Auftrittstour mit „De Pänz us dem ahle Kölle“ (Ulla)

Weiberfastnacht bedeutet: Eröffnung des Straßenkarnevals. (Fast) ganz Köln feiert bis auf … So habe ich an diesem Tag die Pänz us dem ahle Kölle zu ihren vielen Auftritten begleitet. Da wird noch einmal so richtig klar, was Ehrenamt und Liebe zum Fastelovend, was Engagement und Nachwuchsarbeit bedeutet.

Veedelszoch 2023

 

7.45 Uhr, Treffpunkt Krieler Dömchen steht in der Whats App. Punktum bin ich da, der gelbe Bus auch. Die Abfahrt ist für 8.00 Uhr geplant.

Busfahrer und Tanzgruppe sind ein eingespieltes Team
Busfahrer Sascha Meurer fährt schon seit Jahren „de Pänz us dem ahle Kölle“ (kurz Pudaks) mit seinem Bus zu den Auftritten und weiß genau, was die Tanzgruppe braucht und wie sie zu nehmen ist. Für die gute Laune hat er die entsprechende Musik dabei, sodass schon vor dem ersten Auftritt die Pänz in der richtigen Stimmung sind. Aber vor allem Stefans Fürsorge für die Großen und Kleinen machen ihn für die Gruppe so wichtig.

Kurz vor der Abfahrt
Dann treffen die Tänzer und Tänzerinnen und die begleitenden Eltern ein. Zuerst wird alles im Bus verstaut. Vor allem die gestärkten weißen Rüschenschürzen und Petticoats der Kostüme müssen einen guten Platz im Bus finden, damit sie möglichst knitter- und fleckenfrei den Auftrittstag überstehen. Dazu gehört natürlich auch ein Bügeleisen, das neben Nähzubehör, Sicherheitsnadeln und Ersatzknöpfen im Bus mitgenommen wird.

Wenn jeder seinen Platz gefunden hat, kommt schnell die Frage auf, ob alle für den Auftritt fertig vorbereitet sind. So müssen einigen Tänzerinnen noch die Bauernzöpfe geflochten werden, die, mit roten und grünen Bändern gebunden, zum Outfit gehören. Jeder bekommt auf die rechte Wange auch das Emblem-Tattoo und etwas Glitzer.

Danach wird die Abfolge der Auftritte besprochen. Birgit Kohnen, die Leiterin und Trainerin der Gruppe, klärt, wer die Ansage macht, wer singt und wer mit wem tanzt. Leider gibt es auch heute Ausfälle durch Krankheit. Für die Aktiven ist es hart, wenn man nach einem Jahr intensivem Training bei den Auftritten fehlt. Auch die Reihenfolge der Tänze muss geklärt werden, damit die Musik auch richtig abgespielt werden kann.

Und dann geht es los. Der Bus fährt die erste Station an.

Drei Auftritte in Schulen

Erste Station ist eine Grundschule. In der Turnhalle wird die Sitzung abgehalten. In der Umkleide können die Pudaks ihre Sachen ablegen, sich fertig anziehen und aufwärmen. Schnell werden noch die letzten Anweisungen für die genauen Tanzpositionen gegeben. Nach dem Einmarsch des Elferrates treten die Pudaks auf. Sofort sind die Kinder in Hochstimmung. Auffallend ist das ehrfürchtige Staunen in den Gesichtern. Vor allem die Jüngeren aus der ersten und zweiten Klasse erleben, bedingt durch Corona, Karneval in dieser Form zum ersten Mal. Die Kinder sitzen auf weichen Matten auf dem Boden und können so beim letzten Tanz zum Mitmachen direkt aufspringen und sind außer Rand und Band. Unter großem Jubel werden die Pudaks mit dreimal Kölle Alaaf verabschiedet.

Direkt danach fährt der Bus uns weiter zur nächsten Station. Eine Gesamtschule auf der rechten Rheinseite. Die Schule ist in einem nigelnagelneuen Gebäude untergebracht. Durch die schicke Eingangshalle geht es ins Schulcafé, wo die Pudaks sich aufwärmen können. Immer wieder kommt die Mahnung von Birgit Kohnen, sich ausreichend zu dehnen. Schnell werden noch mal die Positionen der Tänzerinnen und Tänzer durchgesprochen. Dann geht es auch schon los und die Pudaks ziehen in die schöne Aula ein. In dem großen hohen Raum ist eine großzügige Bühne aufgebaut, auf der die Pudaks viel Raum für ihre Choreografien haben. Auch hier sitzen die Schüler auf dem Boden, aber anders als in der Grundschule sind die Jugendlichen in ihren Reaktionen „abgeklärter“. Doch schon im Laufe des ersten Arrangements werden sie „warm“ und gehen mit. Die Pudaks haben es wieder geschafft. Es wird nach Zugabe gerufen, die natürlich gerne gegeben wird. Unter Jubel zieht die Gruppe aus.

