Auch Pänz haben Rechte (Brigitte)

Schon von draußen hört man hohen Geräuschpegel, denn der Gürzenich ist voller Pänz. Heute danze die Pänz für Kölle und es sind rund 2.000 Menschen im Saal. Alle zwei Jahre bittet das Festkomitee zum Tanz und lädt seine Kinder- und Jugendtanzgruppen zum großen Kinderfest ein, bei dem alle ihr Können auf der Bühne des Gürzenich zeigen können. Genau der richtige Rahmen, um das neueste Projekt vorzustellen: den Pänzrechte-Pass, der Teil eines Schutzkonzeptes gegen Gewalt und Missbrauch ist.

„Pänz danze för Kölle“

Fast drei Dutzend Kinder- und Jugendtanzgruppen gibt es im Festkomitee, über 900 Kinder und Jugendliche aus 28 Tanzgruppen sind heute im Gürzenich dabei. Der Auftritt auf der großen Bühne ist aufregend und den Pänz macht es sichtlich Spaß, ihre Tänze den anderen vorzuführen. Hier geht es nicht um Leistung und Perfektion, hier steht der Spaß Vordergrund und auch die Allerkleinsten sind mit dabei. „Viele standen noch nie auf so einer großen Bühne, deshalb bieten wir hier eine ganz besondere Gelegenheit“, erklärt Christine Flock, Vizepräsidentin und zuständig für den Kinder- und Jugendkarneval. Wenn man bedenkt, dass es für viele Kinder- und Jugendtanzgruppen es gar nicht so einfach ist, viele Auftritte in der Session zu bekommen, ist Pänz danze för Kölle“ ein schöner Einstieg in die Session. Musikalisch unterstützen das die Domstürmer und die Bläck Fööss.

Pänzrechte-Pass 

Wo Kinder sind, müssen sie geschützt werden. Damit sich die jecken Pänz im Karneval sicher und wohl fühlen, hat das Festkomitee in Zusammenarbeit mit  der Kölner Kontakt- und Beratungsstelle Zartbitter e.V. zwei Jahre lang ein Schutzkonzept entwickelt und gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen der Karnevalsgruppen einen Pänzrechte-Pass erarbeitet.

Philipp Büscher, Leiter der Kontakt- und Beratungsstelle Zartbitter, berichtet, dass sie viele Kinder- und Jugendtanzgruppen besucht und gefragt haben, welche Rechte den Pänz im Karneval besonders wichtig sind, wie sich Kinder im Karneval besonders wohl fühlen können und welche blöden Situationen sie im Training oder beim Karneval erlebt haben. Und die Antworten sprudelten nur so. All das ist in den Pänzrechte-Pass eingeflossen. Er besteht aus insgesamt 28 Motiven, die sich mit dem Miteinander von Kindern und Erwachsenen, aber auch von Kindern untereinander beschäftigen. Es geht um den respektvollen Umgang miteinander, um die Einbeziehung aller Pänz, um Grenzen setzen oder Hilfe holen.

Damit es nicht nur bei schönen Worten bleibt, hat das Festkomitee eine Beschwerdestelle eingerichtet, die ab sofort für alle Pänz unter paenzrechte@koelnerkarneval.de erreichbar ist. Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, hat sich mit seiner Unterschrift auf dem Pass verpflichtet, sich für die Rechte der Pänz im Kölner Karneval zu einzusetzen. Jedes Kind und hoffentlich auch die Leiterinnen und Leiter der Tanzgruppen können dort ebenfalls unterschreiben.

Am Ausgang des Gürzenich erhalten die Kinder  einen Pänzrechte-Pass! Christoph Kuckelkorn wünscht sich aber, dass jedes Kind in Köln einen solchen Pass bekommt. Deshalb wird das Kinderdreigestirn ihn auf der Pänz-Große-Pause-Tour mit in die Schulen nehmen. Und interessierte Lehr- und Leitungskräfte können sich gerne an Zartbitter oder das Festkomitee Kölner Karneval wenden.

Präventionskonzept 

Der Pänzrechte-Pass ist nur der Anfang eines umfassenden Schutzkonzepts für Kinder. „Ein Verein oder eine Karnevalsgesellschaft sollte immer ein sicherer Ort für ein Kind sein, das ist das Ziel unserer Präventionsarbeit. Wir Erwachsenen sind für den Schutz von Kindern verantwortlich. Man muss aber auch Kinder über ihre Rechte informieren, damit sie ermutigt werden, sich gegen Übergriffe zu wehren und sich Hilfe zu holen“, so Christoph Kuckelkorn. Der nächste Schritt sei die Erstellung eines Leitfadens für die Gesellschaften und Tanzgruppen, so Christine Flock, denn die Pänzrechte müssen auch umgesetzt werden. Über Theaterstücke für Familien möchte man in Zusammenarbeit mit Zartbitter die Jecken weiter für das Thema sensibilisieren. Wir dürfen also gespannt sein, wie dieses Projekt die Kinderrechte weiter stärken wird.

 

Fotos: @BKB Verlag, letztes Gruppenfoto: @Festkomitee Kölner Karmeval/Costa Belibasakis