Einsingen: Saach ens Blootwoosch (Frank)

Männer in Kölle opjepass: Ihr sucht nach einer Ausgehmöglichkeit zu einem ausgesuchten Augen- und Ohrenschmaus mitten in der Woche? Dann seid ihr bei einer Veranstaltung der in Nippes gegründeten Kölner Mitsinginitiative „Loss mer singe“ genau richtig. Denn hier gibt es Frauenüberschuss satt. Hiervon konnte ich mich am 7. Dezember bei einem Besuch in der im September neu eröffneten Lokalität „Mollwitz“ an der Neusserstraße/Ecke Theklastraße in Koeln-Weidenpesch persönlich überzeugen.

loss mer singe frank wende

Im Rahmen der Konzertreihe „Ahl Kamelle neu jelötsch“ wurden hier ab 19.30 einem sangesfreudigen und – wie bereits eingangs erwähnt – überwiegend weiblichen Publikum kölsche Lieder aus alten Zeiten zu Gehör gebracht. Hieran hatte neben der dennoch durchaus sichtbar vertretenen Männerschar auch Wirt Matze Bauer seine helle Freude. Denn zum einen war der Laden rappelvoll. Und zum anderen wurden auch weibliche Kehlen bei so viel Beanspruchung schnell trocken.
Was hilft da besser als ein frisch gezapftes Gaffelkölsch? Der freundliche und aufmerksame Service sorgte daher für im doppelten Sinn flüssigen Nachschub. Kein Wunder also, dass sich zum Beispiel die „blondschöpfige“ Bankreihe rechts neben der Eingangstür schon bald einhakte und schwungvoll schunkelte. Adventszeit? – Egal, das rhythmische Anheben der Gesäßhälften geht in Köln eben immer.

Loss mer singe mollwitz

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Der Gastraum in L-Form mit seiner ebenfalls L-förmigen großen Theke und seinen weinroten Farbakzenten gab hierfür einen ebenso einladenden wie heimeligen Rahmen ab. Die eigens für diese Art der Liedgutpflege ins Leben gerufene „Ahl-Kamelle-Band“ unter Leitung von Andreas Münzel dankte es mit entsprechender Spiellaune. Und auch Moderator Kai Hilski, seines Zeichens Vorstandsmitglied von „Loss mer singe“, fand zum Beispiel bei seinem kölschen Tierquiz dankbare Mitspieler und Übersetzer: Kning = Kaninnchen, Mösch = Spatz oder Sperling, Määl = Amsel.
Lehrreich waren aber auch die zusammengestellten Liedtexte an sich. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass das aktuelle Sessionsmotto „Wenn mer uns Pänz sinn, sin mer vun de Söck“ einer Refrainzeile von Karl Berbuers Agrippina, Agrippinensis entlehnt ist? „…,wenn do ding Pänz sühs, bes‘ de vun de Söck.“, heißt es dort.
Oder wer hat noch im Kopf, dass die Bezeichnung „Imi“ sich nicht von „Immigrant“ sondern von „ne imitierte Kölsche“ herleitet? Und was „Ne Imi“ ist, bestimmen nicht Hautfarbe, Herkunft oder Religionszugehörigkeit, sondern einzig und allein die richtige Aussprache des kölschen Wortes „Blootwoosch“. Nachzulesen ist dies, wie sollte es anders sein, im kölschen Evergreen: „Saach ens Blootwoosch“.

loss mer singe mollwitz bar

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Wie pragmatisch man doch in der Nachkriegszeit war. Denn der Text wurde 1948 von Jupp Schlösser geschrieben. Und heute? Ich zitiere aus den Informationen zum Einbürgerungstest der Stadt Köln:
„Aus einem Fragenkatalog von 310 Fragen bekommen Sie 33 Fragen als Multiple Choice Test vorgelegt. Bestanden haben Sie, wenn Sie 17 Fragen richtig beantwortet haben.“
Dabei könnte es doch so einfach sein: „Saach ens Blootwoosch“, und schwups kannste mit Hans Süper im Dütt singen: „Ich bin ene kölsche Jung …“
Frank Wende, 08.12.2016