Löstige Innenstädter: Klein und großartig! (Brigitte)

Wenn sich eine Karnevalsgesellschaft die „1. Kleine“ nennt, einen Senatspräsidenten, aber keinen Senat, einen Präsidenten des großen Rats, aber keinen großen Rat hat, und jedes Mitglied Ratsherr und Senator ist, ist das echter Fastelovendsspaß. Das gibts nur bei den Löstige Innenstädter. Und wenn dann noch bei der kölschen Familije-Sitzung Cremeschnittchen auf dem Programm stehen, darf man gespannt sein.

Familiensitzung

Dienstag Abend im Sartory, das ist Tradition bei den Löstigen Innenstädtern, der Saal komplett gefüllt, überall schön und bunt verkleidete Jecken aller Altersklassen. Man kennt sich auf der Familiensitzung, das ist zu spüren. Befreundete Karnevalsgesellschaften wie die KG Köln-Rodenkirchen oder die KKG Alt-Lindenthal sind bei den Löstige Innenstädter zu Gast, von letzteren hat man gerade das Elferratsgestühl übernommen. Viele Jecken kommen jedes Jahr her. So wie Daniel, Bürgermeister aus dem belgischen Bütgenbach, dessen Einwohner seit mehr als 20 Jahren mit 50 Mann im Bus zur Sitzung anreisen. Inzwischen ist hier eine enge Verbindung gewachsen und die Kölner sind dieses Jahr das erste Mal auch beim Bütgenbacher Karneval dabei.

40 Jahre sind zwar kein jeckes Jubiläum, aber allemal Grund genug ausgiebig zu feiern. Und das hat 1. Kleine KG der Löstige Innenstädter mit einem fulminanten Programm getan. Es ging los – wie seit 40 Jahren mit dem Einzug der Plaggeköpp, des Elferrats – traditionell in den Kostümen von 11 Kölner Originalen – und den Roten Funken. 

Premierentanz

Und direkt zu Beginn gab´s eine Weltpremiere: das Präsidenten-Wibbeln! Michael Jung, Präsident der Löstigen Innenstädter ist nämlich auch Roter Funk. Also Laberdan und Krätzchen getauscht, Knabüs in die Hand und dann ging ab mit Funkenpräses Heinz Günter Hunold in die erste Reihe zum Tanz! Was für ein Einstieg!

Da hatte es „dä Tuppes vum Land“ nicht mehr schwer, mit seiner Reimrede das Publikum zu begeistern. Zumal er Aktuelles wie die Rücktritte von Klinsmann und AKK in seiner Reimrede wunderbar mit verarbeitet hatte. 

Auf der Bühne hatte sich mittlerweile was verändert, der Elferrat war ausgetauscht und Präsident Michael Jung hatte die Sitzungsleitung übernommen. Jetzt wurden nämlich die „Cremeschnittcher“ angesagt – die „Hüppende Horde“, das Männerballett mit 17 Mann aus eigene Reihen, das von Ballettmeisterin Biggi Fahnenschreiber trainiert wird. Ein echtes Highlight!

De Cremeschnittcher

Angeführt von Sitzungsleiter Ralf Käsgen als Pfarrer zogen die „Tanzpaare“ ein und legten verschiedene Tänze aufs Parkett, Hebefiguren, Würfe und Klamauk mit eingeschlossen. Die Belohnung: Klatschen und Zugabe-Rufe ohne Ende!

Wer sich fragt, woher der Name „Cremeschnittchen“ kommt, muss zu den Anfängen der Löstige Innenstädter zurückgehen. Die Idee, eine fröhliche, lustige und lockere KG zu gründen, war 1980 beim Besuch der Steubenparade in Philadelphia entstanden. Also zu einer Zeit, als die Herren noch im Smoking und die Damen im Abendkleid zu Prunksitzungen gingen. Deswegen der Name 1. Kleine KG, mit dem als Gegensatz zu den vielen großen Kölner Gesellschaften das andere neue Image herausgestellt werden sollte.

Deswegen als erste Veranstaltung eine Prunksitzung im Kostüm (!) mit einem kostümierten (!) Elferrat. Als Vereinsfarben wählte man dem Zeitgeschmack entsprechend braun und cremefarbig. Und weil der erste Präsident Bert Zorn Konditormeister und Inhaber des Cafe Riese auf der Schildergasse war, wurden die Löstigen Innenstädter sehr bald als „Cremeschnittchen“ bezeichnet. Ein schöner Name auch für die Tanzgruppe.

Mit stehenden Ovationen wurden die Herren verabschiedet und das Publikum brauchte sich gar nicht erst hinsetzen.

Grandiose Stimmung

Denn mit Querbeat und ihrem Mix aus Blasinstrumenten und Power blieb die Stimmung ganz weit oben. Ob „Tschingderassabum“, „Dä Plan“ oder „Nie mehr Fastelovend“, die 13 Bandmitglieder sangen, sprangen und tanzten auf der Bühne und das Publikum machte mit. Die erste Rakete des Abends war überfällig! 

Bewundernd, wie es dann Marc Metzger geschafft hat, das jubelnde Publikum zum Zuhören zu bringen. „Ruhe, ich bin hier am Arbeiten“! Bravourös sein Schlussakkord mit den Titeln der Bläck Fööss!

Wenn man bedenkt, dass die 1. Kleine KG Löstige Innenstädter bei der Gründung ihre Mitgliederzahl auf 45 beschränkt hat, sind ein voll gefüllter Saal und ein tolles Programm schon eine besondere Leistung. Michael Jung erzählt den aber auch, dass sich altersbedingt die Gesellschaft gerade in einer Zeit des Umbruchs befinde. Mittlerweile ist die Beschränkung aufgehoben worden und es gibt ein reges Vereinsleben.

Die Zahl der Mitglieder wächst

Jeden Monat gibt es eine Veranstaltung, neben traditionellen wie Fischessen, Sommerfest oder Weihnachtsfeier werden kulturelle Führungen durch den Kronleuchtersaal oder die Bläck Fööss-Ausstellung im Stadtmuseum und ein Vereinsfahrt nach Wien angeboten. Das wird angenommen, inzwischen kommen dank der jüngeren Tänzer bei den Cremeschnittchen immer mehr neue junge Mitglieder hinzu.

Nach der Pause ging es direkt mit 100 Prozent weiter, heizten doch die Jungs von Cat Ballou den Jecken im Saal ordentlich ein.

Sie waren quasi die Vorgruppe für das Kölner Dreigestirn, das wie kaum eines zuvor mit ihrer natürlichen, sympathischen und volksnahen Art die Herzen ihres Jeckenvolkes erobert hat.

Selbst der Sitzungspräsident bekannte, er seit total geflasht vom Dreigestirn.

Das begeisterte auch zu später Stunde noch mit seinem Bläck Fööss-Medley und als der Prinz den Dudelsack auspackte (das Spielen hat er extra für diese Session gelernt), gab´s kein Halten mehr. 

Der Abend neigt sich dem Ende zu

Mit „Achnes Kasulke“, den Original „Hellige Knäächte un Mägde“ und den „Räubern“ ging weit nach Mitternacht eine schöne Familiensitzung zu Ende. Wer Karten für die nächste Session der Löstige Innenstädter  haben möchte, sollte sich beeilen!

Bildnachweis: Alle Fotos © BKB