Reisepläne – Wenn alles ganz anders kommt (Lisa)

Das Thema Corona bewegt uns nun schon ein paar Wochen. Eigentlich würde ich momentan in den Vorbereitungen für eine viermonatige Reise stecken. Am 21.04 sollte es nach Jakarta gehen – doch seit einigen Wochen ist nichts mehr so wie es war. Der Streit um das Klopapier liegt voll im Trend und, obwohl es Warnungen gab, haben sich bis zu der Kontaktsperre noch viel zu viele Menschen zusammen aufgehalten – Bums, die Kontaktsperre ist nun da!

Schon an Karneval war einem bei dem Thema Corona etwas mulmig zumute, denn wir wussten, für uns sollte es bald in die große weite Welt gehen. Doch was ist, wenn das alles nicht klappt? Irgendwie würde es schon klappen! So dachten wir ganz naiv und planten grob unsere Abschlussfeier in einer WG. Doch je mehr Tage vergingen, umso mehr merkten wir, dass wir uns entscheiden müssen und sagten unsere Party schweren Herzens ab. Darauf folgten viele Nachrichten mit Verständnis und ein bisschen Zuversicht, diese Party noch einmal nachholen zu können – wann das sein wird, steht wohl in den Sternen. 

Reisepläne liegen auf Eis

Aufgrund unserer Reisepläne hatten wir unsere WGs (Köln und Aachen) gekündigt und wollten ausziehen. Doch auch das lief anders als geplant! Eine Woche früher entschieden wir, quasi Hals über Kopf, mit dem Sprinter unseren Kram abzuholen. Zum Glück hatten sich unsere WG-Mitglieder und ein, zwei engste Freunde bereit erklärt, uns dabei zu helfen. Wohin sollte es nun für uns gehen? Für mich war klar, so richtig nach Hause konnte ich nicht, da mein Papa zu der Risikogruppe gehört und bald mit der Chemo anfangen sollte. Bei Mark war geplant gewesen, dass er in die alte Einliegerwohnung bei seinem Vater ziehen sollte. Dem Vater war klar, dass diese Situation wohl länger andauern sollte – so durften wir uns hier so einrichten, dass wir uns wohlfühlen. Ein ganz schöner Luxus und überhaupt nicht selbstverständlich. So sind wir nun quasi zusammengezogen – früher als erwartet. Natürlich hat sich auch für uns die ganze Welt auf den Kopf gestellt und wir müssen unseren Traum für einige Zeit auf Eis legen. Dennoch bin ich oder besser gesagt sind wir dankbar, dass wir gesund sind und hier sein dürfen. Natürlich ist es jetzt für mich schwierig, einen neuen Job zu finden, denn nach dem Bachelor war die Reise geplant und noch kein Job in Aussicht für die Zeit danach. Yvonne, die Frau von Marks Vater, sagt immer so schön, für irgendwas ist es sicher gut. 

Corona und die ältere Generation

Die Kontaktsperre ist natürlich eine ziemlich blöde Angelegenheit, besonders für ältere Menschen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Meine Oma wird dieses Jahr 86 Jahre alt, sie hat in ihrem Leben schon eine Menge mitgemacht wie viele in diesem Alter. Doch wir geklärt man so jemandem, dass es im Moment wirklich nicht gut wäre, mit der Tochter einkaufen zu gehen? Man muss dazu sagen, meine Oma hat manchmal wirklich einen Dickschädel und war am Anfang davon überzeugt, dass ihr das Virus nichts anhaben kann. Sie hatte ja schließlich auch den Krieg überlebt. Meine Mutter und ich bearbeiteten sie mehrmals, bis sie schließlich nachgab. Natürlich kann ich verstehen, dass es wirklich schwer ist für einen älteren Menschen, noch mehr seiner Selbstständigkeit für einige Zeit abzugeben, dennoch ist es wichtig, dass wir diese Menschen schützen. Die Tage habe ich wieder mit ihr telefoniert und sie hat sich sehr gefreut von mir zu hören, der Bringservice mit ihren Einkäufen von meiner Mama klappt auch gut. Sie hofft natürlich, dass sie diese Dinge bald wieder alleine tun kann.

Unser Leben jetzt 

Zum Glück wohnt Marks Vater nur ca. 700 m weit weg von meinem Elternhaus, sodass ich meine Familie gut mal am Gartenzaun besuchen kann. Wir leben nun schon wieder in einer Art WG, allerdings in einer anderen Konstellation. Yvonne und ich kochen oft zusammen, wenn nicht draußen gegrillt wird, und ich kümmere mich um die Dinge, die lange liegen geblieben sind. Einen Kinoabend und einen Spieleabend haben wir auch schon gemeinsam veranstaltet, was wirklich viel Spaß gemacht hat. Beim Kinoabend gab es den Queen-Film und natürlich Popcorn. Ich hatte den Film bisher noch nicht gesehen, aber wollte ihn schon länger gucken, da auch Rocketman mir so gut gefallen hat. Der Spieleabend brachte ein paar kurze Diskussionen mit sich, aber nichts Wildes. So kam heraus, dass Yvonne und ich nicht wirklich gut im Handeln sind und dsas Reiner das ausgesuchte Spiel seit 20 Jahren nicht mehr gespielt hatte. So ist das, wenn man mit der Familie Monopoly spielt. Wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit und hoffen, einige von Ihnen da draußen haben auch ein bisschen Glück, so eine tolle Familie zu haben. Wir ziehen den Hut vor allen, die in diesen Zeiten im direkten Kontakt mit Menschen sind – bleiben Sie gesund!

 

Fotos: ©Lisa Klose