Sandro Gallazini und das Tanzkorps der StattGarde (Ulla)
Wenn diese Session die StattGarde Colonia Ahoj zum ersten Mal in ihrer noch „jungen“ 22-jährigen Vereinsgeschichte das Dreigestirn stellt, dann ist das ein wunderbarer Erfolg. Es beweist auch die Beliebtheit dieser Gesellschaft im Kölner Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More. Maßgeblich mit dazu beigetragen hat das Tanzkorps des Vereins, das sich selbst gerne als „die schärfsten Schenkel Kölns“ bezeichnet. Gemeinsam mit der Bordkapelle und dem Shanty-Chor ist es ein begehrter Gast in den Sälen Kölns, und nicht nur dort, sondern auch in der Umgebung. Seine Auftritte werden frenetisch gefeiert, besonders von der Damenwelt.
Und wirklich, die Jungs haben etwas zu bieten: Tänzerisch, sportlich und nicht zuletzt optisch sind sie ein Hochgenuss.
Dass diese exzellente Qualität möglich ist, ist zwei Tatsachen zu verdanken: zum einen dem Trainer Ingo Schulz, aber auch den Tänzern, die Hochleistungstanz bieten und sich voll einsetzen. Schnell kommt die Frage auf, wie das möglich ist, solche Spitzenleistungen im Ehrenamt neben dem täglichen Arbeitspensum zu erbringen? Den Blick auf Sandro Gallazini, einen der Tänzer gerichtet, gibt Aufschluss, wie die Arbeit der Tanzgruppe der StattGarde Colonia Ahoj funktioniert.
Seit der Session 2022 ist Sandro Mitglied beim Tanzkorps. Zu Hause in Bütgenbach, im deutschsprachigen Teil Belgiens gelegen, fährt er meist von seinem Arbeitsort Aachen zum Training und den Auftritten.
Seine sportliche Laufbahn begann Sandro als Kind mit Turmspringen. Bei dieser Sportart ist ein hohes Maß an Selbst- und Körperbeherrschung und Konzentration gefordert. Nur Sekundenbruchteile bleiben dem Springer zwischen Brett und Wasser, dazu wird von ihm die perfekte Kombination von Schnelligkeit und Haltung verlangt. Doch wegen einer Allergie gegen das Chlorwasser musste er den Sport aufgeben. Eigentlich aus einer eher nicht karnevalistischen Familie stammend, trat er mit 11 Jahren in einen Karnevalsverein ein und kam so zum Turniertanz. Für einen Tanzsportverein tanzte er Meisterschaften. Bei diesem Hochleistungssport muss man bereit sein, das Leben auf diesen auszurichten, was nicht ohne eiserne Disziplin zu bewerkstelligen ist. 4- bis 5-mal die Woche wird trainiert und an den Wochenenden finden die Wettkämpfe statt.
In seiner Zeit nach dem Turniertanz war er sieben Jahre Tanzoffizier des Tanzpaars bei der Prinzengarde der Stadt Aachen. Mit seiner Tanzpartnerin Inga Dahlen erhielt er 2022 den bei Tänzern begehrten Lambertz-Ehrenpreis. Dieser Preis wird traditionell für besondere tänzerische Leistungen im Rahmen der Veranstaltung der Verleihung des Ordens „Wider den tierischen Ernst“ vergeben.
Nach seinem Abschied als Tanzoffizier trat Sandro ins Tanzkorps der StattGarde ein. Die Entscheidung für diese Tanzgruppe kam nicht von ungefähr, da er Philipp Reindahl, einen der beiden damaligen Trainer, gut kannte. Mit der Session 2021-2022 hatte die KG ein neues Trainer-Team aus den eigenen Reihen. Philipp Reindahl und Ingo Schulz brachten einige wichtige Änderungen in die Truppe.
Das Training findet das Jahr über 2-mal wöchentlich statt und mindestens 1-mal im Quartal auch an einem Wochenende. Im September oder Oktober wird an einem Trainingswochenende an 3 Tagen durchtrainiert. Seit der Session 2023 ist Ingo Schulz allein verantwortlicher Trainer. Er wird von einem Team von 4 bis 5 Personen unterstützt, die das Aufwärmen, Kraft- und Konditionstraining durchführen.
Besonderen Wert wird auf Treffen mit anderen Tanzgruppen gelegt, die dem Austausch untereinander dienen und so wichtige Impulse für die weitere Arbeit geben.
Nach der Session ist vor der Session. So wird dann an dem neuen Sessions-Programm gearbeitet. Seine Entwicklung erfolgt im Team. Die Auftritte bestehen stets aus einem Showteil und einen karnevalistischen Teil, die nahtlos ineinander übergehen. Trainer und Tänzer suchen für jede Session gemeinsam nach einem neuen Thema. Dem folgt die Musikauswahl, die entsprechend arrangiert werden muss. Die Ideen für die Kostüme werden gemeinsam entwickelt. An einem Prototyp wird geprüft, ob er den besonderen Anforderungen genügt. So ist zu bedenken, dass im Programm stets ein schneller Kostümwechsel auf der Bühne stattfindet. Wenn alle Bedingungen erfüllt sind, kann es in die Produktion gehen.
Mit Beginn der Session steigen dann die Anforderungen. Je näher man zu den „tollen Tagen“ kommt, desto intensiver wird das Training. Die Auftritte häufen sich und gehen oft bis spät in die Nacht. Dann kann Sandro nicht immer nach Hause fahren und muss häufig bei einem Kollegen oder im Hotel übernachten. Etwa um die 100 Auftritten werden neben Beruf, Ausbildung oder Studium absolviert. Nach den letzten 4 bis 5 Wochen der Session kann man sicher sein, dass jedem Tänzer alles wehtut. Nur wenn man 150 % gibt und die Familie hinter einem steht, kann man diese Zeit durchhalten.
Die Anforderungen an die Tänzer sind erheblich, der Standard und der Qualitätsanspruch sind sehr hoch. Von der Idee eines lustigen Männerballetts im Tutu ist das Tanzkorps der StattGarde Colonia Ahoj weit entfernt. Nicht umsonst hat es schon 5-mal den Närrischen Oskar gewonnen. Bedenkt man, dass alle Tänzer ehrenamtlich tätig sind, wie es im Kölner Karnevalkommt von „Carne vale! Fleisch, lebe wohl!“und bringt den Charakter des Festes als Freudenfest vor der langen Fastenzeit zum Ausdruck bringt. More üblich ist, kann man diese tolle Truppe nur bewundern.
Fotos privat: ©Sandro Gallazini, Fotos Stattgarde: @Dirk Lörper