Karneval einmal traditionell – Herrensitzung der Roten Funken (Alex)

Cowboys, Astronauten und Indianer gab es am Sonntag eher weniger zu sehen, denn auf der Herrensitzung der Roten Funken erscheinen die Gäste im Anzug oder in ihrer Litewka. So auch mein Freund Phil und ich. Wir waren zum ersten Mal auf einer so traditionellen Sitzung

Im Gürzenich – dem ersten Haus am Platz– hatten sich knapp 1400 Männer versammelt, um ihren Karneval zu feiern. Für mich war der Rahmen eher befremdlich, keine Kostüme, feiern im Sitzen und nur Männer um mich herum. Dazu konnte ich am Sonntag keinen Schluck Alkohol trinken. So hatte ich Karneval noch nie gefeiert. Ich war gespannt!

Herrensitzung Rote Funken im Gürzenich

Erst mal die Grundlage für die Herrensitzung

Zusammen mit ein paar Freunden, die mit den Roten Funken eng verbunden sind, saßen wir am Tisch 26, das bedeutet ganz weit hinten, fern der Action auf der Bühne. Die Veranstaltung fing mit einem deftigen Mittagessen an, Hämmchen mit Sauerkraut, das wir wie die Hühner auf der Stange versuchten einzunehmen.

  

Dazu wurden natürlich schon die ersten Kölsch getrunken. Anschließend ging es dann so richtig los. Mit dem Einzug des Rote-Funken-Korps in den Gürzenich startete das Programm.

Den ersten Teil konnte ich nur durch die iPhone-Kamera eines Herren, der ein paar Meter vor mir stand, verfolgen. Er und viele andere Gäste filmten nahezu die gesamte Veranstaltung. Ist das Fastelovend?

Mariesche danz!

Wenn das Funkemariechen auf der Bühne tanzt, dann stehen alle Zuschauer auf, klatschen und schunkeln mit. Sie war schließlich gefühlt die einzige Frau auf der Veranstaltung.

Für Phil und mich dauerte dieser Teil des Programms allerdings einen Augenblick zu lang, so dass wir uns unseren Freunden anschlossen und mit ihnen vor die Tür gingen. Auf die ein oder andere Zigarette natürlich.

Herrensitzung Rote Funken im Gürzenich

Leider war auch hier der Augenblick etwas zu lang, inzwischen war nämlich schon die Mickey Brühl Band auf der Bühne. Irgendwie übertrug sich die Stimmung im Saal trotzdem auf uns. Inzwischen in veritablem Schunkelmodus freuten sich Phil und ich auf das, was folgen sollte. Die Auftritte von Guido Canz und Bernd Stelter.

Leviten lesen aus der Bütt

Für mich gehören die beiden Entertainer zu den absoluten Größen im Kölner Karneval. Phil und ich hatten also hohe Erwartungen an die Redner und diese wurden komplett erfüllt. Donald Trump, Kim Jong Un, Erdogan und Angela Merkel, alle haben sie ihr Fett weg bekommen. Für mich war es schön zu sehen, wie zwei Männer auf der Bühne Politiker auf so amüsante Weise auf die Schippe nehmen. Das hatte ich so vorher noch nicht erlebt.

Nach dem Auftritt einer weiteren Tanzgruppe, dem meine Freunde mehr abgewinnen konnten als ich, kam es zu meinem Highlight der Sitzung: der Auftritt von Karnevalsurgestein Mark Metzger. Als er auf die Bühne kam, schaffte er etwas, das kein anderer Künstler vor ihm vollbrachte, und dafür schätze ich ihn umso mehr: Er brachte das Publikum dazu, Handys und Fotoapparate wegzulegen (deswegen auch kein Foto). Die Leute hörten ihm wirklich zu. Die sonst eher etwas reservierten Männer im Publikum lachten ausgiebig über seine Witze und klatschten ihn sogar zu einer ausführliche Zugabe. Auf so einer Karnevalssitzung wird viel geredet, aber auch gesungen und geschunkelt.

„Dann krit mer dat Jeföhl, dat mer bruch“

Nach dem Blötschkopp standen dann noch die Räuber und die Klüngelkopp auf dem Programm und begeisterten den Saal. So fand ich mich am Ende eines langen Tages wieder, wie ich inmitten meiner Freunde stand und sang: „Wenn am Himmel die Stääne danze …“ Einige Momente auf der Herrensitzung waren anstrengend, manchmal sogar zäh. Schließlich waren auf der Herrensitzung auch nur Herren im Saal. Am Schluss war es aber so, wie ich den Karneval liebe. Zusammen feiern mit meinen Freunden und mit den Liedern über Köln. Das ist die Tradition, die Karneval für mich ausmacht.

Alle Fotos BKB Verlag.