Wenn sich de Famillich triff (Brigitte)

Der 11.11. ist vorbei, die Sessionseröffnungen noch nicht. Viele Karnevalsgesellschaften starten mit ihren Mitgliedern in einem kleineren Rahmen in die fünfte Jahreszeit. So auch die Große Allgemeine, die mit ihrer „Famillich“ im Ballsaal des Leonardo Royal Hotel am Stadtwald zusammen kam. Dabei schwelgten noch alle in der Erinnerung an die grandiose letzte Session unter ihrem Motto: Wir waren Dreigestirn!

Mit Präsident Markus Meyer und Geschäftsführer Michael Everwand, Ex-Bauer und  Ex-Jungfrau, ist das Kölner Dreigestirn 2019 bei der Familiengesellschaft zu zwei Drittel vertreten.  Rund 300 Mitglieder zählt die Große Allgemeine, meist einfach nur GA genannt. Sie gehört damit zu den großen Familiengesellschaften im Kölner Karneval und ist eine der ältesten dazu. Was „Familie“ bedeutet, ist bei der Sessionseröffnung zu erleben – man kennt sich untereinander, man freut sich über das Wiedersehen, geht herzlich miteinander um, nimmt Rücksicht auf die unterschiedlichen Bedürfnisse. Jung und Alt sind vertreten  – in der GA ist das jüngste Mitglied ist gerade mal ein Jahr, das älteste immerhin schon 90 – und feiern gemeinsam Fastelovend.

Die GA-Flöhe

Nach der Begrüßung durch Präsident Markus Meyer standen als erstes die Pänz auf dem Programm. Auf ihre Flöhe, die Kinder- und Jugendtanzgruppe mit rund 50 Mädchen und Jungen, ist die GA besonders stolz. Mindestens ein Elternteil muss Mitglied in der Gesellschaft sein, wenn man bei den Flöhen mittanzen möchte. Das stärkt den Zusammenhalt!  Die Pänz werden so schon früh mit den Traditionen des Fastelovend vertraut gemacht und natürlich an die Gesellschaft gebunden. 

Wenn man die Begeisterung bei den Tänzen der ganz kleinen wie der großen Flöhe sieht, weiß man, wie viel Herzblut dahinter steckt. Trotz der kleinen Tanzfläche tanzten die Pänz ihr Programm mühelos, stellten den neuen Sessionstanz vor und wurden natürlich mit Riesenbeifall belohnt. Die Flöhe sind auf jeder Veranstaltung der GA dabei, ziehen im Rosenmontagszug mit und sind auch sonst auf vielen Bühnen im Karneval unterwegs.

Spielen für die Famillich

Auch das ist „Famillich“: Nach den Ehrungen der Flöhe gab es einen ungeplanten Programmpunkt. Robert Rothenbücher, Gitarrist bei den Filue und Vater eines Flöhchens, kam mit der Band spontan vorbei und machte Stimmung im Saal. Der Zeitplan geriet durcheinander, aber das störte niemanden. 

Der Bellejeck

So mussten die Mitglieder auf die Vorstellung des neuen Bellejecks auch ein bisschen warten. Was eigentlich nicht weiter schlimm ist, denn der alte Bellejeck ist auch der neue: Willi Loeven wird auch in der Session 2020 diese  zentrale Figur der Gesellschaft verkörpern.

Vor zwölf Jahren hatte die GA die alte Tradition dieser Narrenfigur wieder aufleben lassen. Sie war im Mittelalter närrischer Reimsprecher der Kölner Bauernbänke und sprach ab Weiberfastnacht auf dem Alter Markt mit klaren Worten den Klüngel bei der Obrigkeit an. 

Heute eröffnet der Bellejeck den Straßenkarneval und mittlerweile ist der Bellejeckzoch aus dem jecke Geschehen an Weiberfastnacht nicht mehr wegzudenken. Dann ziehen die Jecken, Abordnungen vieler Gesellschaften und verschiedene Spielmannszügen vom Bahnhof zur Hofburg, und holen mit dem Ruf „opston, opston…“ das Dreigestirn aus den Federn. Für Prinz, Bauer und Jungfrau ist das der erste Termin an Weiberfastnacht noch vor der Eröffnung des Straßenkarnevals in Nippes und auf dem Alter Markt. Aber wie Markus Meyer jetzt aus eigener Erfahrung weiß, ist dieser Termin doch ganz schön früh! 

