Colombina Colonia: Zeit statt Geld schenken (Brigitte)
Kölns erste Damen-Karnevalsgesellschaft engagiert sich seit 25 Jahren für Menschen in Köln, die nicht auf der Sonnenseite stehen. Frauen und Kinder, die Hilfe brauchen, stehen dabei im Mittelpunkt. Mit ihren Geldspenden konnten sie schon viel bewegen. Geld reicht aber manchmal nicht aus, persönliche Hilfe ist gefragt. Und genau diese leisten Tanja Vollmer und ihre Kolleginnen im Weidenpescher Frauenwohnheim des IB (Internationaler Bund).
Es ist ein sonniger Nachmittag im August. Aus dem Pavillon im Garten des Wohnheims, in dem wohnungslose Frauen untergebracht sind, dringen Stimmengewirr, Lachen und Kinderjuchzen. Der Tisch ist gedeckt, es duftet nach frischem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. Drumherum sitzen Colombinen und Frauen aus dem Wohnheim, einige mit ihren Kindern, und unterhalten sich. Ein ganz normaler Kaffeeklatsch.
Für die Frauen im Wohnheims ist es aber mehr. Wöchentlich kommen Colombinen nach Weidenpesch. Tuba zum Beispiel möchte gerne Kinderpflegerin und später einmal Erzieherin werden, aber ihre Sprachkenntnisse reichen noch nicht aus. Gut, dass Walde Stapper Studienrätin war und ihr beim Deutschlernen helfen kann. Frau Brown bereitet sich auf den Realschulabschluss vor, nach dem sie eine Ausbildung zur Köchin beginnen möchte. Sie spricht sieben Sprachen, aber im Moment fällt ihr Mathe schwer und Irmgard Witthöft kann helfen. Für Keo ist es einfach wichtig, Deutsch zu sprechen und einmal aus dem Heim raus zu kommen. Mit Angelika Schafflund geht sie spazieren, einkaufen und durch die Stadt.
Aber hier wird nicht nur gelernt, es gibt auch viele gemeinsame Unternehmungen. Mal gehen sie zusammen shoppen, machen einen Ausflug, schwimmen im Aqualand und treffen sich im Pavillon zum Kaffeetrinken.
Wie kommt so ein Kontakt zustande? Tanja Vollmer hatte in einer Gruppe „Hilfe für Geflüchtete“ im Kölner Norden von der Bitte gelesen, ein bis zweimal im Monat mit einer Frau aus dem Frauenwohnheim etwas Schönes zu unternehmen, und beschloss, das zu tun. Dabei kam ihr die Idee, das dies ein Projekt für die Colombinen sein könne: Zeit statt Geld spenden! Schnell fand sie Mitstreiterinnen und inzwischen sind sie schon sechs Frauen. Susanne Metzmacher und Steffi Hilberath sind heute zum ersten Mal dabei. Trotz der weiten Anreise aus dem Kölner Umland wollen sie das Projekt unterstützen. Und es gibt sofort einen Match. Auch Nora möchte ihre Sprachkenntnisse verbessern. Prenasch, die bald eine eigene Wohnung bekommt, hätte gerne jemanden zum Reden und wünscht sich Hilfe beim Papierkram.
Bei 29 Frauen im Wohnheim gibt es sicher noch weiteren Bedarf. Deshalb hoffen Tanja Vollmer und ihre Kolleginnen, dass noch weitere Frauen aus der Gesellschaft dazukommen.
Martina Hoppen-Rascher, Leiterin des Wohnheims, ist vom Projekt der Colombinen begeistert. „Das Schöne ist, dass die Frauen eine Einzelbetreuung erfahren. Die Colombinen gehen ganz individuell auf die Bedürfnisse der Frauen ein. Sie wünschen sich Sprache, aber auch Kultur, sie möchten mal aus dem Wohnheim rauskommen und andere Menschen treffen. Das bereichert sie sehr.“
Aber nicht nur für die Frauen im Wohnheim ist das Projekt eine Bereicherung, auch die Colombinen gewinnen dabei. Walde Stapper: „Wir wissen gar nicht, wie gut es uns geht.“ Die wöchentlichen Treffen sind ihr so wichtig, dass sie dafür alle anderen Termine dafür sausen lässt. Das zeigt: Manchmal ist Geld eben doch nicht alles …
Colombina Colonia
Auf ein Vierteljahrhundert blickt Kölns erste Damen- Karnevalsgesellschaft zurück. Ihre Gründung im Jahr 1999 löste seinerzeit mehr als nur eine kleine Revolution aus in der Männerdomäne Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More. Schnell wurde die Damengesellschaft bekannt für ihre rauschenden Feste und ihren ausgeprägten Sinn für den Fastelovend. Die Colombinen hatten aber von Anfang an auch immer die Menschen in Köln im Blick, die nicht auf der Sonnenseite stehen. Frauen und Kinder stehen bei ihrem sozialen Engagement im Mittelpunkt. Ob Sommerfest, Stand auf dem Weihnachtsmarkt, Benefizgala oder der Club 50 (der Herrenclub, der die Projekte sponsert und als Förderverein und Netzwerk fungiert), überall wird Geld gesammelt und an die verteilt, die Hilfe brauchen. Mehr als eine 1,4 Mio Euro sind so in den vergangenen 25 Jahren schon zusammengekommen.