11.11. Heumarkt – Hinger d’r Britz (Wilfried)

Energie kommt nicht aus den Lautsprechern, Energie kommt direkt vom Publikum! (JP Weber )

Der 11.11.23 aus meiner Sicht „hinger d’r Britz“ als Mitarbeiter und Physio im Backstage und Frontbereich der Sessionseröffnung auf dem Heumarkt.

Morgens, 6.15 Uhr aufstehen, warm und regendicht einpacken war angesagt. Bei diesen Wetterkapriolen wusste keiner, ob es trocken oder nass werden würde.

Den Rucksack mit den Erste-Hilfe-Sachen für Verletzungen hatte ich schon ein paar Tage vorher gepackt.

Zusätzlich hatte ich vier Regenponchos und fünf Knirpsschirme eingepackt, denn wenn es dort regnet, findet man immer Jecke komplett durchnässt, die dann dankbare Abnehmer für diese regendichten Sachen sind.

Dä Petrus wor halt widder ne Kölsche. Es blieb trocken, sogar die Sonne kam raus. Wahnsinn.

Früh am Morgen findet man immer noch im Maritim Hotel einen Parkplatz und, da ich noch ein bisschen Zeit hatte, schlenderte ich mal von außen rum Richtung Heumarkt.

Die Schlangen an den Einlasskontrollen waren schon hunderte Meter lang. Diesmal waren sehr strenge und genaue Sicherheitsleute vor Ort, die dies bis zum Ende durchhielten. Alkohol war wieder ein großes Thema, Flaschen flogen schon um diese Uhrzeit über die Straße. Obwohl ich dieses Jahr viel weniger Betrunkene bemerkt habe wie die letzten Jahre. Durch gute Ordnungskräfte und strikte Maßnahmen waren alle Fluchtwege auf dem Heumarkt bis zum Schluss frei.

Im Backstagebereich des Heumarktes fühle ich mich wie zuhause. Diesmal wurde der Künstlerbereich konsequent für Nichtaktive gesperrt und so gab es auch vor der Bühne in der Row Zero kein Gedränge. Ralf Schlegelmilch mit Björn Merklinghaus hatten hier hervorragende Arbeit geleistet. Es wurde nur einmal voll, als gefühlte 400 Aktive der Stattgarde Ahoi um 10.30 Uhr Richtung Bühne marschierten. Die Hälfte konnte wieder abmarschieren, da diese viel zu klein für diese Anzahl war.

Alle auftretenden Gruppen schwankten zwischen total relaxed oder hypernervös. Klar, erster Auftritt vor einem Riesenpublikum und die Frage, ob das Sessionslied gut ankommt.

Leider gab es ab und zu ein kleines Technikproblem mit den Mikros, besonders leidtragend darunter Mätropolis. Leider fluchte die Sängerin genau zu diesem Zeitpunkt ins Mikro, als die Technik wieder ansprang. Was sagen wir dazu, shit happens.

Das Publikum war von der ersten Minute an da. Kurz vor 6 Uhr kommen die ersten, um ja ihren Stammplatz vor der Bühne zu besetzen. Ob man sich die Sessionseröffnung vor zehn Jahren anschaut oder die von diesem Jahr, in der ersten Reihe stehen immer die gleichen Jecken, damit man auch immer schön ins Fernsehen kommt und es ohne Vordermann komplett genießen kann.

Alle waren in Höchstform von den Bands. Peter Brings hatte zwar seine Stimme bei einem Auftritt vorher verloren, aber Harry, Christian, Stefan Brings und Co holten alles aus sich raus und das Publikum dankte es ihnen frenetisch.

Patrick, der neue Sänger von den Höhnern ist endgültig angekommen. So locker hatte ich ihn noch nie erlebt. Chapeau Patrick, bei diesem Erbe.

Mucksmäuschenstill wurde es als JP Weber mit seiner Flitsch auf die Bühne kam. Wow, was für ein Typ. Als er zwei Ostermann-Evergreens ansang und das Publikum aufforderte mitzusingen, merkte man aber wohl, dass sehr viele Auswärtige anwesend waren, die diese Lieder nicht kannten.

Alles in allem war es eine hervorragende Reise durch das kölsche Liedgut und von dem verantwortlichen Literaten einzigartig zusammengemischt.

Und bitte, lieber WDR, nachdem aus was für Gründen auch immer ihr die WDR Arkaden am Weiberfastnacht 2024 aus dem Programm genommen habt, bitte lasst diese Format bestehen.

Die älteren Jecken, auch die aus dem Umland, die eben nicht acht Stunden stehen können, sitzen zu Hause vor dem Fernsehen und genießen dies. Lasst es ihnen bitte.

Nur ab und zu Sirenen von Krankenwagen, aber ansonsten war es ruhig in der Innenstadt. Bekloppte gibt es überall, aber es war nicht so schlimm wie sonst hier. Also ist das Sicherheitskonzept, zumindest in der Altstadt aufgegangen.

Nur einmal ging die Stimmung hinger d’r Britz runter. Als die Info die Runde machte, dass an der Synagoge große Randale wäre. Das verbreitete sich wie ein Lauffeuer und die Stimmung war kurzfristig hin, bis die Meldung kam, dass dem nicht so wäre.

Ich stehe mittendrin. Und die Künstler reden zu mir frei Schnauze. Was sie oft nicht machen, wenn Presse dabeisteht. Aber da hättet ihr diese Künstler mal sehen sollen, wie eine Wand gegen diesen Antisemitismus. Künstler legen oft die Finger in Wunden, aber wenn es um Religionsfreiheit und Ausgrenzungen geht, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel.

Zweimal habe ich mich vom Heumarkt kurz entfernt und bin hoch zum Gürzenich zu den kleinen Erdmännchen, die im Gürzenichgrill mit 900 Personen feierten. Was für eine wunderschöne, freundliche Feier. Eine gesunde Alternative zum Feiern draussen. Stimmung ohne Ende, aber wie sagt man, knubbelisch schön. Und das neue Team mit Rene Bolt macht da genau weiter, wo Peter und Manfred aufgehört haben. Beim Vollgas nach vorne. Und jeder Gewinncent geht an Bedürftige. Tolle Gesellschaft.

Über den Zülpicher Platz, Uniwiesen usw schreibe ich nichts, weil ich es nur von Dritten erfahren habe.

Nur für die Altstadt geschrieben, es war ein tolles Fest.

 

Der Wilfried