel.

 

 

Warum die Europahymne die einzig wirkliche Vorlage für ein Lied zum Jubiläum der Roten Funken 2023 sein kann, beschreibt witzig der 1. Knubbel.

 

 

Auch das Dreigestirn, sonst immer Gast beim Regimentsexerzieren, hat beim Talk in der Hofburg, im Dorint Hotel am Heumarkt, zum Film beigetragen. Die Marie der Roten Funken, Judith Gerwing, durfte bei „Hinger d´er Britz“ Fragen an das Dreigestirn stellen, und so erfährt man, wie der Prinz mit der Strumpfhose klarkommt, ob die Jungfrau einen BH trägt und welche Schwierigkeiten der Bauer mit dem Kettenhemd hat.

 

 

Es gibt seit zwei Jahren eine schöne Tradition bei den RotenFunken: die Kötterbüchs. In der letzten Session wurde für den Kinderschutzbund gesammelt und es ist die stolze Summe von 35.000 Euro zusammengekommen! Weil durch die Coronapandemie die Spenden stark zurückgegangen sind, war das eine große Hilfe. Traditionell bestimmt der letzte Begünstigte den neuen und so nennt Lars Hüttler, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes und jetzt auch Ehrenleutnant der Roten Funken,  die Seniorenarbeit des Quäker Nachbarschaftsvereins. Mit den Spenden möchten der Verein in diesen schwierigen Zeiten den Kontakt zu den alten Menschen aufrechterhalten. Dafür könnt ihr alle mitspenden:

 

 

Und ganz zum Schluss wird dann auch noch der Präsident geehrt – für 33 Jahre Vorstandsarbeit bei den Roten Funken! Mit eine Urkunde, aber auch mit einer Melange von Videobotschaften.

 

 

Und ganz zum Schluss kommt das, was immer am Ende des Regimentsexerzieren kommt: der Zapfenstreich! Dreimol vun Hätze Kölle Alaaf!! Eine schöne Veranstaltung, die nicht das Miteinander der Veranstaltung im Maritim ersetzen kann, aber ein schöner Ersatz in Pandemiezeiten war!

 

Fotos ©BKB Verlag