„Muuzemändelcher“ – nicht nur zum Naschen (Brigitte)

Muuzemändelcher? Die kann man doch essen an Fastelovend?  Dass dies nicht nur ein leckeres Karnevalsgebäck ist, sondern sich hinter dem Namen auch eine Künstlervereinigung verbirgt, wissen Jecken außerhalb des organisierten Karnevals oft nicht. Die Wahl des Karnevalsfotografen Joachim Badura zum neuen Baas der „Muuzemändelcher“ 1949 e.V. war uns daher willkommener Anlass, einmal nachzufragen. Die Appsolutjeck-Redaktion traf sich mit Joachim Badura und Dagmar Eichberg-Weber aus dem Vorstand sowie Anna M. Drack, die die Pressearbeit übernommen hat.

Zunächst einmal: Was ist ein Baas?
„Ich bin der 1. Vorsitzende“, sagt Joachim Badura und seine Vorstandskollegin Dagmar Eichberg-Weber ergänzt: „Das Wort kommt aus dem Niederländischen und bedeutet Meister oder Boss!“

Und was sind die Muuzemändelcher?
Die „Muuzemändelcher“ von 1949 sind die älteste Künstlervereinigung im Kölner Karneval. Der Klub Kölner Karnevalisten (1950) und der Stammtisch Kölner Karnevalisten (1951) wurden erst danach gegründet. Damals konnte man sich gar nicht als Mitglied bewerben, man wurde berufen, erzählt uns Joachim Badura. Und man musste schon einige Erfolge aufweisen, bevor man zu den Muuzemändelcher kommen konnte. Heute ist unser Verein offener, Künstler können sich jetzt auch um eine Mitgliedschaft bewerben.

Was macht eine Künstlervereinigung im Fastelovend?
Unsere Künstlervereinigung ist weder eine Gewerkschaft noch eine Agentur. Wir stellen unsere Künstler und ihre Programme vor und ermöglichen ihnen im Rahmen unserer eigenen Veranstaltungen Auftritte, so Joachim Badura. Die Muuzemändelcher halten dabei immer am Grundsatz fest, dass jede unserer Veranstaltungen eine karitative Ausrichtung haben muss. Wir machen keine Veranstaltungen, die auf Gewinn ausgerichtet sind. Und natürlich wollen wir unsere Gemeinschaft festigen, indem die Künstler versuchen, sich gegenseitig zu fördern.

Vom Kegelclub zur Künstlervereinigung

Diese Haltung hängt mit den Anfängen zusammen, weiß Dagmar Eichberg-Weber zu berichten. Schließlich war ihr Vater Fritz Weber, dessen Komposition „Ich bin ene kölsche Jung“ wohl jeder kennt, Gründungsmitglied der Muuzemändelcher. Angefangen hatte alles mit einem Kegelclub aus Kölner Karnevalisten, der nach dem Zweiten Weltkrieg u.a. tatkräftig für die Entschuttung des Ostermann-Brunnens gesorgt hat. Dabei wurden wie so oft in Köln Karnevalslieder gesungen und es wurde geschunkelt. Das Bedürfnis nach Freude und Ablenkung von Elend und Not war einfach riesengroß.

Das Geld, das bei dieser Aktion gesammelt worden war (Immerhin 300 DM, im Jahr 1949 eine stattliche Summe!), spendeten die Karnevalisten für die Menschen im Mülheimer Altersheim. Doch es sollte nicht nur Kaffee und Kuchen geben, sondern auch ein unterhaltsames Programm, in dem die Künstler ohne Gage auftraten. Damit war der Grundstein für karitative Veranstaltungen gelegt, die die Muuzemändelcher bis heute organisieren. Es sei nur an den „Rheinischen Nommedach“ im Städtischen Seniorenzentrum Riehl oder an die Blindensitzung im Sartory erinnert!

