„Frauen im Kölner Karneval“: Interview Markus Ritterbach (Nicci)

Eines meiner Highlight-Interviews durfte ich mit Markus Ritterbach führen. Ein Mann, der mit vollem Einsatz hinter Köln steht. Lange war er Präsident des Festkomitees Kölner Karneval und im Vorstand unseres geliebten 1. FC Köln tätig. Zudem ist Markus Unternehmer an mehreren Fronten und demnach ein ziemlich beschäftigter Mann. Umso geehrter fühlte ich mich, dass er mich zwischen all seinen Terminen unterbringen konnte und wir übers Telefon unser Interview führten. 

Zum Thema „Frauen im Kölner Karneval“ fiel Markus Ritterbach spontan „Weiberfastnacht“ ein. „Da haben wir einen ganzen Tag für die Frauen und da sind verdammt viele Frauen unterwegs. Das gibt es in keiner anderen Stadt und finde ich wunderbar.“ 

Ob das heute noch so zelebriert wird, dass Frauen an diesem Tag das Regiment übernehmen, kann ich persönlich nicht bestätigen. Allerdings kann ich nachvollziehen, warum Markus das sagt. Denn historisch gesehen, ist Weiberfastnacht der Tag, an dem die damals noch stark bevormundeten Frauen den Haushalt stehen ließen und sich selber feierten. Männer hatten an diesem Tag überhaupt nichts zu kamellen, wodurch auch der Brauch entstanden ist, dass die Mädels den Jungs die Krawatten –  als Symbol der Entmachtung – abschnitten. Im letzten Jahrzehnt habe ich davon allerdings nichts wahrgenommen. Für mich und einen Großteil meiner Generation ist der Wieverfastelovend die Eröffnung des Straßenkarnevals und der somit „wilden Woche“, wie ich es nenne. That‘s it. 

Markus Gedanke ist traditionsbedingt also vollkommen korrekt. Ob diese Tradition zeitgemäß ist, das lasse ich mal so im Raum stehen. Das soll jeder für sich selbst entscheiden. Dass Frauen im Karneval irgendwie benachteiligt seien, kann er nicht bestätigen. Er findet sogar, dass der Karneval unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhält und meint: „In der normalen Gesellschaft besetzen Frauen immer mehr Ämter, wo sie früher vielleicht gefehlt haben. Sowas ähnliches passiert auch im Karneval und ist für mich nicht verwunderlich.“ 

Er erklärt mir, dass die Komiteegesellschaften immer mehr Frauenzuwachs bekommen und es ja mehrere reine Frauenvereine gibt, wo Männer gar nicht erwünscht sind. Demnach sieht Markus hier keinen Nachteil für die Mädels. „Im Karneval kann jeder mitmachen. Selbst die Kinder. Hier kommt es auf Motivation und Kompetenz an. Nicht auf Männlein oder Weiblein.“ 

Dass dies in den Traditionskorps nicht so ist, sieht er ein. Findet das aber traditionsbedingt auch gut so. Aber auch hier erklärt er mir, dass viele Ehrenchargen auch in den Vereinen von Frauen besetzt werden. „Das öffnet sich ganz langsam, dass die Verantwortungen der Frauen immer gewichtiger werden. Viele Frauen arbeiten im Hintergrund jetzt schon sehr hart mit. Ohne sichtbar zu sein. Das ist ein Charakterzug einer Frau, dass sie das gerne macht, dafür aber nicht im Rampenlicht stehen muss.“ 

Eine treffende Aussage, bei der ich sofort an mein Gespräch mit Marie Christine Frank denken muss. Wo wir auch feststellten, dass Frauen mehr geben als nehmen. Aber demnach besteht für Markus kein Grund irgendeine Tradition zu brechen. „Es mangelt ja nicht an Alternativen für die Frauen.“ Hat er Recht. 

Zum Ende unseres Gespräches, frage ich ihn nach seinem Empfinden für das musikalische Ungleichgewicht in der kölschen Szene. Karneval ist ein Volksfest. Und wenn es Frauenbands gibt, die da mitmachen möchten, dann brauchen die nur kommen und singen. Der Karneval macht da keine Tür zu, sondern eher auf.“ 

Einfacher gesagt als getan. Aber für Markus kein exorbitantes Thema. Aus seiner Perspektive kann ich verstehen, dass er da keine Schwierigkeiten empfindet. Denn wenn ich mal aus dem Nähkästchen plaudern darf, dann habe ich Markus schon häufig beobachtet, wie er kräftig und voller Leidenschaft die kölsche Musik feiert. Egal ob Newcomer oder Top Act. 

Wer sich ein wenig mit der Person Markus Ritterbach beschäftigt, wird merken, dass er viel für diese Stadt und unseren Karneval tut. Und das aus reiner Leidenschaft um den Brauchtum und die Tradition am Leben zu halten, ohne Scheuklappen aufzusetzen und den Wandel der Zeit zu ignorieren. 

Karnevalistisches Beer-Tasting in der Birreria

Ich danke dir für deine Zeit Markus.

Bildnachweis: Selfie ©Nicci Haumann; alle anderen Fotos ©Joachim Badura