Das Schlusswort hat der Wilfried

Die Session 2017/2018, so, wie der Wilfried sie erlebt hat: Wat wor joot? Wat wor schlääch? Wat wor unterirdisch?

Das Motto:

„Mer Kölsche Danze Us Der Reih“, ein tolles Motto, das die Tradition der Tanzgruppen im Kölner Karneval und die herausragenden Leistungen aller Tänzerinnen und Tänzer in den Mittelpunkt gestellt hat. Aber dass es erst am Rosenmontag der endenden Session verkündet wurde, war schlecht für die Veranstalter der Sitzungen, deren Programm für die kommende Session ja schon komplett gebucht ist.

Original Tanzgruppe Kölsch Hännes'chen tanzen

Sie konnten dann nicht mehr darauf reagieren und z.B. unsere tollen Tanzgruppen, auf die das Motto sich ja bezieht, in ihre Sitzungen einbauen. So gern sie das auch möchten. Schade, wenn nicht zu sagen Driss.

Motto: Daumen hoch ?
Zeitpunkt: Daumen runter ?

Das Dreigestirn:

Besser geht’s nicht. Drei unterschiedlichste Typen verkörperten Prinz, Bauer und Jungfrau mit ihrer ureigenen natürlichen Art, die sich beim zuschauenden Volk sofort mitten in die kölsche Seele einnisteten. Daumen hoch! ?

Herzensbilder Joachim Rieger Dreigestirn Prinz Michael II.

.Herzensbilder Joachim Rieger Dreigestirn Prinz Michael II.

Herzensbilder Joachim Rieger Dreigestirn Jungfrau Emma

Die Feier am 11.11:

Was unsere OB Frau Recker über diesen Tag sagte, ist voll und ganz richtig. Aber … wo sollen die Menschenmassen hin ? Wer nicht das Privileg von Karten hatte oder sich auf dem Heumarkt befand, musste sich auf den Straßen vergnügen und teilweise dort seinen Frust auslassen. Überfüllte Müllcontainer, Kotze, Wildpinkler, Besoffene, Scherben ohne Ende, keine Toilettenwagen prägten das Umfeld um die Altstadt. Hier ist die Politik gefragt, um diesen Feierwilligen Alternativen anzubieten. Und sie versuchen es, siehe den runden Tisch.

Sessionseröffnung des Kölner Karneval

Trotzdem sollte es auch in und um der Altstadt Geränkeflaschen-Rückgabestellen geben, die meinethalben von wohltätigen Organisationen personalmäßig bestückt werden. Das Pfand geht dann an die Organistation über. Unsere Homeless People sammeln nämlich nur Plastikflaschen und Getränkedosen, da hier das Pfand wesentlich höher und das Eigengewicht der Behältnisse wesentlich leichter ist Weiberfastnacht hat sich schon viel gebessert dieses Jahr. Trotzdem hier: Daumen runter für das Verhalten dieser Feiernden. ?

Prinzenproklamation:

Mir hat sie gut gefallen. Mit diesem Dreigestirn eine Leichtigkeit. Nur dass manche der geladenen Gästeden Aufenthalt im Foyer der Anwesenheit im Saal vorziehen, geht bei mir nicht in den Kopf rein. Höhner und Konsorten spielten teilweise vor leeren Rängen, beschämend für das proklamierte Dreigestirn. Kurz rausgehen, ein Bier trinken ist doch okay, aber nicht mehr in den Saal zurückzukehren, für mich ein absolutes NO GO. Daumen runter. ?

Christoph Kuckelkorn, neuer Chef des Festkommitees:

Ein absoluter Gewinn. Volksnah, basisnah, immer da, wenn er gebraucht wurde. Feinfühlig mit kölschem Herz seine Ansprachen, bei Zick Eröm (der Dreigestirnverabschiedung ) sogar mit heißen Tränen im Gesicht.

Christoph Kuckelkorn, Festkomitee Kölner Karneval, Präsident 

Wer ihn sofort nach dem schrecklichen Pferdeunfall besorgt um seine Rosenmontagzugleute vor Ort gesehen hat, nicht nur um die Aktiven, sondern auch um die Zuschauer bemüht, hat bemerkt, dass hier ein ganz besonderer Mann das Sagen hat. Daumen hoch. ?

Fotografen, Profis oder Amateure in den Sälen:

Hier kommt mir die Galle hoch. Was sich da mittlerweile während einer Vorstellung störend in den Mittelgängen aufhält und rotzfrech einem die Sicht versperrt, um hunderte Fotos für eine Hempi Pempi Zeitung oder Internetseite zu schiessen, geht auf keine Kuhhaut. Profis wie Joachim Badura bemerkt man gar nicht. Die hocken, schnell aufstehen, flitsch flitsch und das Foto ist im Kasten.

