Goldene Muuz für „Dä Tuppes vum Land“ (Ulla)

Jedes Jahr am 11. im 11. verleihen „die Muuzemändelcher“, Kölns älteste Karnevalistenvereinigung, die „Goldene Muuz“ in der Piazzetta des historischen Rathauses zu Köln.

Diese Auszeichnung wird an Personen und Gruppen verliehen, die sich um das kölsche Brauchtum, die kölsche Lebensart sowie die kölsche Kultur besonders verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurde Jörg Runge, im Kölner Karneval besser bekannt als „Dä Tuppes vum Land“, mit der 52. Goldenen Muuz geehrt.

Die Veranstaltung, in deren Rahmen die Verleihung erfolgt, nennt sich „Spill op d’r Rodhustrapp“ Wie der Name bereits verrät, fand diese ursprünglich vor dem Rathaus statt, was heute jedoch nicht mehr möglich ist. Später wurde sie in die Piazzetta verlegt. Geboten wurde eine großartige, fast dreistündige Veranstaltung, die vor allem von den Künstlern der „Muuzemändelcher“ gestaltet wurde. Durch das Programm führten Joachim Badura, Baas (1. Vorsitzender), und Peter Schmitz, 2. Vorsitzender des Vereins.

Nach dem Einmarsch der „Muuzemändelcher“ mit der Kapelle „Mädcher un Junge vum Zochwäch“ sprach Dr. Ralf Heinen, bis Ende Oktober Bürgermeister der Stadt Köln, ein Grußwort im Namen der Stadt. Er betonte, dass mit der diesjährigen Verleihung der „Goldenen Muuz“ an Jörg Runge ein Mensch mit Haltung geehrt wird, der wie kaum ein anderer das kölsche Wort pflegt. Er ist ein Karnevalist, kein „Kalauer Jeck“, dem es gelingt, mit seiner kurzweiligen Rede in Reimen das Charakteristische der kölschen Seele auszudrücken.

Mit „Die zwei Lebenskünstler vom Rhein“ traten zwei „Urgesteine“ der „Muuzemändelcher“ auf: Franz Kleinmann und Markus Homburg. Anlässlich des 125. Geburtstags von Karl Berbuer boten sie ein Medley seiner Kompositionen dar. Sofort stimmte der Saal in die altbekannten Lieder mit ein.

Joachim Badura bezeichnete in seiner Laudatio Jörg Runge als einen vom kölschen Karneval „Infizierten, der sich in einem unheilbaren Zustand“ befindet. Er zeichnete den Berufsweg von Jörg Runge nach, der vom praktischen Betriebswirt über Qualifizierungen zum Kommunikations- und Rhetoriktrainer bis hin zum „Tuppes vom Land“ auf den Karnevalsbühnen führte. Mit 53 Jahren ist er der bisher jüngste Träger der „Goldenen Muuz“.

Joachim Badura bemerkte, dass im Wort „Unterhaltung“ auch das Wort „Haltung“ steckt. Für Jörg Runge hat Haltung ebenso große Bedeutung wie Spaß und Witz. Seine Reden sind so bunt und vielfältig wie der Karneval selbst. Dabei scheut er sich nicht, auch Missstände offen anzusprechen.

In seiner anschließenden Rede bot „Dä Tuppes vum Land“ dem Publikum ein wahres Feuerwerk seines Variationsreichtums und brachte so manches gesellschaftliche Problem mit tiefgründigem Humor zur Sprache.

Der folgende Aufzug der „Plaggeköpp“ kündigte das alte und das designierte Dreigestirn in Begleitung des Vorstands des Festkomitees Kölner Karneval an. Neben der „Goldenen Muuz“ übergeben die „Muuzemändelcher“ jedes Jahr auch das „lachende Auge“ an das neue und das „weinende Auge“ an das alte Trifolium.

F. M. Willizil, ehemaliges Mitglied der „Höhner“, ließ es sich nicht nehmen, an seinem Geburtstag einen Strauß seiner schönsten Lieder vorzutragen. Mit Hits wie „Kumm, löss mr fiere“ und „Hey Kölle, do bes e Jefühl“ hatte er den Saal im Nu fest im Griff. Das Publikum entließ ihn selbstverständlich nicht von der Bühne, ohne ihm ein Geburtstagsständchen zu singen.

Zum Abschluss zeigten „de Pänz us dem ahle Kölle“, dass es keine strikte Trennung zwischen Kinder- und Erwachsenentanzgruppen geben muss. Von 6 bis 28 Jahren tanzen alle gemeinsam, und jede und jeder kann mit jeder und jedem tanzen. Sie setzen auf den traditionellen Karnevalstanz der leisen Töne und vergessen dabei nicht die frischen Einflüsse der Moderne.

Mit diesem abwechslungsreichen Programm aus Musik, Rede und Tanz bewies das „Spill op d’r Rodhustrapp“ erneut, dass der Kölsche Fasteleer mehr ist als „Zülpi“ und Chlodwigplatz.

Auch von AppSolut Jeck herzliche Glückwünsche an „Dä Tuppes vum Land“. Wir freuen uns auf noch viele weitere großartige Reden.

Fotos: ©Joachim Badura, Dr. Ulla Weber-Woelk