Die GA geht gerne auch schon mal neue Wege

Wenn eine Gesellschaft in der Session das erste Mal zusammenkommt, werden immer Danksagungen ausgesprochen, Orden und Auszeichnungen verliehen. Nach dem Motto, wer sich für die Gesellschaft einsetzt, soll das auch in der Session zeigen können. Potential gibt es bei der GA sehr viel, weil sie eine ganze Menge aktiver Gesellschaftsteile besitzt. 

Zwei davon fallen ein wenig aus der Reihe: die “Kayjass-Wiever”, ein weiblicher Senat, der in der Männerdomäne Karneval nicht so oft vorkommt. Sie feiern ganz viel zusammen, stellen den Elferrat bei der Mädchensitzung und zusammen mit dem Senat den auf der Großen Kostümsitzung. 

Die andere Gruppe ist der Ambulante Krankendienst, kurz AKD genannt. Hier zeigt sich wieder das Hätz, das im Karneval so oft besungen wird. Der AKD bringt Menschen, die nicht mehr an der 5. Jahreszeit teilnehmen können, den Karneval ins Haus. „Essen auf Rädern“ – nur karnevalistisch. Die Mitglieder der GA besuchen Pflegeheime und Hospize und singen und schunkeln gemeinsam mit den Bewohnern – und haben mittlerweile auch schon ein Off-Sessions-Programm für die anderen vier Jahreszeiten. Eine wirklich tolle Idee!

Die GA  geht auch gerne mal neue Wege . So wurde beispielsweise der Stammtisch der Vorsitzenden der Kölner Karnevalsgesellschaften vor zehn Jahren vom heutigen Ehrenpräsidenten Kurt Niehaus ins Leben gerufen. Weil die Präsidenten sich regelmäßig beim Festkomitee trafen, die Vorsitzenden aber wenig Kontakt untereinander hatten. Heute ist das ein fester Termin im jecken Terminkalender. 

Seit 1969 organisiert die GA die größte Seniorensitzung in der Region, die AWO-Sitzung für die Arbeiterwohlfahrt. Doch beim 50. Mal ist auch ein weinendes Auge dabei, es wird die letzte AWO-Sitzung sein.

Musikalische Einlage

Die Labbese standen auf dem Programm und dann sorgte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach für eine Überraschung. Er wollte mitsingen! Man kennt sich nämlich, Musiker wie Bosbach kommen aus Bergisch-Gladbach und so sangen sie gemeinsam „E janz klein Stöck vun Kölle“.

Ehrung an Wolfgang Bosbach

För dat äsch Kölsche Hätz

Damit war die Hauptperson des nächsten Programmpunkts bestens eingeführt, denn Wolfgang Bosbach ist der Preisträger des Ordens „För dat äsch Kölsche Hätz“. Dieser wurde in diesem Jahr zum 50. Mal verliehen – immer an Menschen, die das kölsche Brauchtum über die Grenzen Kölns hinaus bekannt gemacht haben.

Christoph Daum bei der Große Allgemeine Ehrung an Wolfgang Bosbach

Was Bosbach nicht wusste, Christoph Daum, mit dem er den ganzen Abend an einem Tisch gesessen hatte, hielt die Laudatio. Eigentlich hätte das Hans Süper, der Preisträger aus dem vorherigen Jahr, übernehmen sollen, er hatte aber aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen.

Ehrung an Wolfgang Bosbach Ehrung an Wolfgang Bosbach

Mit Brass mit 5 und J-.Weber ging das Programm zu Ende, der Abend aber noch lange nicht. Die Famillich feierte weiter …

 

Bildnachweis: Alle Bilder BKB Verlag bis auf Bilder Ordensverleihung: © Leon Gruß