Für Profis Daumen hoch. ?
Für Pseudofotografen Daumen ganz tief runter.?

Der Neuner-Tanz

Ach, Gänsehaut ohne Ende, Danke Dir Jens Hermes für diese Wahnsinns-Choreographie! Daumen weit, ganz weit nach oben.?

neuner-tanz, ehrengarde, prinzengarde, altstädter, blaue funken, rote funken, treuer husar, jan von werth, tanzpaare, traditionskorps, mariechen, tanzoffizier, jens hermes

Tanzgruppen:

Im absolutem Focus in dieser Session. Und ihr habt Euch super verkauft. Alle waren konditionsmäßig voll da und genossen sichtlich diese einmalige Ehre, das Sessionsmotto nach außen hin zu repräsentieren. Und das Publikum hat es Euch aus vollem Herzen gedankt. Wahnsinn, Klasse und keinerlei Kritik. Nur Positives. Daumen hoch.?

Zimmer 800 im Pullman Hotel

Das Konferenzzimmer des Dreigestirns, des Prinzenführers, der Adjudanten und der Equipe. Top Secret Room.Ich hatte die Ehre, dort des öfteren anwesend zu sein. Doch was da geschieht und besprochen wird, bleibt in Zimmer 800, und daran halte ich mich auch. Aber zwischen todernst und superlustig spielt sich da jede Facette des karnevalistischen Daseins ab. Ich habe es sehr genossen ab und zu dabei sein zu dürfen. Daumen, ohne was zu verraten hier ganz hoch.?

Pferde im Zug, ja oder nein?

Unsägliche Diskussionen mit Halbwahrheiten kommen gerade jetzt wieder nach dem Kutschenunfall auf. Diese Diskussion muss sachlich verlaufen. Wir haben im Rosenmontag eine Pferdetradition. Aber die Tradition hat sich verändert. Der Karneval ist viel lauter und aggressiver  geworden. An jeder Tribüne hämmern 100 Dezibel Musiklautstärke auf die Pferde ein, mancher Ansager brüllt den Namen des Reiterkorpsführers in das Mikrofon und fordert ein dreifaches Alaaf.

Nippeser Dienstagszug, Session 2017, Köln Karneval, Kölner Karneval 2017

Hier muss man ansetzen, um die Pferde psychisch nicht zu überfordern. Wenn Pferde kommen, Musik runter und keine brüllenden Mikrofondurchsagen. Das würde die Sache absolut entschärfen.

Wer die drastischen Maßnahmen gegenüber den berittenen Mitwirkenden und die Eignungsprüfungen auch für die Tiere kennt, weiß, daß hier super viel bis ans Limit getan wird, um soviel wie möglich in puncto Sicherheit für den Reiter, das Pferd und das Publikum zu unternehmen.

Wenn der Reporter des Express von Sedierung der Pferde vor dem Zug spricht, entbehrt das z.B  die Grundlagen eines Sachverstandes. Bin gespannt wie die Sache ausgeht.

Für laienhafte Diskussionen Daumen runter.?
Für fachmäßige Diskussionen Daumen hoch.?

Redner und Musikgruppen in dieser Session

Höhner auf hochdeutsch, Brings auf hochdeutsch? Das zeigt, dass der Karneval die regionalen Grenzen sprengt. Schade ist es, aber auch aus Sicht der Gruppen nachvollziehbar. Das neue Motto wird hier was ändern.

Guido Cantz, Blondiläum, Gürzenich, Pullman, Maritim, Karneval 2018, Fasteloven, Büttenredner

Kasalla war der absolute Publikumsmagnet. Wenn man diesen charismatischen Sänger Basti auf der Bühne sieht, weiß man auch warum.

Bernd Stelter in  Top-Form, Guido Cantz ist der absolute Profi, der Blötschkopp Marc Metzger sehr eigenwillig, kommt er oder kommt er nicht ? Wenn er einmal losgelassen wird, gibt es kein Halten. Gesundheitlich angeschlagen ist er immer noch eine scharfzüngige charmante Diva, die einen Saal abreißen kann.

Den Räuber mit ihrem Superhit – Für die Iwigkeit – gönne ich den Erfolg vom ganzen Herzen, zumal Charly die Band verlassen hat und der neue Frontmann Torben sich keinen besseren Einstand hätte wünschen können. An der Seite der liebenswerte Chaot Schrader, ehemals Gitarist bei Guildo  Horn und seinen orthopädischen Strümpfen, und beide bringen diese Band wieder absolut nach vorne.

