NACHGEFRAGT: Rote Funken – Wie war’s? (Vera)

Die Session 2020/21 ist seit gut einer Woche vorbei und es wird Zeit mal zu fragen „Wie wor et denn jetz?!“ Drei Funken berichten von ihren persönlichen Eindrücken und Erlebnissen, was möglich war und an welchen Stellen setzte die Wehmut ein.

Matthäus Smodis

Matthäus Smodis (57), Spitzname SCHÜRRESKARR (Schubkarre), 4. Knubbel, erlebte 2021 seine erste Session als aktiver Funk in Uniform und wurde im Januar coronakonform vereidigt. Er lernte die Funken 2018 als Flugkapitän auf ihrer CUSA Manövertour kennen und lieben. Die Vorfreude auf die Session 2021 wurde eigentlich schon im Spätherbst abgebremst und die Rekruten konnten sich langsam auf eine alternative erste Session als Funk einstellen. Die wöchentlich stattfindenden Tanztrainings und geselligen Abende wurden nach und nach weniger, bis sie schließlich ganz ausfielen, als der nächste Lockdown hereinbrach. Die Rekruten hatten sich allerdings bereits in ihrer Zeit als Hospitanten bewiesen, wurden vom Ballutageausschuss bestätigt und den Funkedanz hatten sie auch allemal drauf. Daher entschied man sich auch für die Vereidigung im kleinen Kreis und wollte die zwölf Männer nicht ein weiteres Jahr hospitieren lassen. 

Als ich Matthäus fragte, wie er die Session in einem Satz zusammenfassen würde, kam ohne zu überlegen direkt ein „Ausgefallen“ herausgeschossen. Zunächst im Sinne von „fand nicht statt“ gemeint, stellt sich im Verlauf des Interviews aber auch heraus, dass es für ihn auch ganz klar eine ausgefallene, andersartige Session war. Er gehört zu den wenigen, der die Uniform wirklich zu sechs Anlässen in diesem Jahr tragen konnte. Matthäus zählt auf: zum Dreh der Vereidigung, zum Dreh der Spitznamen, des digitalen Biwaks, zum Kötten, zur Ausfahrt mit dem Roller und beim Flug mit dem Zeppelin. Das ist 6x mehr wie manch anderer Funk. 

Und das sind auch direkt zwei seiner persönlichen Highlights – als Pilot des #Funkezeppelins flog er am 11.11. und an Weiberfastnacht dann in Uniform über die Stadt, was natürlich etwas ganz Besonderes war. 

Zum anderen überlegte er sich mit einigen anderen Jungfunken, dass es doch schön wäre, wenn man in Uniform auf Rollern durch die Stadt fährt, um so die neue Uniform zu lüften und den Passanten ein wenig Fastelovendsfeeling zu schenken. „Da bekam man ein direktes Feedback und die schönen emotionalen Reaktionen der Leute zurückgespielt – das war ein schöner Moment“.

Er sagt auch, dass er jetzt nicht wirklich was vermisst hat, das große Nachtrauern wie es manche andere tun, kennt er nicht. Wohl vielleicht auch weil er noch keine „richtige“ Session in vollem Ausmaß als Roter Funk miterleben durfte. 

Günter Ebert

Davon kann Günter Ebert (52), Spitzname BLÖMCHE (Blümchen), 3. Knubbel, dann schon eher berichten. Seine 27. aktive Funkensession fasst er als „interessant, aber auch ein bisschen mit Wehmut“ zusammen. Die vielen schönen gemeinsamen Momente, das Schunkeln und Feiern, die Nähe zu den anderen Mitgliedern, die vielen Veranstaltungen, die ausfallen mussten, all das vermisste er besonders. Interessant und spannend war es allerdings auch, weil die Voraussetzungen anders waren und herausfordernd hier Formate zu entwickeln, die den Karneval zu den Leuten nach Hause bringen konnten. Ein digitales Regimentsexerzieren oder ein virtuelles Biwak, gab es so vorher noch nie und erforderte ein Umdenken des Organisationsteams. 15 Veranstaltungen sind weggebrochen mit rund 60.000 Gästen. Die Roten Funken haben sich bewusst dazu entschieden, Formate für jeden kostenfrei und öffentlich zugänglich zu streamen und so ein Stück Karneval auf Abstand bedingungslos erlebbar zu machen. 

