Sessionsauftakt in den Kneipen von Nippes (Daniela)

Elfter im Elften in Nippes. Die ganze Kneipe liegt sich in den Armen und schunkelt gemeinsam. „Wat och passeet, dat Eine es doch klor, et Schönste, wat m’r han schon all die lange Johr es unser Veedel, denn he hält m’r zosamme ejal, wat och passeet en uns’rem Veedel.“ Es sind Momente wie diese, die für mich typisch Köln sind. Momente, in denen ich mich meiner Wahlheimat sehr verbunden fühle und die mich auch mal zu Tränen rühren können. Momente, die „Karnevalstouristen“ wohl nie ganz verstehen werden. Warum?  Diese Liebe kann man wohl nur begreifen, wenn man in Köln lebt.

Daniela Kostüm 11.11.  Daniela Flora 6

Karneval es e Jeföhl

Karneval in Kölle ist viel mehr als Kölsch und Party. Et es e Jeföhl! Ein Gefühl von Verbundenheit und Heimatliebe. Ich feiere deswegen Karneval am liebsten in den Kneipen des Kölner Viertels, in dem ich lebe: Nippes. Auch an diesem 11.11. war ich wieder im Veedel unterwegs. Der Tag beginnt ganz klassisch mit einem Frühstück bei Freunden. Das heißt am 11.11.: Kölsch und Mettbrötchen.

Nachdem man sich dann ein wenig eingestimmt hat, geht es los in die Kneipen. Mit ca. 15 Leuten gegen 12 Uhr in eine Kneipe rein zu kommen, wäre in der Innenstadt von Köln unmöglich. Zumindest nicht ohne längere Wartezeit. Das ist das Schöne am Veedel: Die Kneipen sind voll, aber nicht überlaufen. Es kommt Stimmung auf, alle sind gute drauf und tanzen und schunkeln. Man feiert und freut sich des Lebens.

Willie Tanner Daniela

Überall gleich und doch anders

Soweit erstmal so gut. Was ist daran denn jetzt anders als in den Kneipen der Innenstadt? An sich erst einmal nichts. Natürlich läuft dort die gleiche Musik, überall fließt Kölsch und überall wird Fastelovend gefeiert. Und trotzdem fühlt es sich für mich irgendwie anders an. Wie eine Party unter vielen Freunden. Irgendwie einfach entspannter.

Die Meisten sind einfach hier um den Karneval zu feiern und eine gute Zeit zu haben. Anders als in der Innenstadt, wo sich auch einige Karnevalsbesucher unter die Feiernden mischen, die extra nach Köln reisen, um mal die Sau raus zu lassen.

Über Karnevalstouristen

Versteht mich nicht falsch, ich freue mich darüber, dass Menschen unseren Karneval so toll finden, dass sie extra hierher fahren, um ihn mit uns zu feiern. Aber gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass diese eigentlich so schöne Zeit auch richtig hässliche Seiten haben kann, wenn wild uriniert wird und Menschen sich benehmen, als gäbe es kein Morgen.

Natürlich benehmen sich nicht alle Touristen so und natürlich gibt es sicher auch Kölsche, die mal über die Stränge schlagen. Dennoch habe ich das im Veedel bisher deutlich seltener erlebt und ich denke auch, dass das daran liegt, dass die Leute eben von hier sind. Wer beschmutzt sich schon gern selbst das eigene Nest? Karneval im Veedel fühlt sich deswegen für mich immer schöner und entspannter an. Die Menschen gehen anders miteinander um. Schließlich will man sich auch am nächsten Tag nach dem Feiern noch in die Augen blicken können.

Neppes danzt op dr Stroß

Und dann sind da noch diese Momente, die einem einfach für immer im Gedächtnis bleiben. Wie zum Beispiel auch dieses Mal: Wir kamen am späten Nachmittag aus einer Kneipe, um zu einem anderen Lokal weiter zu ziehen. Auf Höhe der U-Bahnstation Florastraße, spielte die Samba Gruppe „Ribombo de Nippes“. Eine größere Gruppe an Leuten tanzte und feierte bereits und wir konnten gar nicht anders, als uns dazu zu gesellen und mitzutanzen.

Und als ich da so tanzte, ging mir einfach sprichwörtlich das Herz auf. Es fällt mir wirklich schwer es zu beschreiben, aber in diesem Moment war ich einfach so glücklich in Nippes zu wohnen und diesen Moment mit den anderen Leuten aus dem Veedel zu teilen.

Karneval ist Heimat

Für mich gehört der kölsche Karneval untrennbar zur Stadt. Seit ich hier wohne, ist er ein Teil von mir geworden – ein Teil, den ich auf keinen Fall mehr missen möchte – ebenso wie mein Veedel Nippes. Und damit ist der Karneval im Veedel für mich ein bisschen wie das Veedel selbst: ein Gefühl. Ein Gefühl von Verbundenheit und Heimatliebe.

Und last but not least: Wenn du dann nach einem wundervollen Tag mit ein paar Kölsch, schöner Musik und netten Menschen liebestrunken nach Hause möchtest, ist das gemütliche Zuhause nur ein paar Gehminuten entfernt. Auch das ist schön!

Bildnachweis: Alle Fotos BKB Verlag GmbH