Die Röschen Sitzung feiert mit viel Glitzer ihr Doppeljubiläum (Ulla)

Am vergangenen Freitag startete im Gloria die Röschen Sitzung unter dem Motto „Für eine Hand voll Glitzer“ in ihre Jubiläumssession. Ein doppeltes Jubiläum gibt es zu feiern: 30 Jahre queerer Karneval und 20 Jahre Röschen Sitzung.

 

1995 ging die erste Rosa Sitzung an den Start. Mit ihrer Ausrichtung auf die schwul-lesbische Community, bei der auch „Heten“ herzlich willkommen sind, entwickelte sie sich schnell zu einer heiß begehrten Veranstaltung im alternativen Karneval. Sie wurde größer und größer und verlor in den Augen ihrer Macher ihr eigentliches Profil. Nach 10 Jahren vollzog man einen Cut und gab die Rosa Sitzung zugunsten eines kleineren Formats auf. 2005 ging die erste Röschen Sitzung im Gloria an den Start. Nach mehreren Jahren in unterschiedlichen Locations feiert man das Jubiläum an ihrem Ursprungsort.

Für das Team ist der Anlass „Grund genug, euch in den glitzerndsten Fummel zu schmeißen, den ihr habt, um würdevoll über den rosa Teppich zu stöckeln und den Oscar unter den Bambis der Goldenen Palmen zu gewinnen: den Preis für das schönste Kostüm“. Das Publikum ließ sich das nicht zweimal sagen und „brezelte“ sich entsprechend auf. Einige Gruppen brachten zusätzlich Glitzerdeko mit und schmückten damit stilvoll ihren Tisch. So verwandelte sich der Zuschauerraum des Gloria in ein glitzerndes Ensemble.

Gleich am Eingang wurden die Gäste auf dem rosa Teppich von Reporter „Thorsten Schwul“ (Manuel Rittich) mit seinem rosa Micro herzlich empfangen, interviewt und so Teil der Show. Gut gelaunt ging man in die Garderobe und suchte seinen Platz im Saal.

Stefan Runge, Organisator der Röschen Sitzung, selbstverständlich im rosa Anzug, begrüßte die Gäste und stellte die Hauskapelle „Abends mit Beleuchtung“ vor. Unter lautem Jubel zog das Ensemble mit den „PINK POMS“ auf die Bühne.

Matthias Brandebusemeyer und Marion Radtke führten mit viel Charme durch die Sitzung. Mit Ironie und frechem Witz sannen sie über den heutigen Umgang mit dem Wort „Transe“ nach. Konsequenterweise dürften dann Worte nicht mehr ausgesprochen werden wie z. B. Transatlantik, Transamerika oder Transponieren.

Den Erstlingen im Publikum erklärten sie die Gepflogenheiten der Sitzung. Das im Kölner Karneval übliche Alaaf wird ersetzt durch ein freundliches Aloha mit erhobenem Arm und galantem Händchen nach unten. Auch für die martialische Rakete gibt es Ersatz durch ein „Röschen pflanzen – Röschen gießen – und Röschen blühen“.

In ihrer gereimten Rede zogen sie ein Resümee über 10 Jahre Rosa- und 20 Jahre Röschen Sitzung mit all‘ ihren Höhen und Tiefen und freuten sich über die Rückkehr der Sitzung ins Gloria. Beide waren sich sicher: „Kommen wir einst unter den Spaten – feiern wir weiter auf Melaten“!

Mit einer gehörigen Portion Selbstironie führte Manuel Rittich alias „Jane Fonda der Röschen Sitzung“ dem Publikum die nötige Körperspannung in dem Sketch „Bauch – Beine – Po“ vor.

In der folgenden Tanznummer bewiesen die „PINK POMS“, dass sie das Spiel mit ihren rosa und schwarzen Pompons perfekt beherrschen, die selbstverständlich von Glitzerfäden durchzogen waren.

Jedem Kölner ist die manchmal lähmende Gleichgültigkeit der Stadtverwaltung schmerzlich bewusst. Wie es gelingt, Bürger mit ihren Beschwerden „abblitzen“ zu lassen, zeigten Marion Radtke und Matthias Brandebusemeyer in ihrem Sketch „Beschwerdestelle der Stadt Köln“.

Das Doppeljubiläum war auch Anlass, Danke zu sagen und Ehrungen auszusprechen. Für die großartigen Masken und Perücken, mit denen sie die Schauspieler für ihre Auftritte all‘ die Jahre zurechtgemacht hat, erhielt Christina Paul das „Goldene Ehrenröschen“. In der Preiskategorie bester Video-Clip gewann der Sketch „Dallas“ das „Goldene Ehrenröschen“.

Zu Ehren des Jubiläums schlüpfte Jonathan Briefs noch mal in die Rolle „Et Depressivje“ und brachte trotz aller Mühe das Gegenteil zu erreichen, mit seinem „Feuerwerk der schlechten Laune“ das Publikum zum Lachen.

Der Röschen Sitzung Reporter „Thorsten Schwul“ (alias Manuel Rittich) hatte seinen zweiten Auftritt. Am rosa Teppich interviewte er u. a. „Lydia Schabau“ von der „Bols und Kabänes Nothilfe“ und den „Schlüpper-Designer Calvin Klein“.

Mit dem Song „Das sind wir“, gesungen von Nina Moers ging es in die Pause. 

Im zweiten Teil zeigten Honey (Nicole Sperrmann), Baby (Gaby Jüttner) und Sugar (Britta Hussong) von der Band „Abends mit Beleuchtung“ Kostproben ihres facettenreichen Repertoires. Mit ihren ironischen deutschen Texten geben sie jedem Cover-Song einen eigenen Touch.

Der folgende Auftritt der „Crazy Crocs“ (alias Claus Vincon und Manuel Rittich) war eine weitere Augenweide. Wie die beiden „Damen“ auf ihren Highheel-Crocs stöckelten, war grandios.

Zum Jubiläum hatte man auch Gäste aus dem Süden eingeladen. Die „Schwul-Plattler“ aus dem „fernen“ Bayern. Mit ihrem Tubisten (George Le Bonsai) und Kuhglocken-Percussion (Manuel Rittich) zeigten die vier Buam (Stefan Runge, Matthias Brandebusemeyer, Rainer Breuer und Stefan Isermann) den Preißn, was ein echter „Schwulplattler“ ist.

Mit der Vergabe des Awards für das schönste Kostüm kam Spannung im Publikum auf – wer war in der Auswahl? Auf die Bühne wurden vier Zuschauer in der Verkleidung von „Siegfried und Roy“, „Wolfgang Petry“ und „Harald Glööckler“ gebeten. Alle waren überzeugend, doch „Harald Glööckler“ gewann unter dem Jubel des Publikums das „Goldene Ehrenröschen“.

 

Einen glamourösen Auftritt hatte Swanee Feels. An ihrem Dekolleté prangten zahlreiche glitzernde Sterne und auch in ihrer Version von Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ strahlten die Sterne.

Zum großen Finale verabschiedete sich das Ensemble vom Publikum mit einer „Hand voll Glitzer“. Ein großartiger Abend ging zu Ende.

Fotos ©Winter-Schnaebeli, außer Aufmacher, Schwul-Plattler, Band ©Ulla Weber-Woelk

Das Jecke BKB Trio