Heute blau und morgen blau – Auf dem Ball Kristall (Frank)

Sonntag, der 20. November, um 0.30 morgens: Ich stehe im Foyer vor dem großen Ballsaal des Maritim Hotels in Köln. Plötzlich trifft mich von der Seite ein geradezu genussvoll entrückter Blick. Neben mir steht Steffi, die Frau von Helmut, ein Freund und Kamerad aus dem Senat der Nippeser Bürgerwehr. „Ich habe bloß meine Schuhe ausgezogen!“, klärt meine Nachbarin ob meines erstaunten Gesichtsausdrucks rasch auf. Bläck Föös im wahrsten Sinn des Wortes!

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Viele der umstehenden Damen haben es ihr längst gleichgetan. Warum? Nun, alles fordert seinen Preis – auch der von den Blauen Funken seit einigen Jahren im November veranstaltete BallKRISTALL. Denn hier geht es fein zu, hier sieht man festlich eingedeckte Tische mit frisch gestärkten Decken, Stühle mit langen weißen Hussen, jede Menge Smokings, schwarze Fliegen, lange rauschende Ballkleider sowie vor allem natürlich hochhackige Pumps.
Vorsicht also, nichts für sensible Damenfüße! Denn gerade haben die Paveier, ein Urgestein der kölschen Musikszene, mit ihrem diesjährigen Sessionshit „Leev Marie“ und vielen Zugaben einen mitreißenden Auftritt hingelegt. Da hielt kein Fuß still, und dies war denn auch ohne Zweifel der absolute Höhepunkt des Abends. Die anderen so verheißungsvoll angekündigten Auftritte dieser langen Ballnacht: Na ja, sie waren stets bemüht …

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Samstag, der 19. November, Punkt 19.00: Der Prinz von 2013 und Schatzmeister der Kölner Funken Artillerie blau weiß von 1870, Björn Griesemann, eröffnet den Abend schwungvoll und kündigt nach einer kurzen Begrüßung der Gäste „The King of the Mambo“ an. Zur Einstimmung erscheint erst einmal ein überlebensgroßes Bild von Lou Bega. Doch seine Bühnenperformance ist dann doch eher an seinen, dem Alter geschuldeten Beschränkungen, denn an den angeheizten Erwartungen der Gäste auf dem Parkett orientiert. Ich hätte mir auch gewünscht, dass die Töne des Entertainers häufiger mit dem Playback im Einklang gewesen wären. Für Bewegung und schmissige Tanzeinlagen sorgt aber das ansehnliche „Damenballett“.Gut, dass die Willy Ketzer Show Band für die musikalische Begleitung zwischen den Showacts verantwortlich zeichnet. Mit ihren swingenden Beats und ihrer stimmlich hervorragenden Frontfrau sorgen sie für eine stets bevölkerte Tanzfläche.
Vor der „Halbzeitpause“ kommt Marianne Rosenberg. Und das Überraschende an ihrem Auftritt ist, dass sie zumindest an diesem Abend die Rolle des weiblichen Pendants zu Lou Bega übernimmt. Denn auch hier sorgen neben Playback und einigen abseits der Spur verirrten Tönen allein ein paar anmutig tanzende Jünglinge für Dynamik auf der Bühne. Immerhin werden bei Marianne Rosenbergs „Er gehört zu mir“ nostalgische Erinnerungen wach – ebenso wie vorher bei Lou Begas Mambo Nr. 5.

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Trotzdem drängt sich mir der Gedanke auf, ob wir nicht etwas zu spät dran waren, mit den betagten Herrschaften aus dem Showbiz. Immerhin bietet der große Ballsaal im Maritim mit seinen beiden Rängen und seinem runden Grundriss einen erhebenden Rahmen. Daher ist er für mich der schönste aller festlichen Eventlocations in Köln. Auch der Service ist nicht zu beanstanden, und das Essen – ich hatte Gänseleber mit Wildkräutersalat – im Vergleich zu den anderen Festsälen Kölns überdurchschnittlich schmackhaft und mit etwas über 15,- Euro keineswegs überteuert.
Eine stimmungsvolle After-Showparty im Foyer mit frisch gezapftem Kölsch, leckerer Currywurst, jede Menge Bläck Föös-leidgeprüfter Funkengattinnen und vor allem einem FC-Sieg gegen Gladbach vom Vortag lässt einen alles in allem dennoch ausgesprochen kurzweiligen und vergnüglichen Abend ausklingen.
Photo Credit: © Kölner Funken Artillerie blau weiß von 1870 e.V., Michael Nopens /Nachrichten.net, Daniela Decker