75 Jahre Löstige Paulaner – Eine Kölner Institution feiert! (Ulla)

Wenn die Löstige Paulaner in diesem Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum feiern, können sie auf eine ereignisreiche Zeit im kölschen Karneval mit vielen Höhen und auch Tiefen zurückblicken. Stolz schauen sie auf ihre Ursprünge in ihrem Veedel, der Pfarre St. Paul, der sie immer noch verbunden sind, zurück.

Die Gründung

Die wenigsten Kölner können sich heute vorstellen, mit welchem Enthusiasmus, Liebe zu Köln und zum Karneval dieser Verein 1949 gegründet worden ist. Zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg lag Köln noch weitgehend in „Schutt und Asche“. Lediglich zehn Prozent der Trümmer waren beseitigt und jede Hand war für die Aufräumarbeiten vonnöten. Langsam erwachte in den Kölschen der „Karnevalsvirus“ und unter dem Motto: „Mer sin widder do un dun, wat mer künne“ schlängelte sich der erste Rosenmontagszug nach dem Krieg durch die zerstörte Stadt.

Das „Katholische Männerwerk“ Dekanat Köln-Süd war mit den Arbeiten an der schwer beschädigten Pfarrkirche St. Paul betraut. Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich auch der Wunsch nach Treffen in der Freizeit und gemeinsamem Feiern. So wurde, wie in der Gründungsurkunde vom 4. Januar 1949 beschrieben, auf Anregung des damaligen Pfarrobmanns des Männerwerks ein Kegelklub mit elf Mitgliedern gegründet, der sich die „Löstigen Paulaner“ nannte.

Große Familien- und Prunksitzung

Bei diesem Namen ist es leicht nachvollziehbar, dass der Klub gleich zu Beginn seines Bestehens eine Karnevalssitzung für die Gemeindemitglieder veranstaltete. Wie es im Kölner Karneval seit jeher Tradition ist, wurde der Erlös karitativ verwendet und eine Fahrt für die Senioren der Pfarrei finanziert. Eine Unternehmung, die sich bald immer größerer Beliebtheit erfreute. Schnell fand auch die Sitzung der Löstigen Paulaner so viel Zulauf, dass sie als „Große Familien- und Prunksitzung“ in größere Säle umzog.

Trotz aller Erfolge im Karneval blieben die Löstigen Paulaner ein Kegelklub und auch ihre Frauen schlossen sich zu einem Damen-Kegelklub zusammen.

Eine neue Ära beginnt

Dies änderte sich mit Harald Linnartz, der 1972 zum fünften Präsident des Klubs gewählt wurde. Insgesamt 40 Jahre führte er die Löstigen Paulaner durch den Kölner Karneval. Gemeinsam mit dem damaligen Vizepräsidenten Hans-Theo Lingen läutete Harald Linnartz eine neue Vereinsära ein. Aus dem Kegelklub wurde eine Karnevalsgesellschaft, die „Löstige Paulaner Kölner K. G. von 1949 e. V.“. Das Engagement in der Pfarre St. Paul wurde ausgeweitet. Überdies entwickelte Harald Linnartz, der gleichzeitig Baas der Gesellschaft war, neue Veranstaltungsformate für die Löstigen Paulaner, wie u. a. die „Mondscheinparty“, den Paulaner-Stammtisch, den Ordenabend und ab 1980 die „Paulinchensitzung“, eine Sitzung nur für das weibliche Publikum, die bis heute Kultstatus besitzt.

Als Sitzungspräsident brachte Harald Linnartz eine völlig neue und moderne Form der Sitzungsleitung in die Kölner Säle. Mit seinem grandiosen Humor und Charme wurde seine Moderation zu einem eigenen Programmpunkt in der Sitzung. Daher verwundert es nicht, dass er als Sitzungspräsident für Fernsehsitzungen engagiert wurde.

Die Löstigen Paulaner traten dem Festkomitee Kölner Karneval bei und wurden unter Festkomitee-Präsident Bernd Assenmacher als ordentliches Mitglied aufgenommen. 1979 nahmen sie zum ersten Mal am Rosenmontagszug teil – allerdings noch nicht in den heutigen Kostümen von Hänneschen und Bärbelchen.

Besonders die Förderung des karnevalistischen Nachwuchs lag und liegt den Löstigen Paulanern am Herzen. Mit „Lachparade“ wurde 1992 erstmals eine Veranstaltung durchgeführt, die nur der Nachwuchsförderung in Rede, Musik und Tanz diente. Ebenso kümmert sich die Gesellschaft um Formate für das junge Publikum. Bei kostenlosen Softgetränken konnten Jungen und Mädchen schon in den 1990er-Jahren bei den Paulanern ihre ersten Erfahrungen im Fastelovend  machen.

Als 2012 Harald Linnartz sich als Präsident nicht zur Wiederwahl stellte, ging eine Ära zu Ende. Doch unter den nachfolgenden Präsidenten, Thomas Heinen und seit 2021 Dominik Müller ist es den Löstigen Paulanern erfolgreich gelungen, sich den Anforderungen der heutigen Zeit zu stellen. Zu den ursprünglich vier Veranstaltungen in der Session sind weitere hinzu gekommen und werden nicht nur von den Paulanern gut angenommen. Besonders die Brauhaussitzung ist zu einem Geheimtipp geworden, zu der man sich schnell um Karten bemühen muss.

Eine eigene Tanzgruppe

Seit 2021 gehört die Tanzgruppe „Kölner Paulinchen“ zur Löstige Paulaner-Familie und bringt zusätzlichen Schwung in die Veranstaltungen der K. G. Dreißig junge Damen reißen mit ihrer hohen tänzerischen Qualität und der ausgezeichneten Akrobatik das Publikum von den Stühlen. In der letzten Session errang die Truppe mit ihrer ersten Teilnahme beim Närrischen Oskar auf Anhieb Platz 3. Als reine Damentanzgruppe besitzen die Kölner Paulinchen im Kölner Karneval ein Alleinstellungsmerkmal.

Kneipensitzung Löstige Paulaner

Gelungene Spendenaktion

Auch heute nehmen die Löstigen Paulaner ihre karitativen Aufgaben sehr ernst. Während der schweren Zeit der Pandemie rief Thomas Heinen, damaliger Präsident der Paulaner, in der Session 2020/21 die Spendenaktion „Zesamme heißt och zesamme helfe“ ins Leben. Zugunsten der Crews, der Techniker, der Fahrer und der Roadies im Kölner Karneval, die von jetzt auf gleich durch die Pandemie erwerbslos wurden, konnten 11.111,11 Euro Spenden zusammentragen werden.

Kneipensitzung Löstige Paulaner

„He ben ich zo Hus“

Ebenso sind das Engagement im Veedel und das Zugehörigkeitsgefühl zu ihm bei den Löstigen Paulanern ungebrochen. Am 3. Adventswochenende werden sie gemeinsam mit dem Ladies Circle Köln auf dem Weihnachtsmarkt am Chlodwigplatz in einer Charity-Bude stehen und zugunsten der „GOT (Ganz offene Tür) Elsaßstraße“ gegen Spenden selbstgemachte Köstlichkeiten anbieten.

Das Motto der Löstigen Paulaner: „He ben ich zo Hus“ ist somit nicht nur in Bezug auf die KG als Heimstatt ihrer Mitglieder zu verstehen, sondern auch auf ihr angestammtes Veedel.

Fotos © KKG Löstige Paulaner von 1949 eV., Kölner Paulinchen: @Daniel Rüdell