Jeckstream: Meine digitale Sitzung (Sarah)

Eine Sitzung auf Abstand, das soll gehen?! Ich konnte es mir vor dem Wochenende nicht vorstellen, doch dann habe ich den Jeckstream ausprobiert. Karneval mit Abstand und digital – kann man mal machen, dachte ich mir. Mit den aktuellen Kontaktbeschränkungen ist das leider eine Sitzung zu zweit und keine Riesenparty, aber man macht das Beste daraus. Einmal jeck, immer jeck – auch in der Pandemie.

Was ist der Jeckstream?

Jeckstream ist eine Onlinesitzung, welche man sich selbst zusammenstellen kann. Man kann zwischen Künstlern und Rednern wählen und sich Moderation und Reihenfolge aussuchen. Ich konnte mich für acht Künstler/Redner entscheiden und diese selbst bestimmen. Eigentlich ganz cool, denn bei einer physischen Sitzung hat man als Jeck ja kein Mitspracherecht bei der Programmauswahl und muss da einfach durch. Wobei ich sagen muss, dass man dann auch oft wegen der Stimmung automatisch durch das Programm getragen wird, selbst wenn einem ein Punkt auf der Agenda mal nicht zusagen sollte. 

Ich finde die Idee hinter Jeckstream sehr spannend und eigentlich einen Gedanken wert dieses beizubehalten. Bei einem Preis von 9,99 Euro pro Person im kleinsten Paket ist die Sitzung zu Hause absolut preiswert. In einer normalen Session können sich nicht immer alle die Tickets für die großen Sitzungen leisten und es gibt viele Menschen, die aus gesundheitlichen oder Altersgründen nicht mehr an einer Sitzung teilnehmen können. So könnte diese Alternative auch in Zukunft Bestand haben könnte. Ich würde es zumindest gut finden und mit Sicherheit selbst noch einmal nutzen wollen. In einer Gruppe zu Hause, wenn wieder erlaubt, würde es tatsächlich auch jede Karnevalsparty abrunden. 

Mein persönliches Programm

Nun kommen wir mal zu meinen eigenen Eindrücken. Wie gesagt, wir waren zu zweit. Keine große Party, aber Snacks und Kölsch gab es natürlich dennoch. Es musste ja ein wenig zum Motto passen. Und Karneval kann man eindeutig auch zu Hause im Stillen feiern. Ich habe mir also sieben Künstler, das Dreigestirn und eine Rednerin ausgesucht und meine 170 Minuten konnten beginnen. Grundsätzlich ist die Programmführung schon einmal sehr simpel und das streamen ging einwandfrei. 

Das Studio für den Jeckstream könnte auch einer der großen Säle sein, daher alles erst einmal wie immer. Begleitband und Moderation passten ebenfalls. Aber so eine Fastelovendsstimmung ins Wohnzimmer zu bekommen ist echt nicht leicht und ich muss sagen, nicht jede Band hat das über den Bildschirm hinaus geschafft. Ich stelle es mir durchaus schwierig vor, ohne Publikum zu performen. Ich habe bekannte Bands wie Räuber, Brings, Klüngelköpp und Miljö ausgewählt und auch eine Neuheit für mich: Fiakso. Als Rednerin hatte ich die Frau Kühne ausgesucht, weil sie mir live schon gefallen hatte. In Summe bin ich sehr zufrieden mit der Auswahl.

Gab es Highlights?

Allerdings! Ich muss gestehen, dass ich ein großer Bringsfan bin, aber wie diese Jungs eine Stimmung über den Bildschirm hinaus transportieren können, ist unglaublich. Stefan Brings hat liive schon eine ganz besondere Art sein Publikum zu berühren, doch im Stream war das noch einmal eine Stufe besser. Mit dem Song „Mir singe Alaaf“ konnte er mich voll in meiner Stimmung abholen und ich saß schunkelnd und mit Tränen in den Augen auf der Couch. Gott sei Dank hat mich dann „Polka, Polka, Polka“ von der Couch gerissen und ein Mitwippen und Mitsingen war eigentlich völlig vorhersehbar. Großes Kino, so was transportieren zu können.

Aber nicht nur die Jungs von Brings, sondern auch Miljö und Klüngelköpp hatten Spaß auf der Bühne und das quasi ohne Publikum. Man hat einfach gesehen, mit welchem Gefühl diese Bands auf die Bühne gegangen sind. Vielleicht nimmt man Emotionen beim Stream noch genauer wahr, weil man näher dran ist als unter Umständen im großen Festsaal. 

Meine neue Entdeckung war tatsächlich Fiasko. Ich hatte die Band bisher nicht so sehr auf dem Schirm, aber durch den Jeckstream für mich entdeckt und ich werde bestimmt nun öfter genau hin hören.

Auch das kleine und das große Dreigestirn haben mir sehr gut gefallen. Beide Gruppen hatten sehr emotionale Reden vorbereitet und konnten gleichfalls über den Fernseher überzeugen.

Alles in allem eine sehr coole Idee von den Machern von Jeckstream! Und wie gesagt für mich nicht nur eine Idee für diese Session, sondern generell. Ein Interview mit den Jungs wird es noch hier für euch geben, denn wir wollen natürlich auch ein paar Hintergrundinformationen wissen. Mein Tipp: Probiert es einfach mal aus und unterstützt damit unser Brauchtum und unsere Kultur in Köln. Ach so: Und eine Pappnas, auch auf der Couch, ist Pflichtprogramm. 

Als Schlusswort möchte ich ein Zitat von der Jungfrau des großen Dreigestirns aufgreifen, nicht der originale Wortlaut, aber die Aussage fand ich schön: „ Den Kölschen wird keine Pandemie im Herzen erreichen, denn uns erreicht für gewöhnlich nur der klassische Frohsinn ganz tief im Herzen, und so hoffen wir auf bessere Zeiten und diese werden auch kommen.“ In diesem Sinne vun Hätze dreimol Kölle Alaaf!

Fotos ©Sarah Weber