Stadttreff – Der Name ist Programm (Brigitte)

Es ist früher Abend in der Session. Der Stadttreff, die Kölschkneipe in der Altstadt gegenüber vom Deiters, Treffpunkt und Anlaufstelle für Karnevalisten im Bermudadreieck zwischen Gürzenich und Hofburg, ist brechend voll. Eigentlich nichts ungewöhnliches in der Session. An diesem Abend aber schon. Die Prinzen-Garde ist mit klingendem Spiel eingezogen und Kommandant Marcel Kappestein verkündet: „Feierabend für heute, jetzt sind wir unter uns und feiern bei Tina.“. Dort wo sonst auch  Blaue-, Rote- und Appelsinefunken, Madämcher, Schmuckstückchen und viele mehr beisammen stehen, schwade, ein oder zwei Kölsch trinken, bevor es dann weitergeht zum Aufzug oder Sitzungsbesuch ist heute „Geschlossene Gesellschaft“.

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Wie kommt es, dass sich jeden Abend so viele Menschen auf nur 60 Quadratmetern drängen? Die Lage allein erklärt es nicht. Vielmehr ist der Stadttreff eine Art Heimathafen für die Karnevalisten, ein geschützter Raum, in dem man sich austauschen, ausruhen und auftanken kann. Dorthin kommt das Dreigestirn, wenn es dem Trubel und den ständigen Handyfotos in der Hofburg entfliehen will. Hier wissen die Karnevalisten ihre heranwachsenden jecken Kinder gut behütet, wenn diese unterwegs sind. Man kennt sich, erzählt sich und jeder weiß, dass bestimmte Informationen den Raum nicht verlassen dürfen. Farben und Karnevalsgesellschaften spielen im Stadttreff keine Rolle, hier sind einfach alle jeck. Ein Karnevalskosmos im Kleinen. Und es gibt eine ungeschriebene Regel: keine Handyfotos und keine Posts in den sozialen Medien.

Die Seele des Stadttreffs ist Tina Köcher, die gemeinsam mit Günter Wissmann die Kneipe führt. Zu ihren Ehren ist die Prinzen-Garde mit alle Mann eingezogen, ein Ausdruck der hohen Wertschätzung für die Wirte. Von den Kölsche Madämcher ist Tina sogar zur Mutter Courage ernannt worden.

Die wohl ungewöhnlichste Ehrung gab es in diesem Jahr: Das Dreigestirn der Session 2022/23 ernannte sie zur Jubiläums-Ehrenadjudantin als Dank für viele glückselige und unvergessliche Momente. Da wäre eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Jeck war Tina Köcher immer schon. Schon mit 16 hat sie im damaligen Stammquartier der Appelsinefunke im Nippeser Yorkstübchen gekellnert. Und später ihre gastronomische Karriere beim Kornbrenner und Stüsser weitergeführt, wo immer auch viel Fastelovend gefeiert wird.  Aber den organisierten Karneval hat Tina erst im Stadttreff kennengelernt und ist absolut begeistert – vom Konzept, vom hohen sozialen Engagement. Und so ist sie mittlerweile eine Volblutkarnevalistin und das das ganze Jahr über. Über Karneval hat der Stadttreff volles Haus und an Rosenmontag sogar eine eigene Tribüne für die Stammgäste, in diesem Jahr wegen der Bauarbeiten auf der Gürzenichstraße direkt am Heumarkt.

Deshalb ist nach Aschermittwoch erst einmal Pause. Aber nur kurz. Dann trifft man sich wieder. Ohne Uniform und Kostüm wie die Kölschen Madämcher, die Schmuckstückchen oder die Burggrafen, die hier ihren Stammtisch haben. Und sie bleiben nicht allein …

 

Bildnachweis: Alle Fotos©BKB