Nachgefragt: Was macht der Hoppeditz in Köln? (Brigitte)

Der Hoppeditz in Köln? Gehört der nicht nach Düsseldorf? Das haben wir Hans-Jo Fichna, Präsident der Fidele Jonge in Dünnwald gefragt. Denn der Hoppeditz auf dem geflügelten Steckenpferd ist ihr – sogar patenrechtlich geschütztes –Markenzeichen!

Hoppeditz in Düsseldorf

Wer schon mal über die Kölner Karnevalsgrenzen hinaus geschaut hat, kennt das „Hoppeditzerwachen“ in Düsseldorf. Der Hoppeditz ist nämlich die Symbolfigur des dortigen Karnevals. Am 11.11. um 11.11 Uhr wird dort die fünfte Jahreszeit eingeläutet, indem die Narrenfigur – die dem Till Eulenspiegel verwandt ist – aus dem Sarg geholt wird. Ein Jeck darf dann in die Rolle des Hoppeditz schlüpfen und hoch vom Jan-Wellem-Denkmal auf dem Rathausvorplatz dem amtierenden Stadtoberhaupt und den Düsseldorfern ordentlich die Leviten lesen. Wie unser Nubbel wird der Hoppeditz in Form einer Strohpuppe dann am Karnevalsdienstag symbolisch zu Grab getragen und verbrannt.

Hoppeditz in Dünnwald

Um so erstaunlicher ist es, einen Hoppeditz in Dünnwald zu finden. Seine Skulptur mit dem aktuellen Orden schmückt das Rondell eines Kreisverkehrs und überall im Veedel hängen im Moment die Plaggen mit dem Hoppditz. Sie markieren den Zugweg, denn die Fidele Junge organisieren noch als eine der wenigen Gesellschaften im Kölner Karneval ganz alleine ihren Veedelszoch am Karnevalssonntag und das seit 85 Jahren. Mit rund 35 Gruppen hat dieser eine beachtliche Größe. Kinder dürfen hier bis 12 Jahren kostenfrei mitgehen, ein schöner Beitrag zur Nachwuchsförderung.

Feine Unterschiede

Beim Blick auf den Dünnwalder Hoppeditz fallen aber sofort die Unterschiede ins Auge: Der hat nichts mit Till Eulenspiegel zu tun, sondern ist in seiner roten Uniform eine Parodie auf die ehemaligen Stadtsoldaten. Wie man weiß und in der Chronik der KG nachlesen kann, haben diese bis zu Zeiten Napoleons die Kölner Stadtmauern mehr schlecht als recht verteidigt. Zudem reitet der Hoppeditz mit goldenen Sporen wie Pegasus in der griechischen Mythologie auf einem geflügelten Steckenpferd. Was hat das zu bedeuten? Nach der Interpretation der Fidele Jonge schwingt er sich wie der Dünnwalder Karneval auf zu ungeahnten Höhen, dem „Fidelen Olymp“.

So weit, so gut. Jetzt möchten wir aber wissen, warum sich die Jecken für ihre Symbolfigur einen Düsseldorfer zum Vorbild genommen haben? Aber so ist das gar nicht, klärt uns Hans-Jo Fichna auf. In Düsseldorf hatte man dem Hoppeditz 1841 ein Denkmal auf dem heutigen Carlsplatz gesetzt, das nur bis 1860 stand. Zu neuem Leben ist der Hoppeditz in Düsseldorf erst 1935/36 aufgewacht. Das kann man so beim Komitee Düsseldorfer Carneval e.V. nachlesen. „Da habe ich mir nur gedacht, ja klar, wir sind 1927 gegründet, im Prinzip waren wir dann früher!“ lacht Hans-Jo Fichna. 

Auf jeden Fall haben die Jecken damals zusammengesessen und nach einem Namen für ihre Figur gesucht. Und herausgekommen ist dabei der Hoppeditz! Dass den Fidele Jonge mit dem Hoppeditz immer schon der Schalk im Nacken sitzt, zeigt eine umfangreiche Korrespondenz mit den Behörden aus den 1990er Jahren über die Nutzung des geflügelten Steckenpferds im Straßenverkehr.

Das Hoppeditz-Hüsje

Diese Geschichten und noch viele mehr erfährt man, wenn man das Hoppeditz-Hüsje besucht. Das ist Kölns erstes und ältestes Karnevalsmuseum, das ganz ohne Multimediaspots auskommt. Dafür werden in einer persönlichen Führung die Exponate erklärt und man erfährt eine ganze Menge über Geschichten und Traditionen im Kölner Karneval.

Zum Beispiel, dass man in Dünnwald früher mit einem Apfelpflücker für den Veedelszoch kötten (sammeln) ging, weil man den bequem an die Fenster im Obergeschoss reichen konnte. Natürlich kann man sich das Hoppeditzkostüm anschauen ebenso wie Bühnenkostüme und Devotionalien verschiedener Künstler wie von Toni Geller, dem Führer der Blauen Partei oder Karl Berbuer. 

 

Neben alten Kopfbedeckungen aus den Veedelszügen und historischen Mützen gibt es ausgefallene Orden wie den „Ewig Tropfenden Goldenen Wasserhahn“, ein Dankeschön an einen Installateur der Gesellschaft, zu bestaunen. Lassen Sie sich unbedingt den „Goldenen Reibekuchen am fettigen Band“ und die „Goldene Nervensäge“ zeigen! Denn besuchne kann jeder das Hoppeditz-Hüsje, man muss sich nur vorher anmelden unter grosse-duennwalder-kg@web.de.

Alle Bilder @BKB Verlag