Jens Hermes-Cédileau (Nicci)

Ein Dienstag im Dezember. Draußen ist es eisig kalt, als ich gemeinsam mit meiner Verlagskollegin ein Café in der Kölner City aufsuche, um für die Session 17/18 einen äußert wichtigen Mann zu treffen. Jemand, der bei mir einen großen Eindruck hinterließ. Eigentlich wollte ich meine Kollegin nur zu einem Interview begleiten, doch dann konnte ich es mir nicht nehmen lassen, meinen eigenen Eindruck dieses Jecken zu schildern…

Die Rede ist vom Tanztrainer Jens Hermes-Cédileau. Sechs Traditionskorps hat er unter seinen Fittichen, damit diese in den Sälen Kölns ein rhythmisches Bühnenbild präsentieren können. Das Hauptaugenmerk liegt dabei natürlich auf den jeweiligen Tanzpaaren. Aber auch wenn in den hinteren Reihen jemandem ein Patzer unterläuft, entgeht dies dem geschulten Auge von Jens nicht.

Der Anfang

„Angefangen habe ich mit ca. 10 Jahren. Ich war auf der Suche nach einem Hobby und hatte mich bereits in diversen Sportarten probiert, aber nie einen richtigen Zugang dazu gefunden. Bis ich das Tanzen entdeckte.“

Jens hatte sich damals bei einer Kindertanzgruppe beworben und damit war seine Leidenschaft geweckt. Den Kammerkätzchen und Kammerdienern der KG Schnüsse Tring blieb er über zehn Jahre treu, zuerst in der Jugend-, dann in der Tanzgruppe, bis er sich 1997 bei den Blauen Funken als Tanzoffizier bewarb.

„Ich weiß noch genau, wie nervös ich damals war. Mit todernstem Gesichtsausdruck und totaler Verbissenheit tanzte ich vor.“

Jens erfüllte sich damit einen Traum. Zu dem Zeitpunkt hatte er es auch zum ersten Mal mit seinem damaligen Trainer Peter Schnitzler zu tun. Eine Legende, in dessen Fußstapfen Jens nun getreten ist.

„Anfangs wusste ich nicht, ob ich dieser Verantwortung gewachsen bin. Ob ich in der Lage bin, den Tänzern Ideen und Gefühle so nahe zu bringen, dass sie mich verstehen und es umsetzen können. So wie Peter Schnitzler es vermitteln konnte.“

Aber die Kölner waren sich schnell einig, dass es keinen würdigeren Nachfolger für den beliebten Tanzlehrer gab als Jens Hermes. Bis heute. Und wenn er eines von seinem Lehrmeister mit auf dem Weg bekommen hat, so ist es die Lektion, dass eine perfekte Bühnendarbietung nicht nur von einer makellosen Choreographie abhängig ist, sondern auch von den Charakteren, die diese darbieten.

„Wenn ein Verein ein neues Tanzpaar, Offizier oder Mariechen sucht, geht es nicht nur darum, gute Tänzer zu finden, sondern auch Menschen, die zum Verein passen. Und genauso müssen die Tänzemusikalisch sowie persönlich zu den Tänzern passen.“

Jens Hermes-Cedileau

Training und Alltag

Unter welchen Druck ein Tanzpaar heutzutage steht, ist dem Trainer durchaus bewusst.

„Die Verhältnisse sind heute anders als, ich sage mal, damals. Die müssen heute schon viel früher viel mehr machen und leisten. Klar, bin ich damals auch arbeiten gegangen und habe studiert, aber heute ist das Bild trotzdem anders. Nicht jeder Chef toleriert es, dass die Arbeit während der Session auch mal leiden könnte. Und auch, wenn die langen Sessionen mal für Frust bei den Paaren sorgen, versuche ich ihnen zu vermitteln, dass sie etwas Einzigartiges erleben dürfen und die Zeit genießen sollen. Besonders die Mariechen, die nach Ihrer Zeit auf der Bühne meistens nicht mehr aktiv in ihrem Verein mitwirken können.“

Aber auch neben der Bühne, möchte Jens seinen Tanzpaaren etwas näher bringen.

„Das Selbstbewusstsein, welches ich Ihnen für die Bühne versuche zu vermitteln, ist auch etwas, was im Alltag hilfreich sein kann.“

Dabei soll das in keiner Weise Arroganz ausdrücken. Denn so wie Jens es mir erklärte, geht es dabei einfach um eine Form Selbstwertgefühl. Von hochnäsigen Verhalten sieht Jens nämlich ganz klar ab. Er selber zitierte bei diesem Thema Hilde, die Gemahlin von Peter Schnitzler, die einst sagte: „Man muss mit der Toilettenfrau auf der gleichen Ebene sprechen wie mit dem Bürgermeister!“

Jens Hermes-Cedileau

Jens tanzt durchs Leben

Allem Anschein nach macht Jens also den ganzen lieben Tag nichts anderes, als sich mit Tänzen, passender Musik und den Tanzpaaren selbst zu beschäftigen. Aber nein! Er kümmert sich neben dem dazugehörigen Korps auch noch um den Vorstandstanz der EhrenGarde, den diesjährigen Neunertanz, das Kinderdreigestirn, tanzte vor ein paar Jahren auch mal als Jungfrau Hermia über die Bühne und setzt sich immer wieder mal für ein tänzerisches Projekt im Karneval ein.
Und Nein, das ist nicht sein Hauptberuf.
Und ja – er geht noch regulär Vollzeit arbeiten und führt eine Ehe.

Jens ist für mich das Rundumpaket eines Betreuers, der eine Leidenschaft lebt. Er ist sich der Ernsthaftigkeit seines zeitintensiven Nebenjobs bewusst. Und obwohl ich mir sicher bin, dass das Training unter ihm nicht immer einfach ist und er mit sehr strengem Auge beobachtet, ist er emotional nahe bei seinen Tänzern. Ein einfühlsamer Profi, der auch mal triezt und fordert, aber im Hinterkopf genau weiß, warum er das tut. Tanzen ist hier nicht nur eine Show auf der Bühne, es ist für ihn etwas, aus dem man Nützliches für seinen Lebensweg schöpfen kann.