Zweimal kein Dreigestirn zo sin (Brigitte)

Für den echten kölschen Jecken ist diese Session, in der Corona schon zum zweiten Mal den Fastelovend verhagelt, echt schwer. Wie ist das aber erst für solch kölsche Jecken wie Greger Hennecke, Stefan Kremer und Guido Klimmeck, die sich ein großes Projekt vorgenommen hatten und nun wohl als längstes designiertes Dreigestirn in die Niehler Karnevalsgeschichte eingehen?

Warum ein Niehler Dreigestirn?

Der ein oder andere wird sich wundern, Köln hat ein Dreigestirn und auch das ist historisch, amtiert es doch zwei Sessionen hintereinander. Stimmt, aber in vielen Veedel am Rande von Köln werden in der jecken Zeit eigene Dreigestirne proklamiert. So auch in Niehl, dem man im Ortskern noch immer die Vergangenheit als Fischerdorf ansieht. Hier wurde schon immer relativ unabhängig vom Rest der Großstadt Fastelovend gefeiert hat.

Organisiert wird das jecke Leben im Veedel und der Sonntagzug seit 1965 von der INK, der Interessengemeinschaft Niehler Karneval. Schon immer hatten die Niehler Jecke einen Karnevalsprinzen, ein Dreigestirn aber gab es das erste Mal im Jahre 2000. Seitdem hat es fünf Dreigestirne gegeben und das sechste steht jetzt in den Startlöchern …

Designierter Prinz Greger I. (Hennecke)

Designiertes Dreigestirn 

Diese Dreigestirnstradition sollte man fortsetzen, fanden Greger Hennecke, Stefan Kremer und Guido Klimmeck eines Abends vor vier Jahren beim Senatsabend in der Stammkneipe. Als Guido Klimmeck, auch liebevoll „et Frikadellche“ genannt, die Idee aussprach „Lasst uns was für Niehl tun!“, waren die anderen beiden sofort Feuer und Flamme. Das Kölsch wird sein Übriges getan haben, denn Bauer Stefan hielt das Ganze am nächsten Tag noch für einen Scherz. War es aber nicht. Und so wurden Pläne geschmiedet.

Die Drei haben sich viel vorgenommen. Neben dem Spass an dr Freud, Besuchen bei Niehler Vereinen und Gaststätten sowie über die Veedelsgrenzen hinaus und der Teilnahme am Nippeser Dienstagszug möchten sie sich vor allem um den Niehler Veedelszoch und die Pänz kümmern. Die sollen für den Fastelovend begeistert werden. Denn wenn sie als Jugendliche erstmal die Karnevalsluft von Nippes, der Südstadt oder dem Belgischen Viertel geschnuppert haben, sind sie weg aus dem Veedelskarneval. Außerdem, wenn die Pänz Spaß haben, machen auch die Eltern mit! 

Designierter Bauer Stefan (Kremer)

Und so freuen sich die drei besonders, dass die Grundschule Halfengasse schon seit mehreren Jahren im Zoch mitzieht. Inzwischen besucht Greger Hennecke jedes Jahr die vierten Klassen und wirbt für das Kinderdreigestirn. Alle, die Lust haben, sollen sich bewerben dürfen und deshalb werden Ornat und Kamelle von der INK bezahlt. Zudem geben die Kinder einen eigenen Pin heraus, der verkauft wird und jedes Jahr wieder Geld in die Kasse spült.

Designierte Jungfrau Tinni (Guido Klimmeck)

Doch dann kam Corona und der Traum von Prinz Greger I., Bauer Stefan und Jungfrau Tinni musste verschoben werden. Alle Hoffnungen richteten sich auf die Session 2022! Zwei Dreigestirne sollte Niehl haben – neben dem großen auch ein Kinderdreigestirn mit Prinz Peter (Kamps), Bauer Paulina (Harrer) und Jungfrau Renee (Vogel)! Mit einem großen Zug durchs Veedel begleitet vom Musikkorps der KG Kölsche Preußen sind alle mit viel Begeisterung am 11.11. in die Karnevalssession gestartet. Das Ornat hing im Schrank, die Tanzschritte mit Biggi Fahnenschreiber waren einstudiert. Auf der selber organisierten Proklamation waren diverse Highlights wie das Schnäuzer Ballett, die Tanzgruppe der Greesberger, Michael Hehn alias „Dä Nubbel“ und Brings als krönendem Höhepunkt eingeplant ! Und dann … dann kam die vierte Welle und die schwere Entscheidung, den Kindern für die wenigen möglichen Auftritte den Vortritt zu lassen!

Karneval 2022

Einer dieser wenigen Auftritte war die Kölsche Messe letzten Samstag in der Niehler Kirche St. Katharina. Begleitet vom grandiosen Musikkorps „Schwarz-Rot“ Köln e.V., das für diverse Veranstaltungen in Niehl eingeplant gewesen war, haben Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Diakon Werner Boller eine wunderbare Kölsche Messe gefeiert. Bei der wir zwar alle maskiert waren, aber anders als wir wollten! Sie hat auch gezeigt, dass man sich über den Nachwuchs für Niehl wenig Sorgen machen muss, wenn man den perfekten Auftritt des Kinderdreigestirns erlebt hat.

Und das große Dreigestirn? Das war natürlich dabei, Greger Hennecke hat die Kölsche Messe mitorganisiert. Aber der Frust ist nicht zu überhören. Jetzt freuen sich die drei – wie sollte es anders sein – auf das kommende Jahr! Ihren Optimismus und die gute Laune lassen sie sich nicht nehmen.

Und an den Tollen Tagen 2022 … gibt’s dann doch Wellness bzw. Urlaub statt Fastelovend! Zumindestens für zwei von dreien …

Fotos: ©BKB Verlag