Session 2021: Back to the roots (Brigitte)

„Jeit mit, jeit nit“*, mit diesem Motto haben die Organisatoren vor ein paar Tagen den Veedelszoch 2021 in der Südstadt abgesagt. Gestern nun haben die Vertreter der vier Karnevalshochburgen Aachen, Bonn, Düsseldorf und Köln es ihnen gleich getan. Gestern nach dem Treffen in der Staatskanzlei war klar: Karneval, wir wir ihn kennen, findet nicht statt. Der ist abgesagt! Aber eben nur diese Form des Karnevals.

Geahnt haben wir es alle schon lange, denn das Pandemiegeschehen lässt eigentlich keine andere Möglichkeit zu. Der Gesundheitsschutz geht vor. Überall da, wo Menschen eng zusammenkommen, breitet sich das Virus nun mal aus. Für unseren Fastelovend heißt das: Es wird keine Umzüge, keine Sitzungen, keine Bälle und Parties geben. 

Was aber dann?

Weihnachten findet auch ohne Weihnachtsmärkte statt, wie Christoph Kuckelkorn, Präsident Festkomitee Kölner Karneval, so schön formulierte. Doch wie sieht ein Fastelovend ohne Rosenmontagszug, ohne Veedelszoch, ohne Sitzung aus? Eine Antwort auf diese Frage haben vermutlich heute Morgen viele erhofft, als das Festkomitee Kölner Karneval zusammen mit den Kollegen aus Aachen, Bonn und Düsseldorf zur Pressekonferenz einlud. Fazit: Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine fest stehenden Konzepte, die kommuniziert werden, auf jeden Fall ist Kreativität gefragt.

Und kreativ waren Karnevalisten doch schon immer, wie Frank Prömpeler, Präsident FestAusschuss Aachener Karneval, unterstreicht. Man wird in anderen Formaten denken, nach neuen Formaten suchen müssen, kleine, feine Veranstaltungen mit vernünftigen Hygienekonzepten erarbeiten. Manches wird man digital übertragen, damit alle Jecken teilhaben können. Jecken werden gemeinsam im kleineren Kreis feiern. Ausdrücklich erlaubt sind beispielsweise karnevalistische Kulturveranstaltungen wie etwa Konzerte. Für die Suche und Umsetzung der neuen Ideen ist in den nächsten Wochen reichlich Zeit, meint Marlies Stockhorst, Präsidentin Festausschuss Bonner Karneval. Vielleicht komme man dabei auch zurück zum gesprochenen Wort, zu den Ursprüngen des rheinischen Fastelovends. Wenn man sich den Erfolg der Rednerfrühschoppen anschaut, liegt das gar nicht so fern.

Kinderdreigestirn 2020

Session 2021 mit Tollitäten

In einem sind sich alle einig: In allen vier Hochburgen wird es Tollitäten geben, weil sie zentraler Bestandteil und wichtige Integrationsfiguren des rheinischen Karnevals sind. Gerade in diesen besonderen Zeiten, die für viele Menschen soziale Distanz, emotionale Entbehrungen oder auch wirtschaftliche Katastrophen mit sich bringen, ist es wichtig, Mut zuzusprechen und Freude zu bereiten. Das heißt, in Köln dürfen wir gespannt sein, wer in dieser ganz besonderen Session das Dreigestirn und das Kinderdreigestirn stellen wird.

Stefan Kleinehr, Vizepräsident Comitee Düsseldorfer Carneval, unterstreicht noch einmal die Bedeutung des immateriellen Kulturerbes rheinischer Karneval. Dadurch sei der Karneval als Kultur anerkannt, werden die Vertreter von der Landesregierung zu Rate gezogen und gibt es von deren Seite finanzielle Unterstützung für die Vereine, für die Künstler und all die Gewerke, die mit dem Karneval zusammenhängen.

Sessionseröffnung des Kölner Karneval

Der Elfte em Elften

Eine Ahnung von der Session 2021 haben wir dann doch noch bekommen, als Ralf Schlegelmilch von der Willi Ostermann Gesellschaft, die jedes Jahr die große Sessionseröffnung auf dem Heumarkt ausrichtet, an der Reihe ist. Am 11.11. wird gefeiert – aber ohne Zuschauer! Das Programm kommt in diesem Jahr zu den Jecken nach Hause! Fünfeinhalb Stunden lang wird der WDR die Sessionseröffnung aus der Wagenbauhalle live übertragen, so dass alle Jecken privat mit Familie oder Arbeitskollegen mitfeiern können.

Schlegelmilch sagt den Jecken ganz klar: Wer den Karneval liebt, der bleibt am 11.11. zu Hause! Um die Anreise von Karnevalstouristen und große Feiern im öffentlichen Raum zu verhindern, sind jetzt die kommunalen Ordnungsbehörden gefragt, ein Alkoholverbot und vermutlich auch ein Verweilverbot an neuralgischen Plätzen auszusprechen.

Rheinischen Nachmittag in Merheim

Damit steht eines fest: Der Karneval 2021 wird ein anderer sein. Er wird stiller, versteckter, persönlicher werden, nicht mehr jede Aktion von Presse und Social Media dokumentiert werden, aber das birgt, so finde ich, auch große Chancen. Vielleicht bringt ein Weniger an Eventisierung und Kommerz wieder mehr das Herz des Karnevals zum Vorschein. Es sind doch gerade die vielen kleinen Momente, die unseren Fastelovend ausmachen. 

Es gibt ein Problem, für das noch eine Lösung gefunden werden muss. Allein im Kölner Karneval kommen rund 2 Mio. Euro Spenden für karitative Organisationen zusammen, die oftmals fest in deren Budgets eingeplant sind. Wie diese nun erwirtschaftet werden, dafür sind kreative Lösungen gefragt. 

*Geht nicht, geht nicht

 

Fotos: @BKB Verlag