Hellige: Danz met uns (Brigitte)

Danz met uns! Schöner kann eine Traditionstanzgruppe ihr Motto zum 200-jährigen Jubiläum nicht formulieren! Die festliche Eröffnung ihrer Jubiläumssession haben die Hellige Knäächte und Mägde genau nach diesem Prinzip gestaltet. Die Familich der Helligen, Freunde, Weggefährten und Gäste waren in der Volksbühne am Rudolfplatz zusammengekommen, um sich auf eine tänzerische Zeitreise zu begeben und glanzvoll unterhalten zu werden. Manch Überraschung eingeschlossen!

„Familienfest“

Im Foyer empfingen Knäächte und Mägde der Helligen in ihren schönen Trachten die Gäste mit einem Spalier, Werner Wittpoth spielte dazu auf seiner Drehorgel alte kölsche Lieder. In der Halle versammelte sich die große Familie der Helligen. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause freuten sich alle sichtlich über ein Wiedersehen und Mitglieder vieler anderer Karnevalsgesellschaften kamen dazu.

Begleitet vom Kohberg Orchester unter der  Leitung von Olav Calbow eröffnete das Historienensemble den Nachmittag mit einem Tanz zu „Alaaf de kölsche Kirmesse“, einem ganz alten Volkslied. Das war der Auftakt zu einer vergnügliche tänzerische Zeitreise, die – unterbrochen von verschiedenen Programmpunkten – bis in die heutige Zeit reichte.

Stets von Krisen geprägt

Als Präsident Thomas Andersson auf die Bühne kam, um die Gäste zu begrüßen, war ihm sein Glück anzumerken. Nach langer Pause durften seine Knäächte und Mägde endlich wieder alle vor Publikum auftreten. Er erinnerte daran, dass die Geschichte der Helligen stets von Krisen, Krieg und Nöten begleitet gewesen sein. Für die Menschen seien die Helligen immer ein Lichtblick in schwierigen Zeiten gewesen, denn sie hätten mit ihren Liedern und Tänzen Freude bereitet. Danz met uns! Ein Motto, dass die Helligen Knäächte und Mägde schon seit 200 Jahren leben.

Nachdem Henriette Reker ihre Grußworte an Kölns älteste Tanzgruppe gerichtet hatte, verwies Thomas Andersson auf Weiberfastnacht. Zu seiner größten Freude wird die Oberbürgermeisterin an diesem Tag nämlich Köln in der Tracht der Helligen Magd repräsentieren.

Brauchtum

Wolfgang Oelsner, der Kölner „Karnevalsphilosoph“, brachte es in seinem kurzweiligen Vortrag übers Brauchtum auf den Punkt. „Bräuche sind etwas anderes als Events“, führte er aus, „denn sie bedeuten Kontinuität“. Während die Ausführenden des Brauchtums Anhänger einer Idee sind, handelt es sich bei Events um Eintagsfliegen. Und dieses Brauchtum leben die Hellige Knäächte und Mägde.

Sie tanzen, singen und spielen schon seit der Zeit der Bauernbänke zu den hohen Festen Kölns, auf den Kirmessen und übernehmen Ehrenrepräsentanzen im Dienste und zum Wohle ihrer Stadt. Das führt das Historienensemble heute fort, indem es in Vergessenheit geratene Kölner Tänze, Reigen und Melodien wiederaufleben lässt. Ihre beiden Tanzgruppen sind dem Reigen ohne akrobatische Höchstleistungen treu geblieben und bringen mit der altkölnischen Figur des Jeckenbääntchens und dem Bauernschütz, der die Aufführungen gesanglich begleite, viel Freude in jeden Saal.

 

Ehrungen wichtiger Personen für die Gesellschaft gehören an einem solchen Tag unbedingt dazu. So wird Choreografin Manuela Peuckert, die seit 25 Jahren für den Verein tätig ist, auch mit stehenden Ovationen auf der Bühne empfangen. Überhaupt geht das Publikum nicht nur bei den vielen kölschen Liedern wunderbar mit. Es freut sich am Gesang von Tenor Martin Koch, Ensemblemitglied der Oper Köln, und unterstützt ihn freudig bei „Och, wat wor dat fröher schön doch en Colonia“.

Tanzen verbindet

Am späteren Nachmittag standen Gäste auf den Programm. Schon lange sind die Helligen mit dem „Dellbröcker Boore Schnäuzer“-Ballett verbunden, mit den sie nicht nur die Farben Rot-Weiß-Schwarz und den Spaß, „Fastelovend ze fiere“, sondern auch die Choreografin teilen.

Begeisterung kommt beim Publikum auf, als die Kinder-und Jugendtanzgruppe eine tänzerische Reise durch ihre letzten elf Jahre vorführen. Highlight ist dann die Premiere des „Hellige“ Jubiläumstanzes.

Weltpremiere

Letzter Programmpunkt waren die Roten Funken und wer die kennt, weiß, das dauerte etwas länger. Hellige und Rote Funken hatten sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Es gab eine Welturaufführung: Das Ostermann Potpourri wurde von Helligen und einigen Roter Funken gemeinsam getanzt. „Ich weiß nicht, ob wir das überleben“, meinte Präsident Heinz-Günther Hunold vorher.

Aber sie haben es überlebt und mussten natürlich noch einen drauflegen. Nachdem sie mit viel zu viel Mann auf die Bühne marschiert waren, durften die Helligen Mägde ran, bekamen eine Knabüss überreicht und mussten selbstverständlich eins tun: mit den Funken wibbeln. Die Funken hätten vier Wochen geübt, meinte Hunold später dazu, die Mägde könnten das einfach so ohne Übung!

Was für ein Spaß und was für ein schöne Eröffnung der Jubiläumssession für die Helligen!

Bildnachweis: Alle Fotos @BKB Verlag