Ein Höppemötzje im Lockdown (Lisa)

Was machen Tänzer, wenn sie nicht tanzen oder trainieren können? Ich habe selbst zwölf Jahre getanzt und weiß, wie schwer das jetzt für alle Tänzer und Tänzerinnen ist, nicht auf die Bühne zu dürfen. Darüber habe ich mit Kai, 28 von „De Höppemötzjer“ gesprochen. Was macht man jetzt in der Zeit, in der man sich nicht treffen kann? 

Wie ich im Gespräch erfahre, tanzt Kai mittlerweile drei Jahre und ist zufällig zu den Höppemötzjer gekommen. Er arbeitet als Krankenpfleger in der Notaufnahme. Aus meiner Erfahrung ist das nie schlecht, so jemanden an Bord zu haben! Die Höppemötzjer tanzen nur in Paaren und zaubern viele akrobatische Figuren auf die Bühne, die die Zuschauer begeistern.

Mich interessiert, wie man ein Teil der Truppe werden kann und wie es für ihn „damals“ war. Kai erzählt, dass man zu zwei Probetrainings geht. Dabei wird geschaut, ob man zu dieser Truppe passt und was man vielleicht schon kann. Aus seiner Sicht klingt das recht entspannt und als männlicher Tänzer hat man meist einen Pluspunkt, so Kai. Bei jeder Tanzgruppe ist das mit dem Probetraining natürlich anders. 

Ich freue mich immer mit jemanden zu sprechen, der dasselbe Hobby hat wie ich und sich auch dafür begeistern kann. Toll ist es natürlich, wenn man ähnliche Dinge erlebt hat, da kommt man superschnell ins Gespräch. 

Doch während des ganzen Austauschs wird immer wieder klar, dass die Bühne und das Tanzen Kai fehlen. Ich will wissen, wie es den Höppemötzjer im letzten Jahr ergangen ist. Kai erzählt mir, dass sie, sofern es das Wetter es zuließ, viel draußen trainiert haben, bis es gar nicht mehr ging. Doch es ist nicht nur das Training, das Kai fehlt, sondern auch mal ein schöner Abend mit den Leuten in der Kneipe. Ich denke, so geht es wahrscheinlich gerade vielen. 

Kai und ich unterhalten uns auch über andere Dinge rund um das Thema Karneval. Da er erst sein drittes Jahr bei den Höppemötzjer tanzt, frage ich ihn, wie er vorher Karneval gefeiert hat und wie sich sein Blick darauf verändert hat. „Na ja, vorher habe ich ganz normal Karneval gefeiert, aber vor allem Straßenkarneval in den kleinen Veedel. Mein Blick hat sich so verändert, dass hinter dem Tanzen mehr steckt als ein paar Tänze. Ich muss auch zugeben, dass ich, wenn ich auf einer Sitzung war, nicht immer so aufmerksam war, wenn eine Tanzgruppe auf der Bühne stand. Deswegen würde ich sagen, dass sich dahingehend mein Blick verändert hat“. 

Des Weiteren meint er, dass es genau das ist, was viele vergessen. Hinter den Tänzen steckt sehr viel körperliche Leistung.  Da kann ich ihm nur recht geben und bei dreimal Training in der Woche bei den Höppemötzjer ist das ganz klar eine Riesenleistung. Ich frage ihn, ob er im Lockdown an Motivation zu trainieren verloren hat oder nicht. Doch er meint ganz cool: „Also wenn man morgen wieder könnte, würde ich sofort losfahren!“. Das Training ist megawichtig bei diesem Sport, das wird im Gespräch auch erneut deutlich. Ohne das regelmäßige Training funktionieren am Ende die Figuren nicht und das kann dann auch schnell gefährlich werden. Um sich auch im Lockdown weiterhin etwas fit zu halten, wird via Zoom trainiert, sofern es das Wohnzimmer oder Ähnliches es zulässt. 

In ein paar Tagen ist Karneval und es gibt Online-Ersatzveranstaltungen. Ich möchte von Kai wissen, wie er dazu steht. Bisher haben wir uns eher ausgetauscht und auch viel über die Bühnenerfahrungen gesprochen, der klassische Nerd-Talk zwischen Gleichgesinnten. Kai findet die Ideen gut, allerdings eher für andere als für sich selbst. Er lenkt sich lieber ab und schaut weniger auf die letzte Session, als man Karneval noch anders erleben konnte. Ich kann ihn verstehen und ich denke, dem einen oder anderem geht es auch so. Doch am Ende steht die Hoffnung, dass das bald wieder möglich ist. 

 

Fotos: ©Kai Schnohr