De Höhner Härekommers Altstädter Karneval 2017 Kölner Karneval Viva Colonia Gürzenich

Bläck Fööss: Meine Band. Die neuen Sänger Mirco und Piet gliedern sich nahtlos ein. Gerade der Womenizer Mirco bringt gesangs- und aussehendmäßig die Frauenherzen zum Schmelzen. Sie gliedern sich ohne Wenn und Aber in diese Reihe der Karnevalsdinosaurier ein. Es gibt keinen besseren Gesang als denjenigen der Fööss. Hartmut, Bömmel, Gus und Andreas müssen sich im Bandbus wieder an andere Gesprächsthemen gewöhnen. Welche das sind, sag ich nicht.

Alles in allem war ich von den Leistungen aller Bands sehr angetan. Bei mancher Nachwuchsband frage ich mich aber immer wieder, warum die rumlaufen wie die Heckenpenner. Stil ist nicht das Ende eines Besens. Manche übertreiben es ein bisschen, anziehtechnisch und geruchstechnisch und verkaufen dies noch als intellektuelle Note.

Trotzdem für alle Bands, seien es die Fööss, Paveier, Brings, Räuber, Kasalla, Cat Ballou und alle anderen Bands: Daumen hoch. ?

Der Sitzungskarneval

Er erreicht eine neue Dimension. Gerade die Mädchensitzungen. Ich habe mich backstage bei der Sitzung der Damen der Ostermann-Gesellschaft an einem Sonntag aufgehalten. Stimmung und Lautstärke wie im FC Stadion. Wahnsinn. Sitzen ist sowieso nicht drin.

Herrensitzungen tauen auch langsam auf, zumal bei fast allen Sitzungen dieser Art Bier am Tisch bestellt werden kann. Trotzdem brauchen unsere Herren der Schöpfung ultimativ lange, um in die Gänge zu kommen. Bei den normalen Sitzungen hat sich eine Unsitte eingeschlichen, dass Gäste bei Gruppen einfach vor die Bühne laufen und dort wie wild gewordene Groupies anfangen rumzuzappeln. Ich bin ein erklärter Feind von Konfetti. Akzeptiere aber auch andere Meinungen. Wenn man in den ersten Reihen sitzt, liegen diese Drecksviecher auf der Oberfläche der sündhaftteuren Getränke. Die Bühne sieht aus wie Sau und alle Tanzgruppen haben Rutschschwierigkeiten beim nachfolgenden Auftritt.

Aber okay, meine Meinung, zumal selbst unsere Tanzgruppen anfangen mit Konfettikanonen beim Schlussakkord zu schießen. Es sieht spektakulär aus, das Auge isst ja mit, aber Bühne, Elferratstisch und alles andere sehen furchtbar aus.Ich habe selbst vor der Bühne zappelnde Groupies gesehen, die einem Micky Nauber von den Domstürmern während des Schlussakkords so eine Konfettikanone mitten ins Gesicht geschossen haben. Oder bei einem Auftritt der Micky Brühl Band, wo so viel Konfetti von hinten auf die Band geschossen wurde, dass die Keybordspieler ihre Tasten nicht mehr sehen konnten. Gut ich bin dagegen, andere sind  dafür. Es gibt schon Säle, in denen diese Art der optischen Bereicherung strengstens verboten ist.

Für die Stimmung in den Sälen Daumen hoch. ?
Für Konfetti  Daumen runter. ?

Polizei und Rettungskräfte

Sie halten im Notfall den Kopf für uns hin. Unmassen von Polizeibeamten standen während des Rosenmontagszuges an der Seite. Freundlich, aber sehr direkt in der Umsetzung ihrer vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen. Ich weiß nicht ob es ihnen auch Spaß macht, aber ich habe keinen schlecht gelaunten Beamten gesehen.

Die Rettungs- und Einsatzkräfte haben ihr Können beim Kutschenunfall gezeigt. Das war 100%ig. Die Organisation klappte hier wie am Schnürchen.

Die Zuschauer am Appellhofplatz, sofern nicht unter Schock, solidarisierten sich mit den Einsatzkräften. Handyfotografen wurden massivst angegangen. Decken wurden als Sichtschutz hochgehalten um Gafferfotos zu vermeiden. Dabei standen die Zuschauer mit dem Rücken zu den am Boden liegenden Verletzten um ein Durchdringen von Nichtberechtigten zu verhindern.

Hier der Daumen ganz weit hoch! ?

Das war in einer kleinen Zusammenfassung mein subjektiver Eindruck der Session 2017/2018. Sollte ich jemanden auf den Schlips getreten haben, bitte ich um Nachsicht.

Bis zur Session 2018/2019, Euer Wilfried

Bildnachweis: Fotos 1,3,4,5, Joachim Rieger; Foto 2 Joachim Badura; alle andere Fotos BKB Verlag.