Die Schmuckis in NY (Vera)
Wer kennt sie nicht, die Steubenparade New York. Wie es sich anfühlt, als Kölner für dieses Ereignis über den großen Teich zu fliegen, erzählt Vera. Sie war mit den Schmuckstückchen dort.

Wenn Kölner auf Reisen gehen, nehmen sie oft irgendwas Kölsches mit. Sei es ein Trikot vom geliebten FC, eine Köln Handtasche oder ein anderes Dom-Accessoire. Wenn Karnevalisten auf Reisen gehen, wird gern mal das Krätzchenist eine Kopfbedeckung im Karneval, deren Ursprünge auf die schirmlose Mütze im militärischen Bereich zurückgehen. Siehe auch: Karnevalsmütze. More in den Koffer gepackt. Das größte Glück entfaltet sich aber erst, wenn Karnevalisten auf Manövertour fahren und als Botschafter des Kölner Karnevals im „vollen Wix“ (komplette Uniform), die Stadt- und bestenfalls sogar Landesgrenze verlassen dürfen. Eine solche Tour muss natürlich beim Festkomitee Kölner Karnevalvertritt die Interessen von mehr als hundert Karnevalsgesellschaften und Vereinen. Seine Aufgabenliste reicht von der Organisation des Rosenmontagszuges, der Wahl und Vorbereitung des Dreigestirns, der Durchführung der Proklamation, der Jugend- und Nachwuchsförderung über die Darstellung des Kölner Karnevals in der Presse, die Vermarktung des Sessionslogos, die Übertragungsrechte für Hörfunk- und Fernsehsitzungen, die Vertretung gegenüber Stadt und Öffentlichkeit bis hin zur Dokumentation der eigenen Geschichte im Kölner Karnevalsmuseum. More angemeldet und genehmigt werden.

So wie die Schmuckstückchen, für die es im September auf große Reise zum Big Apple ging – zur 68. Steubenparade in New York. Ich selbst bin kein Mitglied dieser Damengesellschaft, wurde aber aufgrund der engen Verbundenheit und längeren Zusammenarbeit gefragt, ob ich als Fotografin mitreisen möchte. Da musste ich gar nicht lange überlegen. Wenn sich so eine Gelegenheit ergibt, dann lass ich sie nicht verstreichen.
Zahlreiche Kölner Karnevalsgesellschaften sind bereits in den Vorjahren bei der Steubenparade mitgelaufen. Jetzt war es also auch für 54 Schmucke Damen soweit.

Von Donnerstag bis Dienstag durfte ich eine von ihnen sein. Schon morgens um 5:30 Uhr im Bus zum Flughafen lag eine herrliche Stimmung voll Vorfreude, Gemeinschaft und Frohsinn in der Luft. Ich fühlte mich herzlich aufgenommen, was wichtig ist, wenn man den Spirit der Gruppe auch richtig im Bild einfangen möchte.
Wer Uniform trägt, darf natürlich auch nicht irgendwie rumlaufen. Für jeden Anlass gibt es andere Kleidungsstücke und damit niemand etwas vergisst, gab es eine Packliste. Hinter jedem Tagesordnungspunkt war die Kleiderordnung vermerkt. Top organisiert die Damen. Neben der Parade gab es natürlich noch ein abwechslungsreiches Sightseeing-Programm, damit sich die weite Reise auch noch mal mehr lohnt.

Das Drumherum ist nicht viel anders als bei anderen Damentouren. Daher will ich eher etwas zum Feierakt selbst berichten und weniger zur Tour an sich.

Informationen zur Steubenparade
Benannt ist die Steubenparade nach dem preußischen General Friedrich Wilhelm von Steuben, der eine wichtige Rolle im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg spielte.
Gegründet wurde sie 1957 von deutschstämmigen Amerikanern, welche die Traditionen ihrer Heimat aufrechterhalten wollten.
Die Deutschamerikaner sind bis heute die größte Einwanderergruppe in den USA – allein in New York City leben 500.000 Deutschstämmige.

Die Steubenparade findet jährlich am 3. Samstag im September in New York statt und feiert die deutsch-amerikanische Freundschaft sowie die deutsche Kultur. Die Parade verläuft zwischen der Fifth Avenue und der 68th Street und dauert in der Regel gute drei Stunden. Zahlreiche Gruppen mit Trachten, Musikern und Festwagen präsentieren sich hier den Zuschauern. Egal ob Schützen- oder Karnevalsverein, Musikzug, Polizei oder Feuerwehrvereinigungen – jeder ist herzlich willkommen.

Repräsentiert wird die Parade und die Vereinigung von einem sogenannten „Court“. Bestehend aus einer Miss German America, zwei Prinzessinen, dem Junior General und Junior Prinzessinnen. Sie tragen Kleider und Uniformen mit Schärpen und nehmen zahlreiche Termine zwischen der „Krönung“ und der Parade wahr.

Am Tag vor der Steubenparade
Am Tag vor der Parade treffen sich alle Teilnehmer am Foley Square, wo alle Gruppen aus Übersee vom Bürgermeister und vom Chairman der Parade begrüßt werden.

Die Schmucken Juwelcher präsentieren einen ihrer Tänze. Die Sonne knallt und wir sind froh, als wir wieder im klimatisierten Bus sitzen. Mit diesem fahren wir anschließend zur Brooklyn Bridge, um noch das offizielle Gruppenfoto der Tour zu machen.

