Püppchen feiern jeckes Jubiläum (Melanie)

Zum 222. Geburtstag des Hänneschen Theaters gibt es in diesem Jahr natürlich auch wieder eine Puppensitzung. Diese feierte am Freitag, 12.1.24 ihre Premiere. Mit unter den Premierenbesuchern waren Christoph Kuckelkorn, Ludwig Sebus, Jürgen Rothers und auch einige Vorstandsmitglieder des Fördervereins der Freunde des Kölner Hänneschen Theater.

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Tolles Bühnenbild

Auf der Bühne war richtig was los, so kamen insgesamt 70 Figuren zum Einsatz, die von 18 Darstellern zum Leben erweckt wurden. Diese durften auch zu Beginn des Stückes mit der fünfköpfigen Band zusammen durch den Zuschauerraum einziehen. 

Die Kneipe in Knollendorf

Und dann ging es auch schon los. Nach einem kleinen Bauunfall am „Theater“ wurde die Puppensitzung kurzerhand im „Mählwurm“, der In-Kneipe in Knollendorf, abgehalten. Durch das Programm führte Schäl als Sitzungspräsident, der jedoch zwischenzeitlich immer mal wieder verschwunden war und durch einige engagierte Püppchen gut vertreten wurde.

Literat Speimanes sorgte dafür, dass jeder Künstler die Flönz (für Imis: Blutwurstring) auf der Bühne überreicht bekam und diesen nach dem Auftritt mehr oder weniger freiwillig mit mehr oder weniger Getöse hinter der Bühne wieder abgeben musste. Manes blieb dabei auch immer erfolgreich und brachte die Flönz mit seinen bekannten, feucht ausgesprochenen Worten – „Herr Präsident, die Woosch!“ – zurück auf die Bühne. 

Frauenprobleme mit Bärbelchen

Bärbelchen zeigte ihre Qualitäten als Rednerin, hatte sie doch ihr Hänneschen zuhause gelassen, weil man manche Dinge auch einfach allein machen muss. So berichtete sie von Frauenproblemen beim BH-Kauf und der emotionalen Trennung vom alten Lieblingsstück.

Die erste Unterbrechung im Sitzungsprogramm nutzen Zänkmanns Kätt und das Köbeschen, um ihre „ajuja-Partei“ anzupreisen und zum Tragen von Aluhüten gegen rechtes Gedankengut zu animieren.

Die Papageien sorgte für die richtige musikalische Untermalung. 

Ein Blick hinter die Kulissen zeigte übrigens, warum im Kölner Karneval die Angst vor einem weiblichen Dreigestirn so groß ist. So konnten sich die drei Damen nicht über die Rollenverteilung einig werden.

Ein neues Maskottchen?

Das kleine Skelett Skully erzählte von seinem missglückten Versuch, sich als Maskottchen für den Melatenfriedhof zu bewerben. Dass die Idee gar nicht so verrückt ist, wie sie im ersten Moment scheint, zeigt sein Bericht über den Wiener Zentralfriedhof und dem dort vorhandenen Fanshop. Schaut da mal rein, es lohnt sich. Vielleicht hat Christoph Kuckelkorn die Idee ja mitgenommen und setzt sich ein bisschen für das liebenswerte kleine Skelett ein.

Nach Skully stand die ehemalige Motto Queen kurzzeitig von den Toten auf und präsentierte ihr neustes Mottolied in altbekanntem Stil. Mit ihr schunkelte das Publikum dann in die Pause.

Der zweite Akt startete mit einer Gruppe tanzender Bauarbeiter, die die verhinderten Treuen Husaren vertraten, die aus bekannten Gründen anderweitig unterwegs sind.

Musikalisch wurde es mit Zänkmanns Kätt als Frontfrau der Band Zahnstein und ihrer wasserspritzenden Riesenbrust.

Plötzlich ging das Licht im Zuschauerraum an und aus den hinteren Reihen näherte sich ein Herr in einem gelb-schwarz karierten Anzug. Auf dem Weg zur Bühne nahm er den Weg durchs Publikum und kletterte dabei noch über ein paar Bänke. Der Blötschkopp verschwand durch den Bühneneingang und erschien in Püppchengröße auf der Bühne, wo er das Publikum in seiner bekannten Art und Weise unterhielt. 

Nachdem sich die drei Damen aus dem ersten Akt schlussendlich scheinbar über die Rollenverteilung geeinigt haben, stand einer Premiere nichts mehr im Wege. Das erste weibliche Dreigestirn marschierte in Begleitung von neun Begleitern aus den Traditionskorps auf.

Ein emotionaler Moment

Den Abschluss der Puppensitzung bildeten die Püppchen ehemalige Bandmitglieder aus den ältesten kölschen Bands. Dabei waren Henning Krautmacher von den Höhnern, Erry Stoklosa von den Bläck Fööss, Charly Brand von den Räubern, Bodo Schulz von den Paveiern und Klaus „Major“ Heuser von BAP. Auch dabei war Kai Engel von Brings, die im Reigen dieser Bands nicht fehlen durften und auch noch tatsächlich wirklich Brings sind, so wie wir sie schon immer kannten.

Die Kombo spielte ein Medley aus Liedern der beteiligten Bands. Besonders emotional war das Lied „Alle Jläser huh“ von Kasalla, welches für einen verstorbenen Ex-Räuber und Vater von Bastian Campmann geschrieben wurde.

Resümee

Damit ging eine tolle Puppensitzung zu Ende, die politischer als in den Vorjahren war. Sie zeigte klare Kante gegen rechts, gemischt mit einer Prise Feminismus. Szenen, die zu Herzen gehen wechselten sich mit herrlichem Blödsinn ab. Für mich war es die erste Puppensitzung und ich hoffe nicht die letzte. Die kleinen Püppchen haben mir viel Freude bereitet. 

Fotos: ©Melanie Gorissen & Hänneschen Theater – Puppenspiele der Stadt Köln