Die Paulinchen-Sitzung® − Ein Höhepunkt im Kölner Karneval (Ulla)

Die Paulinchen-Sitzung® ist die einzige Kölner Sitzung, die ich kenne, die als eingetragene Marke geführt wird. Im Sitzungskarneval ist sie legendär und eine Institution im Fasteleer. 1980 wurde sie von den Löstigen Paulanern für ein rein weibliches Publikum als Gegenpol zu den Herrensitzungen entwickelt und besitzt seit dem nahezu Kultstatus. Jede Frau weiß, auf der Paulinchen-Sitzung® ist immer eine Wahnsinnsstimmung.

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Aber beginnen wir von vorn:

Auf eine Damensitzung zu gehen, bedarf im Voraus intensiver Planung, welches Kostüm getragen wird. Ist man in einer Gruppe unterwegs, wird nach einem gemeinsamen Outfit gesucht. Es werden alle Künste in puncto Schneiderei, Bastelei, Malerei, Make-up- und Frisiertechnik etc. eingesetzt.

Tolle Kostüme

Bei der Paulinchen-Sitzung®, so scheint es, wird darauf besonders viel Wert gelegt. Die eigentliche Show beginnt schon im Foyer mit der Ankunft der Damengruppen. Diese zu betrachten, ist ein Genuss. Was allein aus Rut un Wieß, den Farben der Gesellschaft gestaltet wird, ist phänomenal. Aber auch andere Themen werden aufgegriffen. So sieht man Space-Nachtfalter, Candy-Women, Theaterdiven, Swinging Fifties und vieles mehr. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Hohe Erwartungen

In diesem Jahr waren die Erwartungen an die Paulinchen-Sitzung® noch etwas gesteigert, feiern die Löstige Paulaner doch ihr 75-jähriges Bestehen. Aber erst mal kam es anders als ursprünglich gedacht. Wenn auch ungewollt, startete die Sitzung mit einem Novum. Dominik Müller, Präsident der Löstigen Paulaner, konnte die Moderation nicht wahrnehmen. Schnell musste Ersatz gefunden werden.

Kölsche Moderation

Zuerst schaute man sich in den eigenen Reihen um. Welch ein Glück, dass in der „Paulaner-Famillich“ so manch eine Begabung verborgen ist. Mit Nathalie Bergdoll, Tochter eines der Senatoren der Löstigen Paulaner, hatte man eine Trumpfkarte in der Hand. Sie ist nicht nur Autorin, sondern auch Moderatorin. So hatte sie u. a. die ZDF-Mädchensitzung moderiert. Mit viel Schwung und in schönem Kölsch führte sie kenntnisreich durch die Paulinchen-Sitzung® und es gelang ihr, so manche Klippe im Programm souverän und charmant zu umschiffen.

Musikalische Highlights

Nach dem Einzug des Elferrats startete die Sitzung direkt mit einem Highlight, den Bläck Fööss. Auch in ihrer jetzigen Besetzung können sie das Publikum in ihren Bann ziehen und begeistern. Hervorragend war das Zusammenspiel von Band und Orchester Helmut Blödgen unter der Leitung von Matthias Heßler. Bei der Saxofon-Einlage der Orchestermusiker bei „Bye bye my love“ stand der Saal zum ersten Mal an diesem Abend Kopf.

Kinderdreigestirn

Bei dem folgenden Auftritt des Kinderdreigestirns Prinz Julius I. (Kürten), Bauer Severin (Rombach) und Jungfrau Benedikta (von Stülpnagel) waren die Damen wieder ruhig und konzentriert. Die drei setzen ein Zeichen für Integration. Vom kleinen Bauern konnte das Publikum die ersten Gesten in Gebärdensprache erlernen.

Das Trifolium

Zum „kleinen“ gesellte sich dann das „große“ Dreigestirn Prinz Sascha I., Bauer Werner und Jungfrau Frieda (alle Klupsch). Sie stammen aus einer Familie, was es in 200 Jahren Festkomitee Kölner Karneval noch nie gegeben hat. Die enge Verbundenheit der drei war in ihrem Auftritt deutlich zu spüren.

Natürlich ließen die Paulaner das Trifolium nicht ohne eine Spende von dannen ziehen. 555,00 € wurden ihm für ihre Spendenaktion für „Kleine Hilfe Köln e. V.“ überreicht.

Mit den Paveier kam dann eine weitere der „altgedienten“ Karnevalsbands auf die Bühne und heizte den gesangsfreudigen Damen so richtig ein.

Man hätte glauben können, dass Jürgen Beckers alias „Ne Hausmann“ mit seinem folgenden Auftritt einen schweren Stand hätte. Aber weit gefehlt. Ihm galt die ganze Aufmerksamkeit des Publikums und seine treffenden Pointen fanden großen Anklang. Es ist eines der Phänomene bei der Paulinchen-Sitzung, dass in einem Moment der Saal außer Rand und Band ist und gleich danach bei den leisen Programmpunkten aufmerksame Konzentration herrscht.

Der folgende Einzug der Kölner Paulinchen wurde frenetisch gefeiert. Die einzige Damentanzgruppe im Kölner Karneval hatte ein Heimspiel. Aber den Applaus und den Jubel, den ihre fantastische Darbietung hervorrief, ist ganz allein der großartigen Leistung der Truppe geschuldet. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Kölner Paulinchen auf dem Gebiet des akrobatischen Showtanzes die Spitzenposition im Kölner Karneval einnehmen.

 

Die Prinzen-Garde eröffnete nach der Pause die zweite Hälfte der Sitzung. Gefühlte 1000 „staatse Kääls“ marschierten mit ihrem Spielmannszug und dem Tanzpaar Sandra Wüst und Thomas Engel auf die Bühne. Wie immer gelang es ihnen, „dat kölsche Hätz“ der Damen höher schlagen zu lassen.

Bei der folgenden Band Lupo konnte der Saal wieder seine Textsicherheit und Sangesfreude unter Beweis stellen.

Die „schärfsten Schenkel“ Kölns

Die StattGarde Colonia Ahoi tritt traditionell mit Bordkapelle, Shanty Chor und dem Tanzkorps auf der Paulinchen-Sitzung® auf. Diesmal präsentierten die „schärfsten Schenkel“ der Stadt eine Show zur Musik des Films „The Greatest Showman“ und brachten den Saal erneut zum Kochen. So sehr, dass die Sitzungspräsidentin das Publikum beruhigen musste, um das Finale anzukündigen.

Ein toller Abend

Bei Cat Ballou gingen dann Pulsschlag und Herzsequenz wieder in ungeahnte Höhen. Erst nach mehreren Zugaben konnten sie die Bühne verlassen.

Nathalie Bergdoll schloss die Sitzung nicht ohne allen im Hintergrund Wirkenden zu danken. Das letzte Wort ließ sich dann Senatspräsident Uwe Kramer nicht nehmen, um Nathalie Bergdoll für ihre hervorragende Sitzungsleitung den Dank aller auszudrücken.

Schade, dass es vorbei war, aber die nächste Paulinchen-Sitzung® kommt bestimmt, und zwar am 24. Januar 2025.

 

Fotos: ©Löstige Paulaner KKG von 1949 e.V.