Für den dritten Auftritt fahren wir zurück auf die linke Rheinseite. Wieder sind wir in einer Gesamtschule, doch diesmal ist das Gebäude in die Jahre gekommen und es wird über dessen Abriss gesprochen. Dementsprechend wirkt die Umgebung auf mich deprimierend. Doch mein Eindruck täuscht. Die Veranstaltung findet zwar in der Eingangshalle statt, wodurch ein ständiges Hinaus und Herein herrscht. Doch die Jugendlichen, die vor der Bühne stehen, und das ist der größte Teil, gehen beim Auftritt der Pudaks mit; einige sind sogar an dem Probetraining nach Aschermittwoch interessiert. Auf der Bühne ist die Situation für die Tänzer etwas schwieriger. Die Decken ist recht niedrig, sodass die Hebefiguren nur eingeschränkt und mit Vorsicht gemacht werden können. Zum Glück gelingen alle und die Pudaks werden mit Begeisterung von den Jugendlichen verabschiedet.

Auf dem Hermeskeiler Platz
Direkt danach geht es weiter zur vierten Station. Der Auftritt auf der Bühne der KG Alt-Lindenthal auf dem Hermeskeiler Platz ist schon fast Tradition. Unser gelber Bus ist frühzeitig vor Ort. Vor den Pudaks tritt noch eine andere Tanzgruppe auf. Alle sind natürlich im ersten Moment irritiert. Zwei Tanzgruppen hintereinander auftreten zu lassen, ist vielleicht etwas ungünstig. Aber dann wurde allen klar, beide Gruppen haben ein völlig unterschiedliches Konzept. Während die eine mehr mit Akrobatik arbeitet, steht für „de Pänz us dem ahle Kölle“ die tänzerische Tradition mit kölschem Liedgut im Vordergrund. Zudem gehört zu ihrem Konzept die Gemeinsamkeit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wie auch die Inklusion.

So werden die Pudaks dann auch stürmisch gefeiert und die Lieder der Ostermann- und Bläck-Fööss-Medley sorgen für Begeisterung im Publikum. Besonders schön ist es, die Reaktion der Kinder direkt vor der Bühne zu betrachten. Völlig fasziniert mit großen Augen verfolgen sie den Auftritt. Als ich mich etwas zu sehr vor der Bühne stelle, spüre ich auf einmal ein Zupfen an meinem Rock. Ein Knirps von 4 oder 5 Jahren macht mir Zeichen, dass ich ihm Blickfeld stehe. Dies ist eine der vielen kleinen schönen Begebenheiten an dem Tag, die einen zum Schmunzeln bringen.

Pause mit Pizza, Cola und Limo
Nach vier Auftritten ist eine Pause nötig. Der Bus steuert eine Pizzeria an und das ganze Schmölzche kehrt ein. Viel Zeit bleibt nicht, aber alle werden von dem „Padrone“ bestens versorgt. Nachdem alle gestärkt sind, wird es Zeit für den nächsten Auftritt.

Auftritt für die Helfer im Hilfsgüter-Lager des Blau-Gelben Kreuzes
Stefan Meurer, unser Busfahrer, engagiert sich beim Blau-Gelben Kreuz und hat den Auftritt in dessen Hilfsgüter-Lager arrangiert. Als freundschaftliche Geste, Zeichen der Dankbarkeit und auch zur Aufmunterung ist er für die Helfer gedacht. Wenn auch nur eine kleine Gruppe Zuschauer vor Ort ist, so ist dieser Auftritt besonders berührend. Die anschließende Führung von Julia Chenusha durch die Lagerhalle und ihre Erläuterungen zur Arbeit des Blau-Gelben Kreuzes geben uns wichtige Einblicke in die Situation in der Ukraine.

Nach Aschermittwoch
Diese Auftrittstour war einer der Höhepunkte der Session, die nun bald zu Ende geht. Nach Aschermittwoch wird ein Probetraining stattfinden. Dann, so ist die Hoffnung von Birgit Kohnen, werden auch wieder mehr Kinder zu „de Pänz us dem ahle Kölle“ finden. Ein Effekt der Corona Pandemie ist, dass durch die mangelnden Kontakte keine neuen Mitglieder zur Tanzgruppe finden konnten. Eine weitere Folge dieser Zeit der Isolation ist, dass gerade die Jüngeren kaum oder sogar gar keinen Kontakt zum Karneval hatten. Damit wird in Zukunft eine der Aufgaben des engagierten Karnevals sein, sich vermehrt um die Kinder- und Jugendarbeit zu kümmern.

Fotos: Dr. Ulla Weber-Woelk