Schwanger an Karneval: Kann man mal machen!? (Daniela)

Hach, was freu ich mich. 11.11.2019 und die 5. Karnevalssession meines Lebens beginnt. Gebräuche, Lieder und Lokale werden immer vertrauter und der Karneval ist mir ins Blut übergegangen. Trotzdem wird in dieser Session alles anders als bisher. Denn: Ich bin schwanger. Kann man da Karneval feiern? Ich wollte es natürlich trotzdem versuchen. 

Was ziehe ich an?

Da geht es ja eigentlich schon mal ganz banal los: Wie verkleide ich mich als Schwangere an Karneval? Natürlich gibt es auch dafür im Internet zig Vorschläge und Ideen. Von Spiegelei, über Avocado, bis hin zu Winnie Puuh, Obelix, Kuh oder Kürbis. Zahlreiche Ideen setzen den Kugelbauch für das Kostüm in Szene. Da ich ja auch sonst eine Freundin kreativer Ideen bin und meine Kostüme gerne selbst zusammenstelle, startete ich eine kleine Recherche und hatte am Ende zahlreiche gute und weniger gute Ideen zur Auswahl. Am Ende entschied ich mich aber doch dafür mal die klassische Kölner Ringelware zu tragen, mit der ich sowieso auch schon seit Jahren liebäugele. Warum? Ehrlich gesagt ganz pragmatisch und vielleicht kommt da auch ein wenig der Schwabe in mir durch: Ich wollte nicht Hunderte von Euro für ein Kostüm ausgeben, das ich so voraussichtlich nur einmal in dieser Form tragen werde. Ringelware dagegen ist klassisch und geht auch nach der Schwangerschaft noch.

Schwanger an Karneval? Macht das überhaupt Spaß?

Damit wäre das erste Thema also geklärt. Aber wo und wie feiert man eigentlich Karneval, wenn man schwanger ist? Dabei muss man natürlich auch sagen, dass es auch ein bisschen davon abhängt, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten ist und wie man sich selbst fühlt. Ich kann da natürlich nicht für alle Schwangeren sprechen, denn jede Schwangere und jede Schwangerschaft ist anders. Für mich war es aber so: Ich wollte schon feiern gehen, aber darauf achten, dass ich mich hin und wieder hinsetzen kann und es nicht zu voll ist (sowohl die Kneipe, als auch die anderen Karnevalisten). Denn eins ist natürlich klar: Kölsch und anderer Alkohol sind tabu. 

Oft wurde ich von Freunden gefragt, ob Karneval ohne Alkohol überhaupt Spaß machen könne. Aber ich denke, dass dieser Gedanke schon im Ansatz einen Fehler hat: Es geht bei Karneval ja nicht darum, sich besinnungslos zu besaufen (auch wenn das vielleicht einige Feiertouristen so sehen), sondern darum eine gute Zeit zu haben und das Leben und unsere schöne Stadt am Rhing zu feiern. Daher sehe ich keinen Widerspruch in Karneval und Verzicht auf Alkohol. Ich musste nur die richtige Gesellschaft finden.

Karneval im Veedel ist immer eine gute Idee

Wie man von letztem Jahr schon weiß, feiere ich Karneval sehr gerne im Veedel. Hier feiert es sich einfach gemütlicher und schöner. Und auch dieses Jahr war dabei keine Ausnahme. Mir war klar: Entscheidend ist die Wahl des Lokals und der Leute, mit denen ich feiern möchte. Ich entschied mich außerdem in diesem Jahr nicht direkt am Morgen in den Karneval zu starten. Auch wenn ich in den letzten drei Jahren immer den ganzen Tag am Start war, war mir das dieses Jahr doch dann etwas zu viel des Guten. Aber es gibt ja auch genug Partys und Veranstaltungen, die auch am 11.11. erst am Abend starten. Dieses Jahr entschied ich mich daher mal wieder im Veedel zu bleiben und ging zu „Köln wir wollen singen“, das von „Köln wir müssen reden“ veranstaltet wurde – einer Veranstaltungsreihe des Landtagsabgeordneten Jochen Ott in Zusammenarbeit mit dem SPD Ortsverein Nippes. Da ich selbst SPD-Mitglied bin und auch regelmäßig zu den Veranstaltungen gehe, waren für mich auch viele Bekannte und Freunde dort. Damit war auch der Punkt „nette Gesellschaft“ für mich geklärt.

Im „Zum bunten Hund“ wurde fleißig geschunkelt, gesungen und gefeiert. Die Stimmung war gut, ich konnte mich an Kölschen Tön erfreuen und mit Freunden das Leben feiern. Ein bunter Abend mit Schunkel-Live-Musik von Kamell Kapell, einer politischen Büttenrede von „Dä Schofför der Kanzlerin“ und natürlich geselligem Beisammensein. Zwischendurch gab es von mir auch mal Sitztanz auf dem Barhocker, wenn ich nicht mehr stehen konnte, aber das tat meiner Freude keinen Abbruch. Es war wunderbar entspannt und die Stimmung war gut. Getreu dem diesjährigen Sessionsmotto „Et Hätz schleiht em Veedel”, liess dieser Abend im Veedel mein Herz wieder einmal höher schlagen.

Fazit: Schwanger an Karneval? Top oder Flop?

Für mich auf jeden Fall: Top! Natürlich muss man sich vorab ein paar Gedanken machen und natürlich ist es anders als sonst. Aber wenn man den Karneval liebt und sich darauf einlässt auch mal was Neues zu versuchen, kann es auf jeden Fall auch eine gute Zeit sein. Der 11.11. ist ja auch nur ein Tag und danach geht das Leben erstmal wieder seinen normalen Gang. Natürlich würde ich schwanger nicht, wie sonst, von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag durchfeiern. Das wäre auch mir zu viel. Aber man muss keinesfalls ganz auf den Karneval verzichten. Solange man darauf achtet eine Sitzgelegenheit parat zu haben und nicht zu sehr ins Getümmel zu geraten, kann Karneval auch schwanger eine wundervolle Erfahrung sein. Und genau da zeigt sich auch wieder die Qualität des Veedels: Hier ist die Stimmung gut, ohne zu sehr auszuarten. Ich würde es jederzeit wieder so machen. Und immerhin kann ich meinem Kind dann in einigen Jahren sagen: Du hast schon vor deiner Geburt Karneval gefeiert. Wenn das mal kein echtes kölsches Pänz wird, dann weiß ich auch nicht.

 

Bildnachweis: Alle Fotos BKB Verlag.