Am Abend fand die festliche Gala statt – direkt am Pier vom Hudson River. Einmal mehr wird klar, dass das klassische Bild eines Deutschen immer leicht bayrisch anmutet. Eine Liveband performt traditionelle deutsche Volkslieder. Kölsche Klassiker leider Fehlanzeige. Man weiß nicht so genau, ob man hier deutsch oder englisch sprechen soll. Zwischen Ansprachen, Dinner und Tombola, scheint es auch eine Tanzveranstaltung zu sein. Die Tanzfläche ist gut gefüllt. Alle sind super herzlich und auch interessiert, wo wir herkommen und was wir so machen.

Am Ende gab es Goodiebags mit … wer erräts? – deutschen Produkten. Völlig klar. Bahlsen Kekse, Jägermeister, Bayrisches Bier, Katjes … great.
Der große Tag
Am nächsten Morgen gab es einen frühen Appell in der Hotellobby. Uniform-Abnahme und los gehts zur Saint Patricks Cathedral. Ein gemeinsamer Gottesdienst in deutsch und englisch, um den Segen für die Parade zu empfangen.

Wer schlau ist, stoppt vor der Parade nochmal im Trump Tower. Der hat nicht nur ausgezeichnete Restrooms, sondern auch noch eine kleine Gastro für diejenigen, die noch nicht genug Kaffee hatten – wie mich.

Am Aufstellplatz angekommen, trifft man Gott und die Welt. Die KG UHU ist auch angereist – man kennt sich, man grüßt sich und hilft sich beim Zusammenbauen des Banners. Ordenwerden auch im Karneval als Anerkennung für besondere Verdienste verliehen. Freunde und Förderer der Gesellschaften, Künstler, illustre Gäste und edle Spender werden mit Orden ausgezeichnet, aber auch jeder Jeck kann sich selber einen Sessionsorden kaufen. Sollten Orden in den Anfängen einmal die Ordensflut der preußischen Obrigkeit persiflieren, sind sie inzwischen zu begehrten Sammlerobjekten geworden. Denn die Karnevalsgesellschaften haben den Ehrgeiz, jedes Jahr künstlerisch wertvolle und aktuelle Exemplare zu entwickeln, und so gibt es in jeder Session eine Vielzahl an bunt schillernden Orden. Besonders begehrt ist die P... More, Pins und Bützchen werden ausgetauscht – su sin mer Kölsche eben, ejal wo op d‘r Welt.

Dann heißt es warten, bis es losgeht. Wir sind ziemlich weit hinten einsortiert, aber vor uns hat das New Yorker Dreigestirn einen Wagen. Der Prinz lässt es sich nicht nehmen mit allen Schmuckis Fotos zu machen – ob sie wollen oder nicht …
Ich kenne die drei bereits von einem Besuch in Köln und wir tauschen uns kurz aus. Hat mit dem Kölner Dreigestirn nur sehr wenig zu tun, wirkt eher wie eine Karikatur dessen, wenn man ehrlich ist.

Wie hat man sich so eine Parade vorzustellen? Der Kölner vergleicht ja jede Art von Parade gerne mit dem Rosenmontagszugist der Höhepunkt der jecken Session, bei dem sich rund eine Million Jecke am Straßenrand drängeln, um gemeinsam das „schönste Ereignis“ im ganzen Jahr – wie die Kölner meinen – zu feiern. Alle Infos unter www.koelnerkarneval.de/karnevalszuege/.rosenmontagszug/ More. Da muss ich aber leider enttäuschen.
Es geht los. Und kurz darauf stehen wir schon wieder. Ein paar Meter gehen und dann wieder warten. Wir vermuten, es liegt da dran, dass alle Gruppen vor dem Court noch mal anhalten und sich präsentieren. Der Wagen des New Yorker Dreigestirns spielt kölsche Musik, sodass wir über die gesamte Strecke gut unterhalten werden. Wir gehen geordnet in Reih und Glied, keine Kamellehochdeutsch Bonbons, werden im Zug geworfen. Dazu zählen nicht nur einfache Bonbons, sondern auch Waffeln, Weingummis, Schokolade, Pralinen und Ähnliches. More, keine Strüssjer, nur Winken und Lächeln. Ernüchternd, wenn man mal im Rosenmontagszugist der Höhepunkt der jecken Session, bei dem sich rund eine Million Jecke am Straßenrand drängeln, um gemeinsam das „schönste Ereignis“ im ganzen Jahr – wie die Kölner meinen – zu feiern. Alle Infos unter www.koelnerkarneval.de/karnevalszuege/.rosenmontagszug/ More mitgelaufen ist, aber irgendwie ein Erlebnis der besonderen Art.



Der Tag wird traditionell deutsch beendet. Im Central Park geht es zum Oktoberfest. Da ich meine Kamera nicht mit reinnehmen durfte, blieb ich draußen und kümmerte mich schon mal um die Bilder. Aber wie Amis Oktoberfest zelebrieren, ist jetzt auch kein Highlight, bei dem ich traurig drum bin, es verpasst zu haben.

Und das war’s dann auch schon vom offiziellen Teil.
Manche Gesellschaften reisen tatsächlich jedes Jahr an. Wie die KG UHU zum Beispiel, die schon mehrfach dabei war.
New York ist immer eine Reise wert und wenn man das Karnevalsherz mitnehmen darf, dann auf jeden Fall immer gerne wieder.
Sollte irgendwer nächstes Jahr eine Teilnahme an der Parade planen und noch eine Fotografin brauchen (braucht man doch immer) – ich wäre bereit und jetzt auch schon experienct in Sachen Steubenparade.
Danke an die Schmuckstückchen für dieses Erlebnis und eure Herzlichkeit. Es war mir eine große Freude, mit euch auf Tour zu gehen.

Fotos ©Vera Drewke











