Funkenbiwak – Fröhlichkeit im Angesicht der Katastrophe (Stefan)

Es ist Samstag, strahlender Sonnenschein, viertausend Jecken auf dem Neumarkt und der Präsident der Roten Funken, Günter Hunold, eröffnet wie jedes Jahr das Biwak der Roten Funken. Karnevalsstimmung pur? Eigentlich stimmt fast alles, doch eigentlich ist alles anders.

Die Jecken vor, hinter und auf der Bühne waren gekommen um Karneval zu feiern. Endlich mal wieder nach zwei Jahren Corona fröhlich mit Freunden unseren Fastelovend leben. Diesmal ist vieles anders. Überall auf dem Platze sind weiße Fähnchen zu sehen, auch Plakate mit deutlichen Hinweisen auf das, was derzeit im Osten Europas geschieht. Man ist sich der Situation bewusst, man ist solidarisch, man ist machtlos!

 

Was können Jecken schon ausrichten gegen die Allmachtträume eines psychopathischen Diktators. Putin hat beschlossen, die europäische Friedensordnung mit Füßen zu treten und setzt brutal seinen Traum von der Wiederherstellung des russischen Imperiums durch. Die Ukraine mag erst der Anfang gewesen sein, wer vermag das schon zu sagen. Die Jecken auf dem Neumarkt jedenfalls zeigen deutlich, wo sie stehen.

Ja, man ist machtlos! Ja, man hat Sehnsucht nach der Corona-Isolation endlich wieder Frohsinn zu leben. Ja, man möchte endlich wieder mal nur ein Jeck sein dürfen!

Darf man aber in diesen Zeiten fröhlich Karneval feiern? Die Jecken auf dem Neumarkt haben die Frage eindeutig beantwortet: Ja, man darf! Ja, wenn man nicht die Augen vor dem Elend der anderen verschließt! Wie passt das aber zusammen mit dem Krieg in der Ukraine? Kasalla hat das mit seinem Party-Hit „Alle Jläser huh“, wie das Publikum fand, sehr eindringlich ausgedrückt: „Auf die Liebe, auf das Leben, auf die Freiheit …“ Da haben alle mit lauter Stimme mitgesungen!

Danach gab’s dann Programm wie fast jedes Jahr. Auftritt der Traditionscorps mit Musik und Tanzpaaren. Die Blauen Funken hatte als Zeichen der Solidarität ihre Knabüs in Weiss ummantelt. Alle vereinten sich unter dem Motto „Jeck noh Fridde“, das in den jeweiligen Gesellschaftsfarben mitgeführt wurde.

So wurde dann, wie gewohnt, das Biwak der Roten Funken zu einem fröhlichen Karnevalssamstag.

Natürlich gab’s zwischendurch auch Zeit, sich zu stärken. Die traditionelle Erbsensuppe der Roten Funken.

Am Ende wars dann ein schöner Fastelovend-Tag. Oder etwa nicht? Für die einen war es endlich mal wieder befreit Karneval zu feiern! Die anderen sagen, wie kann man nur, angesichts der Panzer an unserer Ostgrenze! Wenn man die Bilder voller Sehnsucht und Frohsinn gesehen hat, kann man die einen verstehen. Wenn man im Fernsehen die Nachrichten sieht, versteht man auch die anderen. Eine Haltung, die für alle überzeugend ist, haben wir wohl noch nicht gefunden.

Bildnachweis: Foto Putin © frei; alle übrigen Fotos © BKB Verlag