„Speziell war der leere Gürzenich, der nicht bestuhlt war, wo normalerweise aber 1500 Personen feiern, am Tag, an dem normalerweise unsere Herrensitzung stattgefunden hätte. Hier haben wir in kleiner Runde ein langjähriges Mitglied zusammen mit dem Festkomitee geehrt. Das war besonders, aber das möchte ich so unter diesen Voraussetzungen eigentlich nicht nochmal erleben.“ 

Sehr emotional war auch die persönliche Verteilung des Funken-Wohlfühlpakets durch den Vorstand. Diese waren gepackt mit Orden, Pins, Kribbelwasser, Seidenstrüssjer, Wurfmaterial – jeder Funk bekam ein Paket persönlich nach Hause gebracht, was manch einen fast zu Tränen rührte. Blömche meint auch, dass es den Karneval, wie wir ihn noch 2020 erleben durften, vermutlich in dieser Form erstmal nicht mehr geben wird. So wie auch nach dem Flughafenbrand vor einigen Jahren, die Sicherheitsbestimmungen für Feuerschutz in den Karnevalssälen angepasst und die Besucherzahl dadurch verringert werden musste, so werden wir durch Corona zukünftig wohl nicht mehr ohne passendes Hygienekonzept feiern können.

Günter Ebert konnte als Vorstand im Bereich Presse und Kommunikation seine Uniform dann doch bestimmt gut 15x tragen. Er wurde im November erst zum aktiven Gineral ernannt und bekam demnach auch eine neue Uniform mit Goldelementen. Leider konnte die Beförderung wie auch die Vereidigung der Rekruten nur im Studio erfolgen und wurde als Aufzeichnung den Mitgliedern zuhause vorm Fernseher präsentiert. Normalerweise finden Beförderungen und ähnliches vor großem Publikum mit allen Mitgliedern statt. 

Funken, die schon viele aktive Dienstjahre erlebt haben, immer und überall dabei waren, in dieser Session aber keine einzige Möglichkeit hatten die Uniform zu tragen, gibt es auch.  

Helmut Brügelmann

Helmut Brügelmann (68), Spitzname Lingeschaaf (Leinenschublade) 1. Knubbel, trägt seit 27 Jahren die Uniform der Roten Funken – dieses Jahr leider nicht. Für Lingeschaaf war es eine traurige, enttäuschende Session, der er nicht viel Positives abgewinnen konnte. Ihm fehlte der Flair des Funkenlebens, der persönliche Austausch mit seinem Knubbel, die Bühnenmomente und die Saalatmosphäre. Alles war virtuell und es kam keine Stimmung auf, allein vorm Fernseher. Sogar die Knubbelabende waren virtuell und auch das Exerzieren einmal wöchentlich. Das sei zwar „eine gute und schöne Idee gewesen, aber wer keine gute Datenverbindung hatte oder Probleme mit Zoom, Team und Co., den bremsten die technischen Probleme dann schon mal aus. Und es war eben auch kein Ersatz für das Menschliche, was man sonst in der Session so liebt“. Mit zwei bis drei Funken trifft er sich so wie das ganze Jahr, hin und wieder zum Walken oder Spazieren, ansonsten hat er seine Funkefründe nur über den Bildschirm in dieser Session gesehen. Positiv sieht er aber, dass sich vom Organisationsteam viel überlegt wurde, um wenigstens irgendwie ein bisschen Fastelovendsjeföhl aufkommen zu lassen. Die Überbringung der Funken-Wohlfühlpakete, die Idee mit dem Zeppelin und auch die Aktion zum Jubiläum der Bläck Fööss auf der Severinsstraße fand er sehr gelungen.  

Die Roten Funken in einer Session auf Abstand. Jeder erlebt es auf seine Weise anders, aber alle haben denselben Wunsch und die große Hoffnung, dass es sich nur um ein Ausnahmejahr gehandelt hat und die Session 2022 einigermaßen wieder „normal“ laufen kann. Ich denke, die Hoffnung teilen alle Karnevalisten und fühlen da gleich.

 

Fotos ©Vera Drewke