Kontrollversammlung – Rote Funke stonn parat (Vera)

Am 11.11. beginnt für alle Jecken die neue Session. Die Roten Funken starten genauso wie viele andere Traditionskorps auch mit einer großen Party in die 5. Jahreszeit. Was viele aber nicht wissen, ist, dass die Roten Funken noch eine eigene Sessionseröffnung im engeren Kreis vollziehen. Halb öffentlich, halb intern. Meist ein oder zwei Tage nach dem großen Zauber im Maritim, trifft man sich am Rote-Funken-Plätzchen in der Altstadt.

Mit singendem und klingendem Spiel, in Krätzchen und Litewka gekleidet, begrüßen die Roten Funken die neue Session. Zu frisch gezapftem Kölsch wird sich eingeschunkelt und spätestens jetzt sind alle wieder parat. Ich bin eine von wenigen Frauen, die seit nunmehr drei Jahren an dieser Tradition teilnimmt und irgendwie hat das einen ganz speziellen Charme. So mitten in der Altstadt plötzlich bei Fackel- und Laternenlicht das Trömmelchen aus der Ferne näher kommen hören, die urkölschen Klassiker anzustimmen, die jeder hier „deev em Hätze drägt“. Arm in Arm und am liebsten nie enden wollend. Besonders schön war dieses Jahr der Besuch der Fidele Kölsche. Wenn einer versteht, wie man kölsche Stimmung in jeden Saal und auf jedes Plätzchen deut, dann wohl diese im wahrsten Sinne des Wortes bunte Truppe.

Abmarsch zur Kontrollversammlung

Bevor man dort aber festfriert, heißt es auch schon wieder „Abmarsch“ und der Tambourzug THC Köln-Kalk-Humboldt von 1924 e.V. setzt sich in Bewegung Richtung Maritim. Dort findet im Anschluss die alljährliche Kontrollversammlung statt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ich hab mich dann auch mal durch die Historie der Funken quer gelesen und fand dazu folgendes: 

>> Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erwachten die Funken aus tiefer Ohnmacht. Der damalige Schriftführer Eberhard Hamacher verkündete: „Wir leben noch“ und alle Funken, deren Adresse er ausfindig machen konnte, forderte er auf: „Dä Kreeg eß am Engk, Uns Kölle ging drop. Funk, späu en de Hängk un bau widder op!“

Das war gleichzeitig die Einladung zur ersten Kontrollversammlung am 29.9.1945. 56 Funken kamen zum Restaurant „Em Hondersch“ am Hahnentor.<<

Wer nicht da ist, wird nicht befördert

Heute muss nichts mehr wieder aufgebaut werden. Zur Kontrollversammlung sollte jeder Funk möglichst persönlich erscheinen. Weil wie der amtierende Präsident und Kommandant, Heinz-Günther Hunold (Lachduuv vun dr Ülepooz) mehrfach an diesem Abend betonte „Wer heute nicht da ist, wird erst im nächsten Jahr befördert!“

Die Regelbeförderungen erfolgen im Dreijahresturnus und sind angelehnt an die militärischen Beförderungsstufen. Ich selbst wurde vor zwei Jahren zum „Ehren-Funke-Leutenant der Reserve“ ernannt, was zum einen schon ein ziemlich hoher Rang ist, zum anderen aber auch eher bedeutungslos durch den enthaltenen Zusatz „Ehren“. Als Frau bin ich aber trotzdem sehr stolz darauf, das rot-weiße Krätzchen tragen zu dürfen. In dieser Männergesellschaft trifft das leider nicht immer auf Verständnis. 

 

Das größte Geheimnis des Abends 

Aber zurück zur Versammlung. Erstmal wird sich bei Äätzezupp und Wöösche gestärkt. Präsident und Korpsadjutant betreten die Bühne und rufen nacheinander die Funken auf, die in einen höheren Rang gehoben werden. Dies sind zum einen die besagten Regelbeförderungen, zum anderen gibt es aber auch Überraschungen, wenn Funken „Kraft ihres Amtes“ befördert werden, so zum Beispiel wenn ein Funk neu in den Vorstand gewählt wurde oder sich für besondere Leistungen im Korps oder des Kölner Karneval besonders verdient gemacht hat.

Der Korpsadjutant, Dirk Wissmann, bleibt bis zu diesem Abend verschwiegen und verrät auch auf innigstes Bitten und Flehen nicht, ob in diesem Jahr ein neuer Gineral (kölsch für General) ernannt wird. An diesem Abend wird der Spannungsbogen perfekt gespannt. Je später der Abend desto höher die Beförderungen und Ehrungen. Und wenn am Ende alle vor Ihren leeren Suppenschüsseln sitzen und endlich wissen wollen, ob es einen neuen Gineral gibt, platzt es aus dem Präsident und Kommandanten heraus „In diesem Jahr leider nicht“. Ähnlich wie beim Bachelor oder GNTM „Ich habe heute leider keine Rose/ kein Foto für dich“ und ein Raunen geht durch die Menge.

Warum gibt es eigentlich eine Kontrollversammlung und was ist der Unterschied zum Regimentsexerzieren, wo ebenfalls Beförderungen/ Ehrungen ausgesprochen werden? Hierzu erklärt mir Günter Ebert, Pressesprecher der Roten Funken, dass man bewusst gewisse Beförderungen in den November legt, da der beförderte Funk im Zweifel eine neue Uniform benötigt in seinem neuen Rang. Damit diese pünktlich zum eigentlichen Sessionsstart im Januar auch fertig ist und aufgetragen werden kann, vollzieht man die Ernennung bereits im November. Beim Regimentsexerzieren stehen dann auch eher die Neufunken im Rampenlicht, deren Vereidigung auch eine gewisse Zeremonie erfordert. 

Das Highlight des Abends 

Nicht unerwähnt sollte natürlich auch noch ein kleines Highlight des Abends bleiben. Die Roten Funken haben seit dieser Session einen neuen Tanzoffizier (Florian Gorny). Bei der Kontrollversammlung tanzen die beiden einzig und allein für ihr Korps. Nur in halber Uniform versteht sich, da der Rest des Saals auch nur Litewka trägt. Ich wünsche den beiden jedenfalls eine schöne erste gemeinsame Session und freu mich auf viele Mariechen-Saltos und Luftsprünge.

Bildnachweis: Alle Fotos Vera Drewke