Als eine Art Gegengewicht zu den damals bereits gut organisierten Literaten, welche oftmals die Gagen diktierten, gründeten die Künstler damals einen Künstlerverein. Damit konnten sie ihre Interessen gegenüber den Veranstaltern stärker zum Ausdruck bringen. Ausdrücklich wurde aber in die Satzung des Vereins aufgenommen, dass „keine wirtschaftlichen Zwecke der Vereinsmitglieder“ verfolgt würden. Auf den Namen konnte man sich schnell einigen, als Gründungsmitglied Karl Berbuer, von Beruf eigentlich Bäcker, „Muuzemändelcher“ vorschlug. „Denn die jitt et nur zur Fastelovendszick!“

Wo stehen die Muuze heute nach fast 75 Jahren?

Der neue Vorstand ist erst kurze Zeit im Amt, hat sich aber einiges vorgenommen. Die Muuzemändelcher haben sich immer als „Familich“ verstanden, aber das Zusammengehörigkeitsgefühl hat wie überall im Karneval durch die lange Coronazeit etwas gelitten. Deshalb möchte der neue Vorstand zunächst etwas für den Zusammenhalt der Muuze tun.  Der Vorstand will eine Tour zu den Künstlern machen, ihnen zuhören, ihre Übungsabende anschauen, die Tanzgruppen besuchen, mit den Übungsleitern sprechen. Was daraus folgt, werde sich zeigen, so Joachim Badura. In der Überlegung sind auch Workshops zur Performance auf der Bühne oder zu allgemeinen administrativen Fragen.

Der neue Vorstand will sich auch bei der Suche nach neuen Künstlern engagieren, die sich auf dem Mitgliederabend oder beim Stammtisch vorstellen können. Gerade für junge Künstler böten die Muuzemändelcher die Möglichkeit, Erfahrungen bei Bühnenauftritten zu sammeln und Support durch die älteren Kollegen zu bekommen. J.P. Weber und Jupp Menth hätten ihre Bereitschaft schon bekundet, erklärt der neue Baas.

Eines aber solle bleiben, so Dagmar Eichberg-Weber, die kölsche Tradition weiterzugeben. Das war und das bleibe eines der zentralen Anliegen der Muuze, Und sie erinnert daran, dass in Köln, wird irgendwo ein Akkord angeschlagen, immer der ganze Saal mitsingt und das auch noch textsicher. Das gäbe es so in keiner anderer Stadt. Dabei zeige sich eben, dass Tradition ein Wert sei, der Identifikation schaffen könne.

Die goldene Muuz

Eine Veranstaltung der Muuzemändelcher hat lange Tradition: Am 11.11. wird in der Piazetta des Rathauses die Goldene Muuz verliehen. Die Auszeichnung wird an Menschen überreicht, die sich um das Kölner Brauchtum, um Kölsche Lebensart oder die Kölner Kultur verdient gemacht haben. In diesem Jahr ist der Preisträger anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Kölner Karnevals das Festkomitee Kölner Karneval. Es wird ein kleines, feines Programm und zwei fixe Programmpunkte geben. Neben der Verleihung werden das alte und das neue Dreigestirn empfangen, die das lachende (an das neue Dreigestirn) und das weinende Auge (an das alte Dreigestirn) angesteckt bekommen. Beide Anstecker zusammen ergeben die ganze Nadel. Wer die Veranstaltung gerne besuchen möchte, muss sich bei den Muuzemändelcher voranmelden: buero.muuze@gmail.com.

Die Appsolutjeck-Redaktion wünscht dem neuen Vorstand viel Erfolg bei seiner Arbeit und wird gern berichten!

Der neue Vorstand v.l.n.r.: Detlef Blodau (Schatzmeister), Joachim Badura (Baas), Dagmar Eichberg-Weber (Betreuung u.a. der Wohltätigkeitsveranstaltungen) und Rudi Schnitzler (Geschäftsführer)

Bildnachweis: Vorstandsfoto © Muuzemändelcher; alle anderen Fotos © BKB Verlag